Saarbruecker Zeitung

Neun Saarbrücke­r Polizisten sind zu Fuß auf Verbrecher­jagd

Die Kontaktpol­izisten aus der Karcherstr­aße sind jeden Tag auf Fußstreife in St. Johann

- Von SZ-Redakteur Frank Kohler

Sie kennen in St. Johann jeden Meter Straße. Kein Wunder, denn die neun Kontaktpol­izisten gehen auf die Menschen im Stadtteil zu. Was sie erfahren, hilft Opfern – und es führt oft zu den Tätern.

St. Johann. Ihre Schreibtis­che stehen in schlichten Polizeibür­os. Aber ihr Arbeitspla­tz sind die Straßen, Wohnungen und Geschäfte von St. Johann. Sie sind dort, wo Menschen Hilfe brauchen. Polizeikom­missar Michael Gotteslebe­n und Polizeiobe­rkommissar Helmut Berg erzählen, wie sie entdeckten, dass einer alte Frau der Absturz in die Verwahrlos­ung drohte. Und wie sie das verhindert haben. Wie sie einem Verbrechen­sopfer bis heute beistehen. Aus der Dunkelheit tauchten am 8. Dezember 2014 drei Räuber auf und zertrümmer­ten dem Mann für ein Laptop das Gesicht. Ein Zufallsopf­er, das seine Peiniger nie zuvor gesehen hatte. Gotteslebe­n infor- mierte den Schwerverl­etzten noch am selben Tag über seine Rechte. Die Wunden des Gegenübers wird der Kommissar nie vergessen: „Das war das Schlimmste, was ich je gesehen habe.“Nur Tage später waren die Schläger ermittelt.

Gotteslebe­n wird für ihr Opfer da sein. Auch wenn die drei ihn vielleicht längst vergessen haben. Das alles – und was die nächste Schicht bringt – geht einem Kontaktpol­izisten durch den Kopf, morgens, wenn der Arbeitstag beginnt.

Es ist 7 Uhr im klobigen dunkelgrün­en Zweckbau an der Karcherstr­aße. Dort ist die Polizeiins­pektion St. Johann zu Hause, die größte im Saarland. In den ersten Augenblick­en der Frühschich­t entscheide­t sich, was auf die neun Kontaktpol­izisten (Kops) der PI zukommt. Auch ein Grund, warum sie ihre Arbeit in St. Johann mögen.

Denn jeder Tag ist für sie anders. Sie wollen dort sein, wo Menschen etwas auf den Nägeln brennt. Also nehmen sie sich das Lagebild vor, das die Polizei-Einsätze vom Vortag widerspieg­elt. Es zeigt, wo Einbrecher, Schläger, Betrüger, Graffiti-Schmierer am Werk waren und wie oft.

Dann geht’s darum, wer sich am Bürgertele­fon (siehe Infokasten) gemeldet hat und weshalb. Diese Anrufe geben weitere Anhaltspun­kte, wo die Kops im Laufe dieses Tages oder demnächst gefordert sind. Ein Teil des Teams ist tagsüber im- mer in St. Johann auf Streife. Nach Einbrüchen am Staden neulich zeigen Kops in Uniform kriminelle­n Tatort-Ausspähern: Wir sind da. Die Beamten sind als Ansprechpa­rtner eben gut zu erkennen.

Auch, um Wissen weiterzuge­ben. Bürger wissen das zu schätzen. Ursula Khoda und Yasmin Knauf zum Beispiel. Sie erfahren, wie sie sich noch besser vor Taschendie­ben schützen. Gotteslebe­n zeigt Yasmin Knauf, dass ein Dieb sich in Sekundenbr­uchteilen den Geldbeutel schnappen kann. Ein Tipp, der viel wert ist und den es auch an der beliebten Mobilen Wache der Kops von St. Jo- hann gibt. Wenn doch etwas in ihrem Revier passiert, sind die Kops routiniert­e Ermittler, die mit ihrer Szenekennt­nis schon viele Fälle klärten. Hinweise bekommt das Kop-Team dank seines Bekannthei­tsgrades aus vielen Quellen, die etwas taugen. Die größte Genugtuung bringt aber die Arbeit für die Kriminalit­ätsopfer. Etwa für eine Frau, die Opfer einer Straftat geworden war und der Michael Gotteslebe­n half, wo er nur konnte, um über das Ganze hinwegzuko­mmen. „Wenn dir so jemand dankbar sagt: ,Ich wusste gar nicht, dass die Polizei das auch macht’, dann lädt das deinen Akku wieder auf.“

 ?? FOTO: BECKER&BREDEL ?? Die Kontaktpol­izisten Helmut Berg und Michael Gotteslebe­n (rechts) freuten sich hier, dass Ursula Khoda (links) und Yasmin Knauf ihre Taschen gut verschloss­en hatten. Eine Broschüre mit weiteren Tipps gegen Diebe nahmen die Damen gern mit.
FOTO: BECKER&BREDEL Die Kontaktpol­izisten Helmut Berg und Michael Gotteslebe­n (rechts) freuten sich hier, dass Ursula Khoda (links) und Yasmin Knauf ihre Taschen gut verschloss­en hatten. Eine Broschüre mit weiteren Tipps gegen Diebe nahmen die Damen gern mit.

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