Das geheime Hobby der Frau B.
Monika Bagdonaite bereichert als Bratschistin viele Formationen der freien Szene
Monika Bagdonaite liebt zeitgenössische Musik und Experimentelles. Die gebürtige Litauerin spielt Bratsche und war lange bei der Deutschen Radio Philharmonie. Dabei rutschte sie rasch in die hiesige Off-Szene.
Saarbrücken. „Meine Heimat Litauen ist sehr klein, vielleicht fühle ich mich deswegen im Saarland so wohl“, grübelt Monika Bagdonaite. Seit 2004 ist die 1975 in Vilnius geborene Diplom- Orchestermusikerin in Saarbrücken heimisch und bereichert als Bratschistin viele Formationen der freien Szene. Bagdonaite ist Mitglied der Ensembles „Hors du Cadre“, „In.Zeit“und „My wife“und häufig Gast bei „Liquid Penguin“, dem Ensemble „La rosa dei venti“oder beim Kammerorchester „Ricercare“. Viele Projekte stemmt sie mit einschlägig bekannten Genre- Grenzgängern wie Claudia Kemmerer, Lutz Gillmann, Katharina Bihler, Stefan Scheib, Julien Blondel, Ralf Peter oder Elodie Brochier. „Ich bin ein Typ, der sich gerne integriert“, sagt Bagdonaite, die außerdem an einer privaten Musikschule unterrichtet.
Ihre Liebe zur zeitgenössischen Musik und zu experimentellen Projekten rührt von ihrer Studienzeit in München, als sie mit Enthusiasten der Neuen Musik zusammenarbeitete: „Bratschisten sind gesucht, man wird oft angefragt, zum Beispiel für Uraufführungen zeitgenössischer Komponisten. Da habe ich sämtliche Berührungsängste verloren“, erzählt sie. Schon mit sechs Jahren nahm Bagdonaite Geigenunterricht und wechselte später zur Viola, weil sie sich damit wohler fühlte und in Folge verschiedene Wettbewerbe gewann. Ihre Begeisterung für die reiche deutsche Musiktradition wurde auf dem Kunstgymnasium geweckt, wo Deutschunterricht im Musikzweig Pflichtfach war und eine Reise mit dem schulischen Streichorchester sie nach Landau führte. Kein Wunder, dass Bagdonaite sich später während einer zweijährigen Tournee mit der „Kremerata Baltica“durch Asien, Russland und ganz Europa in deutschsprachigen Ländern direkt heimisch fühlte. Bei der Kremerata spielte sie schon während ihres Studiums an der Litauischen Musikakademie. Anschließend absolvierte sie ein Aufbaustudium in Deutschland, zunächst in München, dann an der Hochschule für Musik Saar bei Diemut Poppen und Jone Kaliunaite, die sie schon aus Litauen kannte. Von 2004 bis 2011 hatte Bagdonaite Zeitverträge bei der Deutschen Radio Philharmonie und rutschte rasch in die hiesige Off-Szene, wodurch sie auch häufig bei der Saarbrücker Sommermusik konzertiert. Herkömmliche Klassik kommt in ihrem Repertoire nur noch selten vor, dafür tastet sie sich in kleinen Schritten an Alte Musik heran. Bagdonaite: „Das ist ein geheimes Hobby von mir.“
Sommermusik-Konzerte mit Monika Bagdonaite: Donnerstag, 20. August, 20 Uhr, Stadtgalerie: Duo-Abend mit dem Pianisten Daniel N. Seel, Sonntag, 6. September, 17 Uhr, Synagoge: Landolfi-Quartett & Elisabeth Woll, Sonntag, 27. September, 17 Uhr, SR-Sendesaal: Abschlusskonzert mit dem Kammerorchester Ricercare