Russen drohen lange Sperren, IAAF im Zwielicht
Neue Vorwürfe gegen Leichtathleten – Harting gibt Blutwerte zur Veröffentlichung frei
Das Thema Doping dominiert kurz vor der WM weiterhin die Leichtathletik. Zwei Wochen nach ihren ersten großen Enthüllungen haben ARD und „Sunday Times“nun noch einmal nachgelegt.
Frankfurt. Eine Woche vor Beginn der WM in Peking haben die ARD und die britische Zeitung „Sunday Times“weitere Erkenntnisse zum großen Doping-Problem in der Leichtathletik veröffentlicht. So drohen Recherchen der „Sportschau“zufolge mehreren russischen Spitzen-Läuferinnen und Trainern langjährige Sperren. Nach einem weiteren ARDBericht mit Hilfe der „Sunday Times“blockiert der Weltverband IAAF auch weiter die Veröffentlichung einer brisanten DopingStudie zur WM 2011.
Wissenschaftler der Uni Tübingen hatten vor vier Jahren in Daegu/Südkorea mehrere Hundert Athleten befragt. Auf dieser Grundlage kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass „29 bis 34
800-Meter-Olympiasiegerin Maria Sawinowa (links) und die Dritte Jekaterina Poistogowa werden des Dopings verdächtigt.
Prozent“der 1800 WM-Teilnehmer in den zwölf Monaten vor den Wettkämpfen gegen AntiDoping-Regeln verstoßen haben. Erste Erkenntnisse dieser Untersuchung wurden 2013 von der „New York Times“publiziert. Zwei Jahre später würde sich die IAAF noch immer gegen eine Veröffentlichung der Version stemmen, behaupten die Autoren. Das sei ein „ernsthafter Ein- griff in die Publikationsfreiheit“, heißt es in einer Stellungnahme der Universität. Die IAAF wies die Vorwürfe zurück.
Als Reaktion auf die immer neuen Doping-Enthüllungen haben deutsche Spitzenathleten wie Robert Harting ihre Blutwerte zur Veröffentlichung freigegeben. „Wenn eindeutig ist, wie wir arbeiten – ist doch gar keine Frage, dass man das irgendwie zeigen kann“, sagte der Diskus- Olympiasieger. Auch 800-Meter-Läufer Robin Schembera und Geher André Höhne gaben ihre Werte frei. Sie stammen aus der Datenbank des Weltverbandes IAAF, die zuvor der ARD und der „Sunday Times“zugespielt worden war. Auf diesen insgesamt 12 000 Bluttests basieren auch die Recherchen, nach denen etwa ein Drittel der WM- und OlympiaMedaillengewinner in den Ausdauer-Disziplinen von 2001 bis 2012 Doping-verdächtige Werte gehabt haben sollen.
Bei den belasteten russischen Athleten soll es sich um die 800Meter- Olympiasiegerin Maria Sawinowa, die Olympia-Dritte Jekaterina Poistogowa sowie zwei Nachwuchsläuferinnen handeln. Beiden droht eine weltweite vierjährige Sperre. Laut der „Sportschau“hat die IAAF den russischen Verband dazu aufgefordert, eine Stellungnahme zu den dokumentierten DopingVergehen abzugeben. dpa