Usain Bolt sprintet zum Medaillen-Rekord
Usain Bolt gewinnt die 100 Meter vor Justin Gatlin – „Hätte heute noch schneller rennen können“
Trotz aller Zweifel und eines „Startunfalls“sitzt Sprint-König Usain Bolt erneut auf dem Thron. Am Ende gab eine Hundertstelsekunde den Ausschlag. Dabei wäre der Jamaikaner im Halbfinale fast ausgeschieden.
Peking. Usain Bolt genoss seinen Triumph zunächst ganz still. Der Superstar aus Jamaika hatte seinen Rivalen Justin Gatlin geschlagen, seinen Status als Nummer eins der Sprint-Welt eindrucksvoll zementiert – doch ein ausgelassener Jubel mit den bekannten Mätzchen blieb aus. Erst Minuten später, mit der JamaikaFahne über den Schultern, zeigte Bolt seinen Fans wieder seinen berühmten Blitz.
„Ich war entspannt, habe mir keinen Stress gemacht und es nach Hause gebracht“, sagte Bolt hinterher: „Mein Ziel ist es, bis zu meinem Karriere-Ende die Nummer eins zu bleiben. Und dafür treibe ich mich immer weiter an. Ich hätte heute noch schneller rennen können.“Bolt lief bei der Leichtathletik-WM in Peking in 9,79 Sekunden zu Gold über 100 Meter und verwies Gatlin, der bereits zwei Mal (2001 und von 2006 bis 2010) wegen Dopings gesperrt war, um eine Hundertstelsekunde auf Rang zwei. Bronze gewannen zeitgleich (9,92) Trayvon Bromell aus den USA und der Kanadier Andre De Grasse.
Schon im Halbfinale hatte es vor 55 000 begeisterten Zuschauern im „Vogelnest“geknistert – und vielen hatte der Atem gestockt, denn Bolt hätte sich beinahe selbst geschlagen. Der Ja- maikaner strauchelte unmittelbar nach dem Start, holte dann aber mächtig auf und siegte sogar noch in 9,96 Sekunden. Gatlin setzte in 9,77 ein weiteres Achtungszeichen. Der deutsche Rekordhalter Julian Reus vom TV Wattenscheid schied als Achter in 10,28 Sekunden aus – er hatte seine Pflicht aber mehr als erfüllt. Der 27-Jährige war der erste deutsche Halbfinalist seit der WM-Premiere 1983.
Vor dem Showdown klatschten Bolt und Gatlin kurz ab, die beiden respektieren sich. Dabei könnte ihr Image nicht unterschiedlicher sein. Schließlich wurde das Rennen zum Duell Saubermann gegen böser Bube, Liebling der Massen gegen den umstrittensten Läufer seit Ben Johnson hochstilisiert. Am Ende hatte Bolt die besseren Nerven und bewahrte die Leichtathletik davor, weiter in der Krise zu versinken. Auch der neue Weltverbands-Präsident Sebastian Coe dürfte aufatmen. Ein Weltmeister Gatlin wäre nach den jüngsten Doping-Enthüllungen nicht vermittelbar gewesen. sid