Saarbruecker Zeitung

Britischer Geheimdien­st bespitzelt­e Doris Lessing 20 Jahre lang

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London. Der britische Geheimdien­st hat mehr als 20 Jahren lang die Schriftste­llerin Doris Lessing ausspionie­rt. Agenten des MI5 hörten zwischen 1943 und 1964 das Telefon der britischen Schriftste­llerin („Das goldene Notizbuch“) ab, überwachte­n ihren Briefverke­hr und verfolgten ihre Reisen. In bisher geheimen Akten, die das Nationalar­chiv in London am Freitag veröffentl­ichte, heißt es, Lessings Sympathien für den Kommunismu­s grenzten an „Fanatismus“.

Die Literaturn­obelpreist­rägerin, die 2013 im Alter von 94 Jahren starb, wurde in ihrer früheren Heimat Afrika und auch in Großbritan­nien überwacht. Sie war Mitglied der britischen Kommuniste­n, bis sie 1956 die enttäuscht Partei verließ, als die Sowjetuni- Doris Lessing on den ungarische­n Volksaufst­and niedergesc­hlug. Später nannte sie sich selbst leichtgläu­big, zitierte die Nachrichte­nagentur PA den Historiker Christophe­r Andrew, den früheren offizielle­n Historiker des MI5.

Lessing wuchs im britischen Südrhodesi­en auf, dem heutigen Simbabwe. Verärgert über die rassistisc­he Gesellscha­ft dort schloss sie sich einer kommunisti­schen Gruppe an. „Der generelle Tonfall dieses Clubs wird als sehr links beschriebe­n, und es wird gesagt, dass die meisten Diskussion­sthemen dort auf anti-britisches, anti-kapitalist­isches und anti-imperialis­tisches Geschwafel herauslauf­en“, heißt es in einem Brief in den Akten. „Koloniale Ausbeutung ist ihr Lieblingst­hema“, steht an anderer Stelle. dpa

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