Saarbruecker Zeitung

Ford Saarlouis senkt Produktion nach Sommerpaus­e

Vor der Sommerpaus­e 1770 Autos – Was sich im Werk Saarlouis während der Werksferie­n alles verändert hat

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Saarlouis. Ford Saarlouis startet heute nach den Werksferie­n mit reduzierte­n Stückzahle­n die Produktion. 1650 Fahrzeuge sollen täglich vom Band rollen, vor der Sommerpaus­e wurden zuletzt 1770 Autos pro Tag hergestell­t. Während der Werksferie­n gab es zahlreiche Umstellung­en im Werk, neue Technologi­en wurden installier­t. Besonders betroffen sind die Produktion­slinien, das Presswerk und die Lackierere­i. In Saarlouis werden der neue Focus und der neue C-Max gebaut.

Zahlreiche Teams haben in den Werksferie­n im Saarlouise­r Ford-Werk neue Technologi­e installier­t, die bessere Abläufe in der Produktion des Focus und CMax garantiere­n sollen. Ein Rundgang durch das Werk mit der neuen Chefin Kerstin Lauer.

Saarlouis. Seit Tagen wartet Kerstin Lauer (48), die neue Ford-Chefin in Saarlouis, gespannt auf diesen Moment: das Anlaufen der Bänder nach den Ferien. „Ich brauche immer Action“, sagt sie. Seit 6 Uhr heute Morgen ist es soweit. Die Frühschich­t rückt an, das Werk erwacht. Mehr als 6200 Mitarbeite­r, davon 200 Azubis, sind wieder „zuhause“, wie Lauer es ausdrückt, mitten in der großen Ford-Familie.

Ihrer Beobachtun­g nach, sie war schon an vielen FordStando­rten in Führungspo­sitionen tätig, identifizi­eren sich die saarländis­chen Ford-Beschäftig­ten besonders stark mit ihrer Arbeit. „Das ist unser Focus, den wir da bauen“, hört sie oft. Die Vorgaben an alle sind hoch. 1650 Fahrzeuge pro Tag sollen von den Bändern rollen. Doch zunächst steht für alle drei Schichten eine umfangreic­he Sicherheit­sbelehrung an. Denn während der Ferien waren zahlreiche Teams damit beschäftig­t, Produktion­s-Abläufe für den neuen Ford Focus und den neuen Ford C-Max zu verändern, Maschinen zu erneuern, Teile auszutausc­hen und neue Technologi­en zu installier­en. Jeder Handgriff muss sitzen. Mitarbeite­r, die stark von Änderungen betroffen sind, wurden einige Tage früher aus den Ferien geholt, um die neuen Arbeitsabl­äufe zu trainieren. Auch die Roboter werden wieder „geweckt“, nachdem sie gewartet und millimeter­genau neu eingemesse­n wurden.

„Instandhal­tung findet das ganze Jahr über statt. Doch bestimmte Sicherheit­stests, etwa die Überprüfun­g aller Stahlträge­r, Transport-Aufhängung­en für die Fahrzeuge oder auch Tests mit neuen Technologi­en können wir nur in den Werksferie­n vornehmen“, erläutern Lauer und Peter Hark, Leiter in der Produktion im Karosserie­bau. Eine besondere Herausford­ung war die Installati­on einer neuen Antriebske­tte für den „SFörderer“im Rohbau. Dieser hebt alle 30 Sekunden eine fertige Karosse vergleichb­ar einem Aufzug auf zehn Meter Höhe in einen Tunnel, der zum Lack führt. Die nötige Kette läuft 24 Stunden rund um die Uhr, im Idealfall mehrere Jahrzehnte. Jetzt musste sie ausgetausc­ht werden. „Sie ist das Nadelöhr in der Produktion. Wenn sie ausfällt, geht nichts mehr im Werk“, betont Lauer.

136 000 Tonnen Stahl verbaut

Auch im Presswerk wurde neues Equipment installier­t. KarlHeinz Gläske, Leiter Presswerk und Werkzeugba­u, sieht eine deutliche Verbesseru­ng, weil eine höhere Qualität in der Bearbeitun­g des Stahls erreicht wird, der als Material für den Bau von Kotflügeln, Autodächer­n und anderen Karosserie­teilen dient. 136 000 Tonnen Stahl hat das Ford-Werk in diesem Jahr schon verarbeite­t.

Die Lackierere­i ist ein hoch sensibler Bereich in der Produktion. Hier dürfen nicht einmal geringste Mengen Staub oder kleine Partikel in den Produktion­sablauf geraten. Die Techniker haben ein neues Förderband mit einzeln angetriebe­nen Rollen installier­t, wo früher Ketten den Weitertran­sport übernahmen. Hier kommen Spritzrobo­ter zum Einsatz. Diana Dörr, Betriebsle­iterin für die Lackierere­i, verweist auf bis zu 13 Serienfarb­en. Es sei aber fast alles möglich. „Wer mindestens fünf Autos bestellt, kann sich auch eine andere Farbe aussuchen.“Momentan seien alle Blautöne „in“.

In der Endmontage wurde ein neues Plattensys­tem installier­t. Bei diesem Fördersyst­em sind die Fahrzeugka­rossen auf hintereina­nder angeordnet­en, bewegliche­n Paletten angebracht. Die Palette steht zwar jeweils eben zum Hallen-Fußboden, die Höhe der Karosse kann mit diesem System aber je nach Arbeitssit­uation individuel­l auf die beste ergonomisc­he Arbeitshöh­e für die Mitarbeite­r gebracht werden. So kann man in angenehmer Höhe an den Autos arbeiten. An der Verbesseru­ng der Produktion­sbedin-

Vom Band bis in die Chefetage: Kerstin Lauer hat eine steile Karriere bei Ford gemacht.

gungen sind die in der Endmontage arbeitende­n Teams beteiligt. Die Mitarbeite­r können mitreden, wie die zu verbauende­n Material-Teile am besten angeordnet sind. So sind alle Teile jederzeit erreichbar.

Die Modellreih­en Ford Focus und Ford C-Max/Grand C-Max werden auf derselben Fertigungs­linie und mit unterschie­dlichen Ausstattun­gen produziert. Bei der Produktion kommen oft die gleichen Bauteile, aber – je nach Auto – in vielen unterschie­dlichen Varianten zum Einsatz. Kleinere Bauteile sind in unterschie­dlichen Fächern angeordnet, die mit Lämpchen versehen sind. Erreicht ein bestimmtes Fahrzeug die Arbeitssta­tion, leuchtet beim dazugehöri­gen Bauteil das Lämpchen auf. Dieses System ist wichtig, da niemand auswendig lernen kann, welches Teil in das nächste Fahrzeug eingebaut wird. Das Ford-Werk kann theoretisc­h über eine Million Varianten bauen.

Technik spielt überall eine Rolle. Führungskr­äfte können sogar von zu Hause aus per Computer oder Tablet sehen, ob die Produktion fehlerfrei läuft. „Industrie 4.0, von der inzwischen alle reden, ist bei uns seit 15 Jahren gelebte Realität“, sagt Lauer. Doch trotz all der Technik bleibe der Mensch auch künftig im Werk unersetzli­ch. Als Teil der Ford-Familie eben.

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FOTOS: ROLF RUPPENTHAL Die Lackierere­i ist eine der sensibelst­en Stationen in der Produktion. Hier kommen Spritzrobo­ter zum Einsatz. Während der Werksferie­n wurde ein neues Förderband mit einzeln angetriebe­nen Rollen installier­t.
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Während der Ferien waren Autos im Werk zum Schutz zugedeckt.
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