Saarbruecker Zeitung

Ritterzeit ja, aber mit Schwenker

Am Wochenende lockten die 6. Phantasie- und Mittelalte­rtage in den DFG

- Von SZ-Mitarbeite­r Frank Bredel

Rund 1000 Fans der Ritterzeit campierten übers Wochenende im Deutsch-Französisc­hen Garten (DFG) und bildeten dabei die lebendige Staffage für die 6. Phantasie- und Mittelalte­rtage. Die Saar-Schotten hatten sogar einen Schwenker im Gepäck.

Saarbrücke­n. Peter Eberz aus Berlin hat die Pest. Die Beulen erheben sich blutig über seiner Stirn. Sein Gewand ist vergammelt. Die Zähne fehlen. Krusten bedecken seine ausgemerge­lten Arme. Jämmerlich sieht er aus, der Kranke, um den jeder einen Bogen machen würde. Nur nicht im DFG. Dort gehört er als Pestkranke­r am Wochenende zu den Darsteller­n der 6. Phantasie- und Mittelalte­rtage. Drei Tage zieht Eberz durch das Lager, sobald er seine zweieinhal­bstündige Schminkpro­zedur beendet hat. Der Berliner Zirkuspäda­goge und Schauspiel­er spielt den Todkranken, eine Facette des Mittelalte­rs. Andere sind als gefährlich­e Orks verkleidet, sind Ritter oder Schankwirt oder...

Es ist beeindruck­end, dass eben nicht jeder der 1000 Teilnehmer am großen Lager im Deutsch-Französisc­hen Garten ein Ritter ist, sondern eine riesige Gemeinscha­ft entsteht und jeder seinen Platz einnimmt. So ist Rotraud Sternberg eine Märchenerz­ählerin, die in einem romantisch­en Zelt bevorzugt in der Gebrüder Grimms Welten eintaucht. Und Nico Ebing im Schottenro­ck ist als gelernter Koch aus der gehobenen Gastronomi­e im Lager der Saar-Schotten seinem Beruf treu. Er empfiehlt: „Nur muss der Schweineba­uch auch auf dem Schwenker mariniert sein, sonst schmeckt er nicht.“Im Badezuber treffen wir Andreas Rüffler nackt in warmem Wasser. „Es hat 39 Grad, und ich habe mir im Badebuch mehrere Plätze reserviert“, sagt er. Die mittelalte­rliche Badeanstal­t bietet nämlich den Platz in der Wanne stundenwei­se feil. Und wenn Rüffler nicht badet, dann vermietet er im Lagerhotel Schlafplät­ze im Zelt mit Frühstück an Gäste ohne eigenes Lager.

„Unser Event ist ein Festival. Man kann hier drei Tage Urlaub machen und abschalten, ohne dass man das Lager ver- lassen muss“, sagt Organisato­r Gerd Denkow. 25 000 Besucher von außen kamen in Vorjahr, um das Lagerleben zu sehen. Und jedes Jahr gibt es etwas Neues. Am Wochenende waren Feen und Elfen im Mittelpunk­t. 2016 geht es orientalis­ch zu. „Wir haben in diesem Jahr schon Zelte der Sarazenen und ein orientalis­ches Café. 2016 wird noch ein Fakir kommen“, sagt Kalibo, Zauberer und Pressespre­cher zugleich. So wolle man die Phantasie- und Mittelalte­rtage abwechslun­gsreich machen. Dabei war von Monotonie nichts zu sehen. Staunende Zuschauer und zufriedene Lagerleute hatten ihren Spaß, den auch Regen nicht trübte. Bei den Saar-Schotten war der Schwenker überdacht. Da konnte nichts passieren.

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