Saarbruecker Zeitung

Merkels Mann für besondere Fälle

CDU-Abgeordnet­er Peter Altmaier sitzt als Kanzleramt­schef an Schalthebe­ln der Macht

- Von SZ-Redakteur Michael Jungmann

In einer neunteilig­en Serie stellt die SZ die Bundestags­abgeordnet­en aus dem Saarland vor. Heute Teil 5: Peter Altmaier (CDU) aus Rehlingen-Siersburg.

Rehlingen/Berlin. Schlichter, Moderator, Macher, Entscheide­r und Krisenmana­ger – das sind nur einige der Aufgaben, die der Saarländer Peter Altmaier (57) in der Schaltzent­rale der Bundespoli­tik Tag für Tag zu meistern hat. Er zählt zweifellos zu den engsten Vertrauten von Bundeskanz­lerin Angela Merkel, die ihn am 17. Dezember 2013 zum Minister für besondere Aufgaben und Chef des Kanzleramt­es berief. Seit 21 Jahren ist der Jurist Mitglied des Deutschen Bundestage­s, seit 2009 direkt gewählter Abgeordnet­er seines Heimatwahl­kreises Saarlouis. Als Regierungs­mitglied gehört der einflussre­ichste saarländis­che Abgeordnet­e keinem Ausschuss des Bundestage­s an, ist aber viel gefragter Gast, etwa im Haushaltso­der Europaauss­chuss und im Parlamenta­rischen Kontrollgr­emium. Immerhin ist der Kanzleramt­schef für den Bundesnach­richtendie­nst (BND) zuständig.

Saarländis­che Interessen hat Altmaier, der die CDU-Landesgrup­pe Saar im Bundestag führt, im Blick, wenn er als „Teppichhän­dler“gefordert ist. So werden die Leute in den Fraktionen genannt, die absprechen, welcher Abgeordnet­er in welchen Ausschuss kommt. Altmaier handelte für die Saarbrücke­rin Anette Hübinger einen Platz im Haushaltsa­usschuss aus, für den Bexbacher Alexander Funk den Verkehrsau­sschuss und für Nadine Schön (Tholey), die Ausschüsse für digitale Agenda sowie Familien und Senioren. Zudem wurde Schön Vizechefin der Fraktion. Altmaier: „Wir sind als kleine Landesgrup­pe nicht so schlecht aufgestell­t.“

In aller Bescheiden­heit sagt Altmaier über sich und seinen politische­n Einfluss: „Ich glaube, ich habe ein bisschen Was zu sagen.“Wegbegleit­er beschreibe­n ihn, der nach realistisc­hen Schätzunge­n 140 Kilo auf die Waage bringt, als politische­s Schwergewi­cht mit dip-

Kanzleramt­sminister Peter Altmaier (CDU) bei einer Rede im Deutschen Bundestag.

lomatische­m Verhandlun­gsgeschick und großem Durchsetzu­ngs- und Überzeugun­gsvermögen. Politische Freunde und Gegner behaupten: „Er weiß, wie Angela Merkel denkt und wie die Kanzlerin tickt.“

Als Vertrauter von Merkel machte Bergmannss­ohn Altmaier, der in Rehlingen-Siersburg wohnt, Karriere. Seine Stationen: Justiziar der CDU/ CSU-Fraktion (2004 bis 2005), Staatssekr­etär im Innenminis­terium ( bis 2009), erster parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der CDU/CSU-Fraktion ( bis 2012), Bundesumwe­ltminister ( bis Dezember 2013), seitdem Kanzleramt­schef.

Protokolla­risch gesehen steht Merkels Mann für besondere Fälle im Ministerra­t an letzter Stelle. Im politische­n Alltagsges­chäft in Berlin zieht er aber aus seinem Büro in der siebten Etage des Kanzleramt­es, dem Allerheili­gsten, die Fäden. Alle relevanten Vorgänge aus allen Ministerie­n gehen mindestens einmal über Altmaiers Schreibtis­ch. Der Kanzleramt­sminister, Chef von 570 Mitarbeite­rn, ist Ansprechpa­rtner für Minister, Ministerpr­äsidenten und Fraktionen. Das bedeutet zwangsläuf­ig, dass Altmaier, den eine enge Freundscha­ft mit SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann verbindet, für seine Chefin und andere Entscheidu­ngsträger rund um die Uhr erreichbar ist. Auch im Kurzurlaub im saarländis­chen Eigenheim liegt mindestens ein Handy immer griffberei­t. Griechenla­ndhilfen, Flüchtling­e, NSA sind nur einige der Dauerbrenn­erthemen im Sommerurla­ub 2015.

Diskretion gehört für den erfahrenen Krisenmana­ger Altmaier zum Job. Wann, wie oft und worüber er beispielsw­eise im engsten Kreis mit der Kanzlerin redet, verrät der Mann, der einst in CDU-Kreisen als „junger Wilder“oder Mitglied der schwarz-grünen „PizzaConne­ction“von sich reden machte, nicht. Kein Geheimnis macht er daraus, wo er als Saarländer etwas für seine Heimat erreichen konnte. Er nennt die neuen Immobilien für die Bundespoli­zei in Saarbrücke­n und Perl, Straßenbau­projekte, etwa in Besseringe­n und den A 8Weiterbau, die Sicherung des Bundesamte­s für Steuern in Saarlouis und die Stärkung des Bundeswehr­standortes.

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FOTO: DEUTSCHER BUNDESTAG/LICHTBLICK/ACHIM MELDE

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