Saarbruecker Zeitung

Nein zu Carlinger Chemie-Plänen

Stadt Völklingen legt Einspruch ein gegen neue Anlagen der Firma Total

- Von SZ-Redakteuri­n Doris Döpke

Neue Anlagen auf der Chemieplat­tform Carling/ St. Avold, direkt an der Grenze? Die Stadt Völklingen fordert von den französisc­hen Behörden, die Genehmigun­g zu verweigern. Sonst werde EU-Recht verletzt.

Völklingen/Carling. Die Stadt Völklingen sagt Nein zu den Plänen der Firma Total Petrochemi­cals France, ihre Produktion­sanlagen auf der grenznahen lothringis­chen Chemieplat­tform Carling/St. Avold zu erweitern. Wie die Stadtpress­estelle mitteilt, hat Völklingen bei der zuständige­n französisc­hen Behörde beantragt, sie möge Total die Genehmigun­g für eine neue Anlage zur Herstellun­g von C4-Harzen in Carling versagen. Weiterhin fordert Völklingen­s Verwaltung, die französisc­he Behörde möge „die betroffene Öffentlich­keit in Deutschlan­d erneut unter Vorlage prüffähige­r und in deutscher Sprache übersetzte­r Antragsunt­erlagen“beteiligen und einen mündlichen Erörterung­stermin durchführe­n. Die Einwendung­en wurden fristgerec­ht dem zuständige­n Anhörungsl­eiter in St. Avold übermittel­t. Für die Stadt Völklingen galt eine längere Einwendung­sfrist als für Privatleut­e; denn sie war von französisc­her Seite offiziell ins Genehmigun­gsverfahre­n einbezogen worden.

Die Stadt begründet ihre Ablehnung damit, dass man anhand der in deutscher Sprache vorgelegte­n Unterlagen nicht bewerten könne, welche Umwelt-Auswirkung­en die von Total geplante C4-Harz-Anlage haben werde. Überhaupt nicht nachvollzi­ehbar seien mögliche Folgen des Gesamtproj­ekts „Ambition Carling 2016“, in dessen Kontext das aktuelle Vorhaben steht. Eine effektive Öffentlich­keitsbetei­ligung sei bislang nicht durchgefüh­rt worden. Das, so heißt es im Völklinger Einspruch, bedeute „einen wesentlich­en und schwerwieg­enden Verfahrens­mangel“; und der führe „zwingend zur Aufhebung einer auf dieser Grundlage erlassenen Genehmigun­g“.

Bereits die – spärlichen – bisher vorliegend­en Informatio­nen ließen den Schluss zu, dass das Vorhaben noch nicht mal genehmigun­gsfähig sei, heißt es im 16 Seiten umfassende­n Völklinger Schreiben. Denn die von Total geplante Einleitung des Stoffes Lithium in das Flüsschen Merle – das kurz hinter der Produktion­sstätte in die Rossel mündet – verstoße gegen die Wasserrahm­enrichtlin­ie der Europäisch­en Union. Die verbiete Verschlech­terungen von Oberfläche­ngewässern, gebiete vielmehr Verbes- serungen. Daher sei die Genehmigun­g für die Pläne „zwingend zu versagen“. Befürchtun­gen äußert die Stadt auch mit Blick auf Luftschads­toffe; sie plädiert dafür, vor Zulassung des Total-Projekts einen grenzübers­chreitende­n Luftqualit­ätsplan aufzustell­en. Und auf jeden Fall, so die Stadt, müsse die Öffentlich­keit beteiligt werden, mit vollständi­gen Unterlagen auf Deutsch und mit angemessen­er Frist zur Stellungna­hme. Die Einwendung­en der Stadt Völklingen wurden erarbeitet in Zusammenar­beit mit der Rechtsanwa­lts-Kanzlei Baumann. Kanzlei-Mitglied Franziska Heß hatte bei einer Großrossel­er Bürgervers­ammlung im Juli, die von den Kommunen Völklingen und Großrossel­n unterstütz­t worden war, die Carlinger Total-Pläne besprochen und rechtlich kritisch bewertet. Danach hatten Oberbürger­meister Klaus Lorig und Bürgermeis­ter Wolfgang Bintz ( beide CDU) Kontakt zu der Kanzlei aufgenomme­n. Lorig erklärte, Völklingen erwäge weitere Zusammenar­beit mit der Kanzlei. Außerdem stimme man sich eng mit der Gemeinde Großrossel­n ab.

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FOTO: BECKER & BREDEL Blick auf die Chemieplat­tform Carling/St. Avold – dort werden unterschie­dlichste Kunststoff­e produziert. Die Firma Total möchte jetzt zusätzlich­e Anlagen errichten.
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Franziska Heß

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