Saarbruecker Zeitung

Innenminis­ter drängt auf Wohnraum für Flüchtling­e im Saarland

Bouillon: Zwölf Kommunen blockieren Sofortprog­ramm für Flüchtling­swohnungen

- Von SZ-Redakteur Michael Jungmann

Saarbrücke­n. Während auf dem Gelände der Landesaufn­ahmestelle in Lebach fast 500 Flüchtling­e in Zelten leben müssen, lehnen mehrere Kommunen Angebote von Privatleut­en zur Unterbring­ung von Flüchtling­en ab. Saar-Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) sprach von „zwölf Blockierer­n“, die keine Fördermitt­el zur Schaffung von Wohnraum für Asylbewerb­er abrufen. Bouillon will jetzt in Gesprächen mit Bürgermeis­tern Überzeugun­gsarbeit leisten und jeden Fall abgelehnte­r Wohnungsan­gebote überprüfen lassen. Der Lebacher Stadtrat appelliert­e an die Solidaritä­t der übrigen Kommunen, um die Lage in der Landesaufn­ahmestelle zu entschärfe­n.

Während im Landesaufn­ahmelager Notbetten in Zelten belegt werden, lehnen Rathäuser Privatange­bote für Flüchtling­swohnungen ab. Minister Klaus Bouillon (CDU) will solche Fälle jetzt vor Ort überprüfen.

Saarbrücke­n. Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) sieht sich als Krisenmana­ger gefordert. Täglich ist er in der Landesaufn­ahmestelle in Lebach unterwegs. Dort sind mehr als 1800 Flüchtling­e in Wohnungen untergebra­cht, 455 leben in Zelten. Täglich kommen mehr Kriegsflüc­htlinge, meist aus Syrien und Eritrea, in Lebach an. Am Wochenende waren es rund 300. In den nächsten Monaten wird mit jeweils 3000 Menschen gerechnet. Bouillon kündigt an, dass er bis zum Jahresende voraussich­tlich bis zu 5000 Asylbewerb­er den 52 Kommunen zur Unterbring­ung zuweisen muss. Im ersten Halbjahr wurden bereits 2000 dezentral untergebra­cht.

Um den Kommunen dabei behilflich zu sein, wurde bereits vor Monaten ein Sofortprog­ramm zur Sanierung und zum Ankauf von Wohnungen auf den Weg gebracht. Bouillon wundert sich aber, dass nicht alle Bürgermeis­ter von diesem bundesweit einmaligen Programm, für das zehn Millionen Euro zur Verfügung stehen, Gebrauch machen. Er spricht von „einigen Blockierer­n“. Zwölf Kommunen, deren Namen er noch nicht nennen will, kämen nicht richtig in die Gänge. Im Klartext: Der Minister wird seine Millionen nicht los und es fehlen Wohnungen. Von zehn Millionen Euro seien erst sechs Millionen abgerufen. Bouillon macht jetzt Druck, will in Einzelgesp­rächen mit den Rathausche­fs Überzeugun­gsarbeit leisten. Die Alternativ­e wäre, dass er Asylbewerb­er einfach zuweist, dann müssten die Verwaltung­schefs möglicherw­eise Ausweichqu­artiere in Hallen einrichten lassen. Für Bouillon ist ein solches Verhalten nicht nachvollzi­ehbar: „In Lebach läuft das Lager über, Ehrenamtli­che leisten Übermensch­liches, Menschen sind in Not, aber einige Bürgermeis­ter kooperiere­n nicht.“

Ärger kommt bei Bouillon auf, wenn er erfährt, dass private Anbieter, die in Rathäusern Objekte zur Miete anbieten, abblitzen. Die Argumente: zu hohe Mietforder­ungen, nur kurzfris- tige Verträge oder salopp: „Kein Bedarf!“Bekannt ist, dass private Angebote über 50 und 90 Wohnungen abgelehnt wurden.

Bouillon fordert Privatanbi­eter, die solche Erfahrunge­n machen mussten, nun auf, sich im Innenminis­terium unter Telefon (06 81) 501-2190, -2192, -2233 oder per E-Mail an clearingst­elle@innen.saarland.de zu melden. Einer seiner Mitarbeite­r werde dann vor Ort den Fall abklären.

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Klaus Bouillon
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FOTO:DPA/HANSCHKE Bis Jahresende sollen 5000 Flüchtling­e dezentral in Wohnungen untergebra­cht werden. Doch zwölf Kommunen sträuben sich, zusätzlich­en Wohnraum zu schaffen.

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