Verbeugung vor der Ikone
„Nina Revisited... A Tribute To Nina Simone“– Zu Ehren von Nina Simone covern Soul-Größen ihre Meilensteine
„Nina Revisited... A Tribute To Nina Simone“(RCA/Sony Music) ist eine Verbeugung vor der US-amerikanischen Singer/Songwriterin und Bürgerrechtlerin Nina Simone. Sie wurde 1933 als Eunice Kathleen Waymon geboren und verstarb 2003. In ihren aktiven Jahren zwischen den 50ern und 90ern demonstrierte sie ihre Hingabe für Soul, Gospel, R’n’B, Jazz, Reggae und auch Klassik. Viele ihrer Lieder haben unzählige Musiker geprägt – bis ins 21. Jahrhundert hinein.
Einige von ihnen haben sich für das vorliegende Album ihrer Lieder angenommen. Allen voran Lauryn Hill. Denn „Nina Revisited....“markiert auf gewisse Art das lange überfällige Comeback der früheren The Fugees-Sängerin. Hatte sie 1998 ein beeindruckendes Solodebüt veröffentlicht („The Miseducation Of Lauryn Hill“), ist sie bis heute einen Nachfolger schuldig geblieben. Hill hat sechs der 16 Coversongs übernommen – inklusive des Instrumentals „African Mailman“. Mal klingt das experimentell wie in „Black Is The Color Of My True Love‘s Hair“, mal nach Big Band-Jazz mit Gitarren- solo („Feeling Good“), mal nach Spoken Word-Hip-Hop („I‘ve Got Life ( Version)“). Hip-Hop ist auch das Stichwort für „We Are Young Gifted & Black“von Rapper Common und Lalah Hathaway.
Ebenfalls mitgewirkt hat der mit 43 Jahren spät durchgestartete Jazz/SoulNewcomer Gregory Porter, der nicht nur aufgrund seines runden, bärtigen Gesichts und seiner Ballonmütze aufzufallen weiß. Er hat eine begnadete, markante Stimme; diese setzt er hier ein, um „Sinnerman“in neuem Glanz erscheinen zu lassen. US-Sängerin Alice Smith überrascht mit einer intensiv vorgetragenen Interpretation von „I Put A Spell On You“, während sich Nina Simones Tochter Lisa „I Want A Little Sugar In My Bowl“aussuchte. Obendrein eröffnet sie das Album mit einer spartanischen Lobeshymne auf ihre Mutter namens „My Mama Could Sing“.
Unterdessen hat R’n’BSängerin Mary J. Blige „Don‘t Let Me Be Misunderstood“in etwas zu viel Weichspüler getränkt. Dem Original sehr treu blieb Jazmine Sullivan, die Simones Randy Newman-Cover „Baltimore“nahezu eins zu eins
kopiert, aber auch entstaubt. Der letzte Song ist für die Geehrte reserviert: Nina Simone interpretiert Billy Taylors „I Wish I Knew How It Would Feel To Be Free“aus dem Jahr 1963; ein Song, der längst als Bürgerrechtshymne gilt. Denn einige ihrer Lieder hatten auch eine politische Message. Simone setzte sich jahrelang für die Rechte der Afro-Amerikaner ein. Sie soll gar erwägt haben, diese notfalls mit Gewalt durchzusetzen.
Weitere Infos zu ihrem Le-
ben liefert der aktuelle Film „What Happened, Miss Simone?“, der seit kurzem auf dem Bezahlsender Netflix zu sehen ist. Regie führte die erfahrene Dokumentarfilmerin Liz Garbus. Sie konnte auf unveröffentlichte Aufnahmen, rares Archivmaterial und Interviews mit Zeitzeugen zurückgreifen und beleuchtete auch die Wut, die in Nina Simone loderte und die leider ihre Tochter zu spüren bekam. Als Mensch war sie nicht perfekt, als Künstlerin schon.