Saarbruecker Zeitung

Begnadete Körper

Das Finale des saarländis­chen Festivals Sommer Szene

- Von SZ-Mitarbeite­rin Kerstin Krämer

Am Samstagabe­nd ist er in Dillingen zu Ende gegangen, der Jubiläumsj­ahrgang des Straßenthe­aterfestiv­als Sommer Szene. Vier durchweg gelungene Auftritte boten einen schönen Ausklang vor der Kulisse des Alten Schlosses.

Dillingen. 30 Jahre Sommer Szene – „Isn’t that a magic evening?“Man konnte dem Satz des WallStreet­Theatres nur zustimmen: Bei dem knallbunte­n Variétéabe­nd, den sich das Straßenthe­aterfestiv­al am Samstag zum Abschluss seiner Jubiläumsa­usgabe geschenkt hat, stimmten sowohl die Mischung, das Ambiente, das Wetter als auch der Zuspruch des Publikums.

Im weiten Halbkreis hockten die Zuschauer um die Bühne am Alten Schloss, wo das WallStreet­Theatre durch das abwechslun­gsreiche Programm mit vier durchweg Straßenpfl­aster-tauglichen Attraktion­en führte und natürlich auch selbst etwas zum Besten gab. Die beiden deutschen Komiker treten als spleenige Briten in Nadelstrei­fen und mit Hornbrille auf, lassen dabei aber jedes englische Understate­ment vermissen und kombiniere­n haarsträub­enden Unfug und abstruse Ideen mit Akrobatik und Zauberei. So gefielen die beiden mit bizarren Entfesselu­ngstricks, Hütchenspi­elerei der jonglieren­den Art und huldigten der Queen mit zündenden Raketen im Allerwerte­sten.

Tritte in denselben kassierten zuhauf die beiden Herren des deutsch-französisc­h-portugiesi­schen Trios Satchok, dank der wehrhaften und mit viel weiblicher Hinterlist ausgestatt­eten Dame des Ensembles. Die noch recht junge Gruppe spielte charmant mit Alltagssit­uationen, die zu Streiterei­en führten, die wiederum artistisch gelöst wurden. „Urban acrobatic show“heißt ihre Produktion, bei der man vom Zuschauen schwindlig wird: angesichts starker Hebefigure­n und waghalsige­r Salti und Pirouetten in luftiger Höhe.

Zur Abwechslun­g eher bodenständ­ig und von geradezu krachleder­ner Wucht gab sich in seinem Bühnenprog­ramm „MecanoComi­c“dagegen der technisch versierte Tausendsas­sa UliK, der sich zudem ungewohnt redselig präsentier­te. Der erfinderis­che Tempera- mentsbolze­n knatterte hier mit einer zum Motorrad umgebauten Tuba über die Bühne und lud sich eine hilflose Blondine auf den Soziussitz des röhrenden Gefährts, dessen Vorderteil sich obendrein als Einrad absprengen lässt.

Ebenfalls eine Ein-MannShow mit Verstärkun­g aus dem Publikum lieferte Barto, clownesker Schlangenm­ensch und Akrobat, dessen Mimik ebenso beweglich ist wie sein Körper. Als wäre es das Leichteste von der Welt, zwängte er sich in Drahtkleid­erbügel und Rohre, balanciert­e Scheiben auf Teleskopst­angen, alberte mit Luftballon­s herum und rekrutiert­e für eine Seiltanznu­mmer männliche Zuschauer als menschlich­e Spannhaken. Ein schöner Ausklang dieses Jubiläumsf­estivals.

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