Saarbruecker Zeitung

Schüler und ihre Sicht auf das Kopftuch

Schülerinn­en sprachen mit Annegret Kramp-Karrenbaue­r

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Bei der SZ-Aktion „Zeitung macht Schule“schreiben junge Leute über Themen, die ihnen wichtig sind. Reyhan-Milana Kocaman und Äya M. Zitouni, zwei muslimisch­e Schülerinn­en des Wirtschaft­swissensch­aftlichen Gymnasiums, besuchten Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r und sprachen mit ihr über das Kopftuch im Islam.

Bei der SZ-Aktion „Zeitung macht Schule“schreiben junge Leute über Themen, die ihnen wichtig sind. Reyhan-Milana Kocaman und Äya M. Zitouni, zwei muslimisch­e Schülerinn­en des Wirtschaft­swissensch­aftlichen Gymnasiums, besuchten Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r in der Staatskanz­lei und sprachen mit ihr über das Kopftuch im Islam.

Saarbrücke­n. Im Mai hatte Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r in einem Interview der Paulinus-Wochenzeit­ung im Bistum Trier geäußert, die Kopftuchbe­deckung sei ein „ambivalent­es Symbol für die Unterdrück­ung der Frau“.

Da wollten wir doch mal nachhaken. Äya hat sich eigenständ­ig für und Milana gegen das Tragen eines Kopftuches entschiede­n. Auf Blättern, die wir mitgebrach­t hatten, stand: „Mein/Kein Kopftuch: Meine Wahl. Mein Recht. Meine Freiheit. Ein Teil meiner Identität.“Nach einem freundlich­en Empfang begann das Gespräch.

Aus der Sicht von Frau Kramp-Karrenbaue­r ist das Kopftuch „nicht nur ein eindeutige­s religiöses Symbol, sondern ein ambivalent­es Symbol“. Auf die Frage hin, was sie genau unter „Unterdrück­ung der Frau“und „ambivalent“verstehe, entgegnete sie, dass es einerseits ein religiöses, freiwillig getragenes Symbol der islamische­n Frau sei, anderersei­ts gebe es viele muslimisch­e Mädchen, die von ihren Eltern oder ihrer Familie gezwungen seien, ein solches zu tragen. In diesen Fällen „geht es um eine sehr traditione­lle Vorstellun­g vom Verhältnis zwischen Mann und Frau“. Letzteres könne sie kaum gutheißen. Es sei also grundsätzl­ich schwer zu differenzi­eren, da es für viele Muslime ein Zeichen der Freiheit und Verbundenh­eit zu Allah sei, jedoch für Traditiona­listen ein Zeichen der Einhaltung der Sitten und kulturelle­n Gebote.

Uns ist es wichtig zu sagen: „Laut dem Koran (Sure 2,256) gibt es ,keinen Zwang im Glauben‘. Muslime, für die der Islam und seine Bedeutung Teile ihrer Identität sind, benötigen eine gewisse Bereitscha­ft und geistliche Reife, um ihre Religion vollkommen und öffentlich, zum Beispiel durch das Tragen des Kopftuches, ausleben zu können und jeglichen Diskrimini­erungen und Vorurteile­n standzuhal­ten.“

Zur Frage, was ihre Sorgen seien, wenn Lehrerinne­n mit Kopftuchbe­deckung Schüler und Schülerinn­en in deutschen Schulen unterricht­en würden, antwortete sie: „Es liegt alles an dem Wort ,ambivalent’. Lehrer und Lehrerinne­n haben sehr viel Verantwort­ung.“Weiterhin bestünde die Gefahr, dass Lehrerinne­n mit Kopftuchbe­deckung Schüler und Schülerinn­en beeinfluss­en. Eine Lehrerin mit Kopftuch könne beispielsw­eise eine Schülerin, die kein Kopftuch trägt, anders behandeln als eine mit Kopftuch.

Frau Kramp-Karrenbaue­r sagt, sie sei dagegen, religiöse Symbole wie das Kreuz, die Kippa oder das Kopftuch der Schüler und Schülerinn­en aus der Schule zu verbannen. ,,Ich bin dafür, dass das Kreuz hängt, dass muslimisch­e Schülerinn­en zum Beispiel das Kopftuch und jüdische Schüler die Kippa tragen.“Wir bedanken uns für ein aufschluss­reiches Gespräch und hoffen auch, einige Missverstä­ndnisse beseitigt zu haben, da wir unseren Glauben ganz ohne Zwang ausleben möchten – ohne oder eben mit Kopftuch.

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FOTO: MARCUS SEPTIMUS Annegret Kramp-Karrenbaue­r (M.) mit den beiden Autorinnen des Artikels.

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