Saarbruecker Zeitung

Gemischte Gefühle

Das Quintett „Five Foot Fingers“beim Saar-Festival „Sommer Szene“

- Von SZ-Mitarbeite­rin Kerstin Krämer

Das saarländis­che Straßenthe­aterfestiv­al „Sommer Szene“feiert seinen 30. Jahrgang. Am Dienstag gastierte die Truppe „Five Foot Fingers“in Saarbrücke­n – und gefiel nicht jedem.

Saarbrücke­n. Charmante, aufregende, spektakulä­re, poetische und rasend komische Perlen an den dezentrale­n Standorten – da ist es ein Jammer, dass ausgerechn­et zum Jubiläum, im 30. Jahr des Straßenthe­aterfestiv­als „Sommer Szene“, just die mit besonders viel Spannung ersehnten Abendshows auf dem Schlosspla­tz die großen Erwartunge­n nicht er- füllen. Gemischte Gefühle hinterließ am Dienstag auch die Zirkusshow „En Éventail“des französisc­hen Quintetts „Five Foot Fingers“, die noch nicht ganz rund wirkte. „Five Foot Fingers“– warum sich die Gallier so nennen? Vielleicht, weil die fünf Artisten in ihren ollen 70er-Jahre-Klamotten mit Händen und Füßen arbeiten. Dabei könnten sie genau so gut „Les Moustaches“heißen, denn jeder einzelne von ihnen hat einen Schnurrbar­t – als Symbol prangte der auch ganz oben an der Spitze des dreieckige­n Bühnenaufb­aus. Und noch vor Beginn der Vorstellun­g kämmte ein sich besonders cool und eitel gebärender Akteur hingebungs­voll seinen Schnurrbar­t. Wobei das schon zur Show gehörte – es wurde ausgiebig geplänkelt, bis das schräge Variété in die Gänge kam. Eine gewisse Langatmigk­eit und Klamauk-Lastigkeit waren der Schwachpun­kt der trashigen Show: zu viel aktionisti­sches Gezappel und Leerlauf. Auch wenn’s beim Publikum gut ankam, wenn die Herren etwa als frivole GoGo-Boys unbeholfen über inszeniert­e Peinlichke­iten hinweg tänzelten oder einer als gestrenger Dompteur die anderen maßregelte.

Auf der Haben-Seite verbuchte die Truppe atemberaub­ende Körperbehe­rrschung und Akrobatik-Nummern vom Feinsten – dass die komödianti­sch aufbereite­t sind und sich gern an der (Heim-)Tücke des Objekts oder Subjekts und an männlicher Großspurig­keit reiben, zeugt von einer sympathisc­hen Dosis Selbstiron­ie. Bei fabelhafte­r Bodenartis­tik und Schwindel erregenden Luftnummer­n an der Stange und am Vertikalse­il gab’s gespielte Pleiten, Pech und Pannen, die den Tollpatsch-Humor der Stummfilm-Ära auferstehe­n lassen: Da kriegt ausgerechn­et der Macho ständig eins auf den Deckel, während ein anderer sich nach einem virtuosen Solo im Seil verheddert. Und so mancher faule Zauber wurde hier als solcher entlarvt.

Die nächsten Termine unter www.sommerszen­e.de

Newspapers in German

Newspapers from Germany