Im Stile Woody Allens
Neu im Kino: „Broadway Therapy“von Peter Bogdanovich – Komödie mit gut aufgelegter Starbesetzung
Peter Bogdanovich, Jahrgang 1939, avancierte Ende der 60er Jahre zum einzigen legitimen US-Erben der Nouvelle Vague, als er die Filmkritik beiseitelegte und eine Regiekarriere aufnahm. Die brachte mit seinem Debüt „Targets“gleich einen Kultthriller und mit „Die letzte Vorstellung“einen der meistgefeierten Filme des New Hollywood hervor. Sein Werk mündete später in Kassenhits wie „Is’ was, Doc?“und „Paper Moon“. Danach ging es böse bergab, weil Bogdanovichs gute Filme genauso beim Publikum durchfielen wie seine schlechten.
Nach längerer Kunstpause meldete er sich letztes Jahr in Venedig mit „Broadway Therapy“zurück, einer Hochglanz-Boulevardkomödie mit superber Starbesetzung. Owen Wilson setzt dabei die ersten Akzente, wenn er als Bühnenregisseur und Casanova Arnold das EscortGirl Izzy (die Engländerin Imogen Poots ist derzeit konkurrenzlos in ihrer Paraderolle als naives Süßstück) mit einem fünfstelligen Dollarbetrag entlohnt, damit die sich einen sehnlichen Wunsch erfüllen kann. Dabei ahnt er nicht, dass Izzy für die Hauptrolle ausgerechnet in seinem neuen Stück vorspricht. Davon ist Arnold gar nicht begeistert, seine Frau und sein Kumpel Seth (Thys Ifans) dafür umso mehr.
Aus dieser Konstellation heraus enttarnen sich nun stückweise Beziehungen und Affären, aus denen je nach Konstellation und Sekundenlaune Umstellungen, Auswechslungen oder auch Platzverweise ergeben. Die Owen Wilson überzeugt als Bühnenregisseur Arnold Albertson in Peter Bogdanovichs neuem Film. ganze Chose ist luftig leicht und fast schon provokant nichtig, aber das ist nicht der Punkt, sondern was man daraus macht – und Bogdanovich und sein Ensemble erschufen nicht weniger als den besten Woody-AllenFilm der letzten zehn Jahre, den Woody Allen nicht gemacht hat.
Die Kunst liegt im feinen Detail szenischen Timings und in der Besetzung des Offenkundigen ( Wilson als windiger Schlawiner) und des Überraschenden, wenn Jennifer Aniston eine cholerische Befehlsader aufpulsieren und damit die Männer stramm stehen oder auch gleich Reißaus nehmen lässt. Und wenngleich es beständig um Sex geht, fallen die Dialoge fast nie in Fäkalsprache ab. Die edle Prominenz in Gastrollen belegt: Hier ist komödiantisches Handwerk mit Stil und Klasse – und es ist lustig.
USA 2014, 94 Min. Camera Zwo (Sb); Regie: Peter Bogdanovich; Drehbuch: Peter Bogdanovich, Louise Stratten; Kamera: Yaron Orbach; Musik: Ed Shearmur; Darsteller: Imogen Poots, Owen Wilson, Rhys Ifans, Jennifer Aniston, Will Forte, Kathryn Hahn, Lucy Punch, Cybill Shepherd, Illeana Douglas.