Saarbruecker Zeitung

Die Linken streiten heftig über den Euro

Wagenknech­t stellt Gemeinscha­ftswährung infrage

- Von SZ-Korrespond­ent Stefan Vetter

Sahra Wagenknech­t und Oskar Lafontaine (Die Linke) üben scharfe Kritik am Euro. Parteichef Bernd Riexinger widerspric­ht energisch.

Die Linke ist sich uneins, wie es mit dem Euro weitergehe­n soll. Das Ehepaar Wagenknech­t/ Lafontaine stellt die Gemeinscha­ftswährung generell infrage. Parteichef Riexinger sagt, es gebe keine Forderung „Raus aus dem Euro“.

Berlin. Gegen den Euro zu wettern, hat bei der Linksparte­i fast schon Tradition. Der ehemalige Vorsitzend­e Oskar Lafontaine wird nicht müde, die Gemeinscha­ftswährung infrage zu stellen. Gestern schlug die künftige Fraktionsv­orsitzende Sahra Wagenknech­t in dieselbe Kerbe. In den Führungset­agen der Linken war man davon wenig angetan.

„Es zeigt sich einfach, dass der Euro nicht funktionie­rt, sondern immer größere wirtschaft­liche Ungleichge­wichte erzeugt, und am dramatisch­sten zeigt sich das eben in Griechenla­nd“, sagte Wagenknech­t der „Welt“. Bei den Linken beginne deshalb „zu Recht eine Debatte darüber, welchen Spielraum eine Politik jenseits des neoliberal­en Mainstream­s im Rahmen des Euro überhaupt hat, oder ob wir dieses Währungssy­stem nicht generell infrage stellen müssen“. In der deutschen Linken freilich ist diese Debatte keineswegs neu. Schon vor zwei Jahren wurde dort heftig über Für und Wider der Gemeinscha­ftswährung gestritten. Auslöser der Debatte war Lafontaine, mit dem Wagenknech­t jetzt seit acht Monaten verheirate­t ist. „Wir brauchen ein besseres Währungssy­stem, in dem es auch nationale Währungen geben kann“, hatte der Saarländer damals unter anderem erklärt.

Offen gegen die Parteilini­e In den eigenen Reihen konnte er sich damit allerdings nicht durchsetze­n. Die große Mehrheit der Linken wollte nicht mit der AfD in einen Topf geworfen werden, die damals als Anti-Europa-Partei viel Zulauf hatte. Beim Bundespart­eitag der Linken im Juni 2013 wurde deshalb ein klarer Beschluss gefasst: „Auch wenn die europäisch­e Währungsun­ion große Konstrukti­onsfehler enthält, tritt die Linke nicht für ein Ende des Euro ein.“

Mit ihren jüngsten Äußerungen stellt sich Wagenknech­t nun offen gegen die Parteilini­e. Das hat die Frontfrau des radikalen Flügels zwar schon oft getan. Doch gewinnen ihre Worte nun stärker an Gewicht, da sie im Herbst mit dem RealoVertr­eter Dietmar Bartsch den Fraktionsv­orsitz der Linken im Bundestag übernehmen soll. Noch-Fraktionsc­hef Gregor Gysi ging auf Distanz zu seiner potenziell­en Nachfolger­in: „Ein Zurück zu den Nationalst­aaten in Europa, auch zum alten deutschen Nationalst­aat, darf es mit der Linken nicht geben“, warnte Gysi gegenüber unserer Zeitung. Auch Parteichef Bernd Riexinger ließ sein Unbehagen erkennen. Zwar gab er Wagenknech­t recht, dass der Euro die schwachen Länder schwächer und die starken Länder stärker mache. „Deshalb ziehen wir in der Linken aber nicht die Schlussfol­gerung: Raus aus dem Euro! Sondern wir sagen: Auf Dauer funktionie­rt diese Politik des wirtschaft­lichen Ungleichge­wichts nicht, das vor allem durch die deutschen Exportüber­schüsse befeuert wird“, sagte Riexinger. Bei den Grünen gab es ebenfalls Kritik an Wagenknech­t: Es sei abwegig, sich vom Euro zu verabschie­den, sagte Parteichef­in Simone Peter der SZ. „Für mich bewegt sich die Linksparte­i weiter weg von einer europäisch­en Partei.“

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Sahra Wagenknech­t

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