„Die VW-Fahrer haben sich in Deutschland immer ungewöhnlich viele Fehler geleistet.“
sitzt. Auch Neuville hatte einen wilden Abflug. Beim letzten Test am Vorabend der Rallye zerstörte er seinen Hyundai nahezu komplett. Die Mechaniker mussten bis kurz vor dem Start arbeiten, um das Auto wieder auf die Räder zu stellen.
Überhaupt ist der Belgier der Mann für die spektakulären Momente: Vor einem Jahr fuhr er in Mexiko nur dank einer Flasche Bier einen Podestplatz ein, vor drei Wochen fällte er mit seinem Auto in Finnland bei einem Ausrutscher einen Baum, am Ende wurde er dennoch Vierter. „Ich gebe immer alles“, sagt Neuville und lacht. „Meistens klappt’s, manchmal nicht.“
Fest steht: Der Belgier ist mit Abstand der schnellste deutschsprachige Rallye-Pilot. Und für viele gilt er als Champion der Zukunft. Mit Ford war er 2013 bereits Vize-Weltmeister – hinter Sebastien Ogier im überlegenen VW. Danach folgte der Wechsel zu Einsteiger Hyundai. Nach einem guten ersten Jahr tut sich das Team derzeit schwer. „Wir liegen nur zwei Punkte hinter Citroen auf Platz drei der Hersteller-Wertung. Doch generell ist es diese Saison schwieriger geworden. Unsere Gegner haben nachgelegt. Hyundai kon-
Thierry Neuville zentriert sich dagegen schon aufs Auto für nächstes Jahr.“
Die Südkoreaner lassen ihre Rallye-Autos in Deutschland bauen. Im fränkischen Alzenau tüfteln 120 Mitarbeiter aus 20 Nationen an den Boliden. Zum Vergleich: Bei VW sind es fast doppelt so viele. Nach der Finnland-Rallye musste HyundaiTeamchef Michel Nandan eingestehen: „Unser Tempo reicht nicht, um aufs Podest zu fahren. Dort wollen wir aber hin.“Der Franzose weiß auch, wie das geht. Jahrelang war er für die erfolgreichen Rallye-Einsätze von Peugeot zuständig.
Ob Neuville seinen Vorjahres-
Trier. erfolg wiederholen kann? Der Belgier ist skeptisch: „Das wird schwer, denn die VW-Armada hat da noch eine Rechnung offen.“Er sagt aber auch: „Ich mag die Deutschland-Rallye, weil sie für uns Fahrer unheimlich anspruchsvoll ist. Und hier ist alles möglich. Die VW-Fahrer haben sich 2013 und 2014 in Deutschland immer ungewöhnlich viele Fehler geleistet. Zudem spielt das Wetter häufig verrückt. Mal sehen, was geht.“
Ach ja, bleibt noch die Sache mit dem Bier: Damit schrieb der Belgier im März 2014 RallyeGeschichte. Auf der Verbindungsetappe von der letzten
Wertungsprüfung der MexikoRallye zum Rallye-Zentrum verlor sein Hyundai durch ein kleines Loch die gesamte Kühlflüssigkeit. Neuville musste den Motor abstellen – Platz drei, der erste Podestplatz für Hyundai überhaupt, schien futsch. „Dann fiel mir ein, dass wir im Ziel vom Hauptsponsor zwei große Flaschen Bier bekommen hatten. Eigentlich wollte ich die den Mechanikern schenken. Aber wir haben dann alles in den Kühler gekippt. Hat funktioniert“, grinst Neuville. Zur Sicherheit sollte er diesmal vielleicht eine Flasche Mosel-Riesling mitnehmen.