Gemischte Gefühle
Das Quintett „Five Foot Fingers“beim Saar-Festival „Sommer Szene“
Das saarländische Straßentheaterfestival „Sommer Szene“feiert seinen 30. Jahrgang. Am Dienstag gastierte die Truppe „Five Foot Fingers“in Saarbrücken – und gefiel nicht jedem.
Saarbrücken. Charmante, aufregende, spektakuläre, poetische und rasend komische Perlen an den dezentralen Standorten – da ist es ein Jammer, dass ausgerechnet zum Jubiläum, im 30. Jahr des Straßentheaterfestivals „Sommer Szene“, just die mit besonders viel Spannung ersehnten Abendshows auf dem Schlossplatz die großen Erwartungen nicht er- füllen. Gemischte Gefühle hinterließ am Dienstag auch die Zirkusshow „En Éventail“des französischen Quintetts „Five Foot Fingers“, die noch nicht ganz rund wirkte. „Five Foot Fingers“– warum sich die Gallier so nennen? Vielleicht, weil die fünf Artisten in ihren ollen 70er-Jahre-Klamotten mit Händen und Füßen arbeiten. Dabei könnten sie genau so gut „Les Moustaches“heißen, denn jeder einzelne von ihnen hat einen Schnurrbart – als Symbol prangte der auch ganz oben an der Spitze des dreieckigen Bühnenaufbaus. Und noch vor Beginn der Vorstellung kämmte ein sich besonders cool und eitel gebärender Akteur hingebungsvoll seinen Schnurrbart. Wobei das schon zur Show gehörte – es wurde ausgiebig geplänkelt, bis das schräge Variété in die Gänge kam. Eine gewisse Langatmigkeit und Klamauk-Lastigkeit waren der Schwachpunkt der trashigen Show: zu viel aktionistisches Gezappel und Leerlauf. Auch wenn’s beim Publikum gut ankam, wenn die Herren etwa als frivole GoGo-Boys unbeholfen über inszenierte Peinlichkeiten hinweg tänzelten oder einer als gestrenger Dompteur die anderen maßregelte.
Auf der Haben-Seite verbuchte die Truppe atemberaubende Körperbeherrschung und Akrobatik-Nummern vom Feinsten – dass die komödiantisch aufbereitet sind und sich gern an der (Heim-)Tücke des Objekts oder Subjekts und an männlicher Großspurigkeit reiben, zeugt von einer sympathischen Dosis Selbstironie. Bei fabelhafter Bodenartistik und Schwindel erregenden Luftnummern an der Stange und am Vertikalseil gab’s gespielte Pleiten, Pech und Pannen, die den Tollpatsch-Humor der Stummfilm-Ära auferstehen lassen: Da kriegt ausgerechnet der Macho ständig eins auf den Deckel, während ein anderer sich nach einem virtuosen Solo im Seil verheddert. Und so mancher faule Zauber wurde hier als solcher entlarvt.
Die nächsten Termine unter www.sommerszene.de