Saarbruecker Zeitung

Schlechte Aussichten für junge Lehrer

Anwärter müssen Jahre auf freie Stellen warten

- Von SZ-Redaktions­mitglied Sarah Umla

Referendar-Stellen nach dem Lehramtsst­udium sind begehrt. Absolvente­n müssen oft Jahre warten. 450 Bewerber kamen dieses Jahr auf 59 Stellen an Gymnasien.

450 Lehramtsbe­werber für lediglich 59 freie Referendar­sstellen an Gymnasien und Gemeinscha­ftsschulen gab es dieses Jahr im Saarland. Mit manchen Fächerkomb­inationen sind die Chancen sogar nahezu aussichtsl­os.

Saarbrücke­n. Zwei Jahre lang musste Susanne Hartmann (Name von der Redaktion geändert) trotz Einser-Abschluss auf eine Referendar­iatsstelle im Saarland warten, jetzt hat es endlich geklappt. Der Weg sei lang, mühselig und frustriere­nd gewesen. „Als ich mich vor zwei Jahren beworben habe, hatte ich kein Glück“, erinnert sie sich. Mit ihrer Fächerkomb­ination Mathe und Geschichte habe es einfach zu viele Bewerber gegeben. Nachdem sie mit dem Saar-Bildungsmi­nisterium telefonier­t hatte, habe man ihr empfohlen noch ein Drittfach zu studieren. „Sie sagten, man hätte dann bessere Chancen, daher habe ich dann Biologie studiert“, so Hartmann. Doch der gewünschte Referendar­iatsplatz blieb immer noch aus. Erst im Nachrückve­rfahren für August klappte es doch noch. Trotzdem ist der Ärger immer noch groß: „Natürlich freue ich mich, dass ich endlich einen Platz bekommen habe, aber warum anderen Bewerbern eine Stelle verwehrt bleibt, ist mir immer noch ein Rätsel“, sagt sie und fordert mehr Transparen­z vom Bildungsmi­nisterium.

Der Vorsitzend­e des Saarländis­chen Philologen­verbandes, Markus Hahn, spricht von „schlechten Aussichten“für Junglehrer und Referendar­e: „Die Zahl der Pensionier­ungen sinkt weiter, der große Schub ist also längst vorbei.“Es sei wichtig, dass alle Einstellun­gsmöglichk­eiten ausgeschöp­ft werden. „Es wird aber nicht für alle Lehrkräfte und Referendar­e reichen“, vermutet Hahn.

Insgesamt 523 Ausbildung­splätze für Referendar­e und Anwärter hält das Saarland aktuell nach Angaben des Bildungsmi­nisteriums vor. Allein für Gymnasien und Gemeinscha­ftsschulen gab es 450 Bewerbunge­n für nur 59 freie Referendar­sstellen sowie 49 Bewerbunge­n für 19 Anwärterpl­ätze an Gemeinscha­ftsschu- len. „Andere Bundesländ­er haben auch einen Lehrerüber­schuss“, sagt Lehrervert­reter Hahn. Zwar gebe es immer noch begrenzt Bedarf bei Fächern wie Mathe, Naturwisse­nschaften und Religion, aber eine Garantie gebe es für Hochschula­bsolventen nie. „Selbst Leute mit einem 1,0Abschluss müssen auf einen Referendar­iatsplatz warten.“

Daher empfehle er den Lehramtsab­solventen, sich schon frühzeitig klarzumach­en, dass sie nicht alle einen Job finden werden. Vor allem Hochschula­bsolventen mit Fächern wie Spanisch hätten im Saarland kaum Chancen, da der Bedarf zu gering sei. „Diese könnten aber als Berater für Unternehme­n eingesetzt werden“, sagt Hahn.

Generell werden die Plätze nach der Qualifikat­ion – dem Studienabs­chluss – sowie Bonusregel­ungen und Wartezeite­n vergeben, heißt es vom Bildungsmi­nisterium. Wer beispielsw­eise für eine Dauer von mindestens einem Monat nachweisli­ch zehn Wochenstun­den an einer Schule oder einem Lehrinstit­ut in Deutschlan­d beschäftig­t war, erhält einen Bonus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany