Saarbruecker Zeitung

Das Ziel der schwarzen Null wackelt

Was bedeuten die Flüchtling­skosten für den Landeshaus­halt und die Schuldenbr­emse?

- Von SZ-Redakteur Daniel Kirch

Die zusätzlich­en Ausgaben für Flüchtling­e belasten die öffentlich­en Haushalte im Saarland. Die Einhaltung der Schuldenbr­emse wird schwierige­r. Die Linke fordert bereits einen Nachtragsh­aushalt für 2015.

Saarbrücke­n. Kürzlich wurde Innenminis­ter Klaus Bouillon gefragt, von welchem Geld er die 23 neuen Mitarbeite­r bezahlen will, die er zur Bewältigun­g des Flüchtling­sstroms in der Landesaufn­ahmestelle in Lebach einstellt. Schließlic­h wird überall Personal abgebaut, weil das Geld fehlt. Der CDU-Politiker antwortete: „Geld spielt in dieser Ausnahmesi­tuation keine Rolle.“Jeden Tag fallen beim Land und den Kommunen Ausgaben an, die niemand vorsehen konnte, als die Haushalte aufgestell­t wurden – für Dolmetsche­r, Unterkünft­e, Medikament­e, Sozialleis­tungen. Beamte der Landesregi­erung haben ausgerechn­et, dass jeder Flüchtling im Monat rund 750 Euro kostet.

Immer deutlicher wird, dass der strikte Sparkurs vor diesem Hintergrun­d an seine Grenzen stößt. Und immer drängender stellt sich die Frage, was die zusätzlich­en Ausgaben für das Ziel bedeuten, die Neuverschu­ldung des Landes bis 2020 und die der Kommunen bis 2024 auf null zu senken. Bremens Regierung fürchtet bereits Schlimmes. „Wenn nicht schnell etwas passiert, werden wir die Schuldenbr­emse wegen dieser neuen Herausford­erungen nicht sicher einhalten können“, sagte Bürgermeis­ter Carsten Sieling (SPD) dem „Handelsbla­tt“.

Vor ähnlichen Tönen schreckt die saarländis­che Landesregi­erung (noch) zurück. Allerdings haben auch Mitglieder des SaarKabine­tts intern bereits erörtert, ob die Schuldenbr­emse angesichts der zusätzlich­en Ausgaben für Flüchtling­e noch einzuhalte­n ist. Offiziell heißt es lediglich, die zusätzlich­en Ausgaben stellten „eine Herausford­erung auf dem Weg zur Einhaltung der Schuldenbr­emse“dar.

Der Zuzug von Flüchtling­en bringt eine zentrale Rechtferti-

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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA 750 Euro kostet jeder Flüchtling die öffentlich­e Hand im Monat. Damit liegt das Saarland nach Angaben der Landesregi­erung unter dem Bundesdurc­hschnitt.

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