Auf ewig jung geblieben
Auch mit 65 beweist Iris Berben, die große Dame des deutschen Films, jugendliche Spielfreude
„Älter werde ich später“– das Buch schrieb Iris Berben mit 55. Und der Titel hat noch immer Gültigkeit: In der Jugendwahnsatire „Miss Sixty“, die heute in der ARD läuft, zeigt die 65-Jährige keine Alterserscheinungen.
Berlin. Mit dem schönsten Geschenk hat es dann doch nicht geklappt. Ursprünglich am vergangenen Mittwoch, Iris Berbens 65. Geburtstag, erwartet, ließ sich Enkelsohn Nummer zwei noch Zeit. Der kann jetzt schon mächtig stolz sein – eine schönere Oma dürfte es in Deutschland kaum geben. Dabei fühlt sich die große Dame des deutschen Films mit zunehmendem Alter wieder wie 18, wie sie kürzlich in einem Interview verriet. „Ich probiere wieder mehr aus, bin unangepasster.“Mit ihrem Alter kokettiert die ewig Junggebliebene auch in der Komödie „Miss Sixty“.
Aus ihren wilden Jugendjahren macht die in Detmold geborene Berben kein Geheimnis. Vorlaut und aufmüpfig, schmiss sie die Schule und stürzte sich ins Partyleben. Vor der Kamera stand sie schon früh: Als 18-Jährige spielte Iris Berben in Kurzfilmen der Hamburger Kunsthochschule. Einem größeren Publikum wurde die Aktrice erstmals Mitte der 70er-Jahre als Chantal in der Serie „Zwei himmlische Töchter“bekannt. An der Seite von Edgar Selge rechnet Iris Berben in der Komödie „Miss Sixty“als liebenswert-kratzbürstige Molekularbiologin Luise Jansen auf witzigeWeise mit dem Jugendwahn ab.
Ihr Comedytalent stellte sie auch an der Seite von Diether Krebs in „Sketch-up“unter Beweis. Zum Liebling der Zuschauer avancierte sie ab 1987 in der Familiensaga „Das Erbe der Guldenburgs“. In den 90erJahren entwickelte sie mit Sohn Oliver ihre inzwischen wohl bekannteste Figur, dieKommissarin Rosa Roth der gleichnamigen ZDF-Krimireihe.
Die Jahrtausendwende bremste Iris Berben kein bisschen. Ihre schauspielerische Klasse bewies sie vor allem in
den Rollen starker Frauen, etwa 2005 in „Die Patriarchin“, in der Thomas-Mann-Verfilmung „Buddenbrooks“, als Industriellen-Ikone Bertha Krupp in „Krupp – Eine deutsche Familie“oder 2013 in „Der WagnerClan“. Für das Drama „Liebesjahre“heimste Berben 2012 den Grimmepreis ein.
Immer wieder nutzt Iris Berben ihre Popularität, um im Rahmen von Lesungen Flagge gegen Antisemitismus und Ausländerhass zu zeigen. Für ihr Engagement erhielt sie unter
anderem das Bundesverdienstkreuz und wurde vom Zentralrat der Juden Deutschlands mit dem Leo-Baeck-Preis ausgezeichnet.
Eine Frau also, die das Zeug zur Kanzlerin hat, was sie dieses Jahr auch in der Komödie „Die Eisläuferin“unter Beweis stellte. Zur Zeit schlüpft sie in „Connie & Co“in die Oma-Rolle. Dass sie dabei umwerfend aussieht, muss nicht extra erwähnt werden.