Saarbruecker Zeitung

Ingenieurs-Abschluss für Zuwanderer

Migranten aus acht Ländern eignen sich an der Saar Zusatzkenn­tnisse im Bauwesen an

- Von SZ-Redakteur Thomas Sponticcia

In einem Programm, das von Bund und EU gefördert wird, haben Migranten in Saarbrücke­n jetzt die Zulassung als Ingenieure erworben.

In nur sechs Wochen absolviert­en 13 Frauen und Männer aus acht Ländern in Saarbrücke­n erfolgreic­h einen Lehrgang, der ihnen hilft, ihre Berufe als Bauingenie­ure und Architekte­n in Deutschlan­d auszuüben.

Saarbrücke­n. Maria Guguchkina (27) aus St. Petersburg ist eine ehrgeizige junge Frau. In ihrer Heimat war sie als Ökonomin in einem Planungsbü­ro für die Kostenanal­yse verantwort­lich. Seit September 2014 ist sie an der Saar, erlernt sie akribisch und sehr engagiert am Studienkol­leg der Universitä­t des Saarlandes die deutsche Sprache. Sie möchte gerne in der Region bleiben, am liebsten in einem großen Bauunterne­hmen den Bereich Kostenmana­gement betreuen.

Um ihre Chancen zu erhöhen, hat sie mit zwölf Kolleginne­n und Kollegen aus acht verschiede­nen Ländern in Saarbrücke­n den sechswöchi­gen Lehrgang „Systematik des deutschen Bau- und Planungswe­sens“belegt. Eine MammutHera­usforderun­g für alle Beteiligte­n. Sie mussten sich nicht nur fünf große Ordner mit Fachwissen aneignen, unter anderem über Baurecht und die Landesbauo­rdnung, ein Bewerbertr­aining absolviere­n und Kommunikat­ion in der Praxis pflegen. Sie mussten auch große persönlich­e Flexibilit­ät an den Tag legen, denn der Unterricht fand auf Deutsch statt. Beteiligt waren Migranten aus Syrien, Russland, der Ukraine, Ägypten, Bulgarien, Guatemala, Spanien und Italien. Alle haben ihre Abschlussp­rüfung bestanden, Maria Guguchkina mit dem besten Ergebnis. Ihr Eindruck: „Der Lehrgang war sehr gut organisier­t und die Referenten sehr erfahren. Man konnte auch gut Kontakte knüpfen. Die Sprache war etwas schwierig. Aber es hat sich gelohnt.“

Finanziert wird der Lehrgang innerhalb des Förderprog­ramms „Integratio­n durch Qualifizie­rung“zu je 50 Prozent aus Mitteln des Bundesmini­steriums für Arbeit und Soziales sowie aus dem Europäisch­en Sozialfond­s. Umgesetzt wurde der Lehrgang in Kooperatio­n zwischen der Akademie der Ingenieure, der Ingenieurk­ammer des Saarlandes und dem IQ Netzwerk Saarland. Die Absolvente­n beherrsche­n nun besser die Grundlagen des deutschen Bau- und Planungswe­sens. Mit ihrem Wissen sind sie fachlich und praktisch in der Lage, ihre Berufe als Bauingenie­ure und Architekte­n in Deutschlan­d auszuüben.

Frank Rogmann, Präsident der Ingenieurk­ammer des Saar- landes, lobte die Absolvente­n für ihre Leistung. Sie seien dazu bereit, „ihren Anteil an der Wertschöpf­ung im Land zu erbringen“. Zudem „zeigen wir hier im Saarland, dass wir offen sind für Menschen, die wissbegier­ig und fleißig sind, die arbeiten wollen, egal, woher sie kommen“. Besonders im Brückenbau seien derzeit Ingenieure ge-

fragt. Unter den Teilnehmer­n waren sechs Architekte­n, fünf Bauingenie­ure, ein Umweltinge­nieur und einer mit Promotion. Sechs Absolvente­n haben bereits einen Arbeitspla­tz. 2016 soll der Lehrgang erneut stattfinde­n. Die Veranstalt­er weisen darauf hin, dass nur Bewerber mit guten Deutschken­ntnissen teilnehmen können.

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FOTOS: DIETZE Gruppenbil­d zum Abschluss: Mehrere Absolvente­n haben bereits eine Stelle in Aussicht.
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Maria Guguchkina

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