Begnadete Körper
Das Finale des saarländischen Festivals Sommer Szene
Am Samstagabend ist er in Dillingen zu Ende gegangen, der Jubiläumsjahrgang des Straßentheaterfestivals Sommer Szene. Vier durchweg gelungene Auftritte boten einen schönen Ausklang vor der Kulisse des Alten Schlosses.
Dillingen. 30 Jahre Sommer Szene – „Isn’t that a magic evening?“Man konnte dem Satz des WallStreetTheatres nur zustimmen: Bei dem knallbunten Variétéabend, den sich das Straßentheaterfestival am Samstag zum Abschluss seiner Jubiläumsausgabe geschenkt hat, stimmten sowohl die Mischung, das Ambiente, das Wetter als auch der Zuspruch des Publikums.
Im weiten Halbkreis hockten die Zuschauer um die Bühne am Alten Schloss, wo das WallStreetTheatre durch das abwechslungsreiche Programm mit vier durchweg Straßenpflaster-tauglichen Attraktionen führte und natürlich auch selbst etwas zum Besten gab. Die beiden deutschen Komiker treten als spleenige Briten in Nadelstreifen und mit Hornbrille auf, lassen dabei aber jedes englische Understatement vermissen und kombinieren haarsträubenden Unfug und abstruse Ideen mit Akrobatik und Zauberei. So gefielen die beiden mit bizarren Entfesselungstricks, Hütchenspielerei der jonglierenden Art und huldigten der Queen mit zündenden Raketen im Allerwertesten.
Tritte in denselben kassierten zuhauf die beiden Herren des deutsch-französisch-portugiesischen Trios Satchok, dank der wehrhaften und mit viel weiblicher Hinterlist ausgestatteten Dame des Ensembles. Die noch recht junge Gruppe spielte charmant mit Alltagssituationen, die zu Streitereien führten, die wiederum artistisch gelöst wurden. „Urban acrobatic show“heißt ihre Produktion, bei der man vom Zuschauen schwindlig wird: angesichts starker Hebefiguren und waghalsiger Salti und Pirouetten in luftiger Höhe.
Zur Abwechslung eher bodenständig und von geradezu krachlederner Wucht gab sich in seinem Bühnenprogramm „MecanoComic“dagegen der technisch versierte Tausendsassa UliK, der sich zudem ungewohnt redselig präsentierte. Der erfinderische Tempera- mentsbolzen knatterte hier mit einer zum Motorrad umgebauten Tuba über die Bühne und lud sich eine hilflose Blondine auf den Soziussitz des röhrenden Gefährts, dessen Vorderteil sich obendrein als Einrad absprengen lässt.
Ebenfalls eine Ein-MannShow mit Verstärkung aus dem Publikum lieferte Barto, clownesker Schlangenmensch und Akrobat, dessen Mimik ebenso beweglich ist wie sein Körper. Als wäre es das Leichteste von der Welt, zwängte er sich in Drahtkleiderbügel und Rohre, balancierte Scheiben auf Teleskopstangen, alberte mit Luftballons herum und rekrutierte für eine Seiltanznummer männliche Zuschauer als menschliche Spannhaken. Ein schöner Ausklang dieses Jubiläumsfestivals.