Ingenieurs-Abschluss für Zuwanderer
Migranten aus acht Ländern eignen sich an der Saar Zusatzkenntnisse im Bauwesen an
In einem Programm, das von Bund und EU gefördert wird, haben Migranten in Saarbrücken jetzt die Zulassung als Ingenieure erworben.
In nur sechs Wochen absolvierten 13 Frauen und Männer aus acht Ländern in Saarbrücken erfolgreich einen Lehrgang, der ihnen hilft, ihre Berufe als Bauingenieure und Architekten in Deutschland auszuüben.
Saarbrücken. Maria Guguchkina (27) aus St. Petersburg ist eine ehrgeizige junge Frau. In ihrer Heimat war sie als Ökonomin in einem Planungsbüro für die Kostenanalyse verantwortlich. Seit September 2014 ist sie an der Saar, erlernt sie akribisch und sehr engagiert am Studienkolleg der Universität des Saarlandes die deutsche Sprache. Sie möchte gerne in der Region bleiben, am liebsten in einem großen Bauunternehmen den Bereich Kostenmanagement betreuen.
Um ihre Chancen zu erhöhen, hat sie mit zwölf Kolleginnen und Kollegen aus acht verschiedenen Ländern in Saarbrücken den sechswöchigen Lehrgang „Systematik des deutschen Bau- und Planungswesens“belegt. Eine MammutHerausforderung für alle Beteiligten. Sie mussten sich nicht nur fünf große Ordner mit Fachwissen aneignen, unter anderem über Baurecht und die Landesbauordnung, ein Bewerbertraining absolvieren und Kommunikation in der Praxis pflegen. Sie mussten auch große persönliche Flexibilität an den Tag legen, denn der Unterricht fand auf Deutsch statt. Beteiligt waren Migranten aus Syrien, Russland, der Ukraine, Ägypten, Bulgarien, Guatemala, Spanien und Italien. Alle haben ihre Abschlussprüfung bestanden, Maria Guguchkina mit dem besten Ergebnis. Ihr Eindruck: „Der Lehrgang war sehr gut organisiert und die Referenten sehr erfahren. Man konnte auch gut Kontakte knüpfen. Die Sprache war etwas schwierig. Aber es hat sich gelohnt.“
Finanziert wird der Lehrgang innerhalb des Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung“zu je 50 Prozent aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sowie aus dem Europäischen Sozialfonds. Umgesetzt wurde der Lehrgang in Kooperation zwischen der Akademie der Ingenieure, der Ingenieurkammer des Saarlandes und dem IQ Netzwerk Saarland. Die Absolventen beherrschen nun besser die Grundlagen des deutschen Bau- und Planungswesens. Mit ihrem Wissen sind sie fachlich und praktisch in der Lage, ihre Berufe als Bauingenieure und Architekten in Deutschland auszuüben.
Frank Rogmann, Präsident der Ingenieurkammer des Saar- landes, lobte die Absolventen für ihre Leistung. Sie seien dazu bereit, „ihren Anteil an der Wertschöpfung im Land zu erbringen“. Zudem „zeigen wir hier im Saarland, dass wir offen sind für Menschen, die wissbegierig und fleißig sind, die arbeiten wollen, egal, woher sie kommen“. Besonders im Brückenbau seien derzeit Ingenieure ge-
fragt. Unter den Teilnehmern waren sechs Architekten, fünf Bauingenieure, ein Umweltingenieur und einer mit Promotion. Sechs Absolventen haben bereits einen Arbeitsplatz. 2016 soll der Lehrgang erneut stattfinden. Die Veranstalter weisen darauf hin, dass nur Bewerber mit guten Deutschkenntnissen teilnehmen können.