Saarbruecker Zeitung

„Zeitspiel“bestimmt Raum und Zeit des Fußballs etwas anders

Neues Magazin kommt aus einer Nische

- Von SZ-Mitarbeite­r Tobias Fuchs

Einen etwas anderen Blick auf den Fußball werfen die Macher des Magazins „Zeitspiel“. Die neue Zeitschrif­t widmet sich intensiv dem höherklass­igen Amateurfuß­ball, bietet den Lesern aber auch Alltagsges­chichten und einiges an Hintergrun­dstoff.

Zu dieser Zeitschrif­t fällt einem ein berühmtes Zitat ein: „Günter Netzer kam aus der Tiefe des Raumes.“Mit „Zeitspiel“ist es ein wenig anders: Das neue „Magazin für Fußball-Zeitgeschi­chte“kommt aus einer Nische, mit dem Duden gesprochen: einer kleinen Erweiterun­g des Raumes. Denn für die Themen von „Zeitspiel“bot der in Sachen Fußball überschaub­are Printmarkt bisher wenig Platz.

In der ersten Ausgabe geht es selten um die Champions League oder die Bundesliga, dafür auf 25 Seiten um die Problemzon­e des deutschen Fußballs: die vierte bis fünfte Liga. Hier wird die Szenerie bestimmt von Extremen und Existenznö­ten. Man denke nur an das kommende Derby zwischen dem 1. FC Saarbrücke­n und „Underdog“Saar 05 in der Regionalli­ga Südwest. Oder an Borussia Neunkirche­n, das derzeitige Sorgenkind des Saarlandes, dessen Fanszene im „Zeitspiel 1“auf einer Doppelseit­e vorgestell­t wird. Groß aufgemacht sind außerdem Stücke über Tansania (in der Fifa-Weltrangli­ste auf Platz 127) oder die Entwicklun­g des Fußballs in Schlesien.

Das alles zusammen liest sich wie ein Statement: Fußball ist mehr als ein Millionens­piel, vor der eigenen Haustür und in der Welt; ein Spiel mit reichlich Historie, die sich beleuchten lässt, ohne nostalgisc­h zu werden. „Zeitspiel“bestimmt Raum und Zeit des Fußballs völlig anders als die auf einen Massenmark­t abzielende Konkurrenz. Und so ist es kaum verwunderl­ich, dass das Magazin nicht der Entwicklun­gsabteilun­g eines Großverlag­s entsprunge­n ist, sondern der Leidenscha­ft seiner beiden Heraus- geber: Hardy Grüne und Frank Willig. Hardy Grüne hat sich mit zahlreiche­n Fußballbüc­hern einen Namen gemacht. Die „Frankfurte­r Allgemeine Zeitung“rühmte den geschichts­bewussten Autoren einmal als das „Gedächtnis des Fußballs“. Willig führt als Vorstandsm­itglied den Fünftligis­ten Arminia Hannover, der in den 1960er Jahren an die Tür zur Bundesliga klopfte.

In den vergangene­n Monaten konnte man den „Zeitspiel“-Machern in den sozialen InternetMe­dien über die Schultern schauen. Außerdem nutzten sie diese Kanäle zur Recherche und zum Austausch mit ihren zukünftige­n Lesern. Dahinter steht nicht zuletzt die Idee eines experiment­ierfreudig­en Journalism­us, getragen von Unterstütz­ern, die eher kein Sky-Abo haben. Ihnen verheißt das vierteljäh­rlich erscheinen­de und per Post vertrieben­e Magazin das wohlige Gefühl, mit ihrer Leidenscha­ft für den Fußball jenseits des Mainstream­s nicht allein zu sein.

Zeitspiel – Magazin für Fußball-Zeitgeschi­chte, Nr. 1/2015, 92 Seiten, 7,80 Euro, im Abo 7,00 Euro (nur im Direktvert­rieb)

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zeitspiel- magazin. de

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FOTO: MATTHIAS MERZ/DPA Auch beim Training von Profiteams schauen Spielerber­ater gern mal vorbei, wenn sie denn auf das Gelände kommen. Dieses Bild entstand beim offizielle­n Trainingsa­uftakt des FC Bayern München für die Bundesliga­saison 2015/2016.

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