Gastronomie-Ketten erfinden sich neu
Nur Essen und Trinken als Angebot reichen bei immer größerer Konkurrenz nicht mehr aus
Die Kunden sind wählerischer geworden: Das bekommen auch System-Gastronomie-Ketten wie McDonald’s, Burger King und Co. zu spüren. Hinzu kommt eine wachsende Konkurrenz durch Bäckereien und den Einzelhandel.
Frankfurt/Saarbrücken. Vapiano, Hans im Glück und andere „Neulinge“mischen den Markt der Gastronomieketten auf: Sie locken mit gestyltem Interieur, regionalen Produkten oder Bio. Die Branche, an deren Spitze in Deutschland unangefochten McDonald’s steht, ist dabei, sich neu zu erfinden. „Allein mit dem Angebot von Trinken und Essen lockt man heute kaum noch jemanden von dem Sofa“, heißt es beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Auch wenn das Wachstum nicht mehr so rasant ist wie noch vor einigen Jahren: 12 Milliarden Euro (ohne Mehrwertsteuer) setzten die 100 größten Anbieter der Systemgastronomie nach Dehoga-Schätzungen 2014 um, 2,2 Prozent mehr als 2013. Ohne die beiden Fast-Food-Riesen McDonald’s und Burger King hätte das Plus sogar 5,2 Prozent betragen.
„Der gesamte Markt wächst, und damit ist auch Platz für neue Anbieter“, sagt Valerie Holsboer, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Systemgastronomie. Konkurrenz machen der Branche aus ihrer Sicht vor allem neue Angebote der Bäckereien sowie Einzelhändler, die frische Snacks anbieten – von Salaten bis hin zu Sushi.
Zu den Großen der Systemgastronomie in Deutschland zählt auch Nordsee. Das 1896 als Deutsche Dampffischerei- Gesellschaft gegründete Unternehmen belegt in dem Dehoga-Ranking Platz 5 der 100 größten Anbieter. Seit 2012 investiert das Bremer- havener Unternehmen kräftig in die Neugestaltung seiner Filialen. Diese bekommen ein neues Design. Von den 304 Filialen in Deutschland und Österreich (ohne Tank & Rast Filialen) erstrahlen nach Angaben des Unternehmens schon 116 in neuem Glanz. Bewusst sei nicht jeder Laden identisch.
Unangefochtener Marktführer hierzulande ist mit 1500 Filialen und geschätzt drei Milliarden Euro Umsatz 2014 der amerikanische Hamburgerriese McDonald’s. Konkurrent Burger King folgt der Dehoga zufolge mit Abstand auf Rang zwei. Branchenriese McDonald’s kämpft allerdings mit Kundenschwund. Vor allem jüngere Kunden wechseln zur vermeintlichen gesünderen Konkurrenz. Der seit März amtierende Vorstandschef Steve Easterbrook versprach denn auch, die Burgerkette werde sich voll darauf konzentrieren, den veränderten Vorlieben der Verbraucher gerecht zu werden.
In den Vereinigten Staaten experimentiert die weltgrößte Schnellrestaurant-Kette mit dem Trendgemüse Grünkohl. In einigen Filialen werden zwei neue Frühstücksgerichte angeboten, eines davon enthält Grünkohl und Spinat. In Deutschland bietet McDonald’s an einigen wichtigen Standorten einen Tischservice an und setzt inzwischen auch auf fleischlose Burger mit der Trend-Zutat Quinoa.
Konkurrent Burger King ist neuerdings in mehreren deutschen Städten mit einem Bringdienst unterwegs. In den kommenden zwei Jahren sollen bundesweit über 200 der 700 Filialen des McDonald’s-Rivalen den Service anbieten. Kunden können ihre Bestellung im Internet aufgeben, die Lieferung erfolgt dann aus einer Filiale.
Auch neue Restaurants plant die Fast-Food-Anbieter – wie viele, ist gegenwärtig allerdings noch offen. Eins steht für Valerie Holsboer jedoch jetzt schon fest: In fünf Jahren wird der Markt für Systemgastronomie wieder anders aussehen. „Die Unternehmen erfinden sich jeden Tag neu, und wer das nicht macht, verschwindet vom Markt.“dpa