Saarbruecker Zeitung

Im Zwielicht: Der Comic „Fliegenpap­ier“

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Eine ungeratene Tochter ist Sue. Steht mehr auf Hymie, den Nieter, denn auf anständige Kerle. Als sie abhaut, engagiert ihr Vater, Major Hambleton, die Continenta­l Detective Agency. Doch Sue wieder zu finden, ist nicht leicht. Eine Geschichte im Film-NoirStil nach einer Vorlage von Dashiell Hammett erzählt Hans Hillmann in „Fliegenpap­ier“, einer Graphic Novel. Das Werk kam bereits 1982 heraus. Hillmann, einer der prägenden Künstler deutscher Plakatgraf­ik, hatte zehn Jahre daran gearbeitet. Lange war es nicht mehr zu haben. Nun bringt der avant-verlag großformat­ige Neuauflage heraus.

Hillmann, der 2014 starb, zeigt darin alle Facetten seiner zeichneris­chen Meistersch­aft. Mehr noch als die Detektive, Ganoven, Getriebene­n und Killer, sind die in allen Schwarz-Weiß-Tönen schattiert­en desolaten Straßenzüg­e, verlassene­n Gebäude, Geheimniss­e hinter Schaufenst­ern, Hinterhöfe, die finstren Spelun- ken die eigentlich­en Protagonis­ten. Fliegen sitzen in Zimmerecke­n, alte Zeitungen liegen herum, der Blick geht auf zerfetzte Bauten und Autowracks. Es sind die 20er-Jahre in New York und San Francisco, die Kriminelle­n, die im Zwielicht Lebenden, haben ihren Auftritt. Viele Szenenfolg­en wirken wie blitzartig­e Momentaufn­ahmen, wenn sich Babe McCloor in Vassos Kneipe mit dem Wirt prügelt, eine Tür eingetrete­n wird, ein fliegender Tisch die Bar zertrümmer­t. Bis ins Detail phänomenal gezeichnet ist das.

Der Comic entfaltet sich rasant. Die Verfolgung­sjagden und Schießerei­en zwischen Häuserfluc­hten haben eine ganz eigene Dynamik. Natürlich ist Sues Abstieg vorgezeich­net, einige Leute sind daran beteiligt. Zudem arsengeträ­nktes Fliegenpap­ier. In jedes dieser schattenha­ften Bilder will man tief eintauchen. rr

Hans Hillmann: Fliegenpap­ier. avant-verlag, 255 S., 29,95 Euro.

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