Ungleicher Lohn lässt Mittelschicht schrumpfen
Studie: Gut ein Drittel der Haushalte ist einkommensschwach
Die Zahl der Wohlhabenden in Deutschland wächst, doch zugleich gibt es auch mehr Geringverdiener. Nicht einmal die Hälfte der Haushalte zählt noch zur Mittelschicht, warnen Experten.
Duisburg. In Deutschland nehmen die Einkommens-Unterschiede weiter zu. In den vergangenen 20 Jahren stieg die Zahl der einkommensschwachen Haushalte ebenso wie die der Bezieher hoher Einkommen. Das zeigt der neue Report des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Uni Duisburg-Essen. Die Konsequenz: Die Mittelschicht schrumpft immer weiter. Nach den neuen Zahlen verbuchen nur noch 48 Prozent der Haushalte ein mittleres Einkommen. 1992 lag dieser Wert bei 56,4 Prozent. Die IAQ-Studie bewertet inzwischen ein Drittel der Haushalte (34,7 Prozent) als einkommensschwach, fünf Prozent mehr als vor 20 Jahren. Der Anteil der Oberschicht stieg von 13,9 auf 17,2 Prozent. „Besorgniserregender Trend“Als Ursachen für die Entwicklung nennen die Sozialforscher unter anderem die ungleiche Verteilung von Arbeitszeiten. Während 78 Prozent der Gutverdiener eine Vollzeitstelle hätten, seien Arbeitnehmer aus der untersten Gruppe nur zu 42 Prozent voll- zeitbeschäftigt (minus 20 Prozent). In vielen Branchen hätten sie nur noch Zugang zu Mini- und kurzen Teilzeit-Jobs.
Aus Sicht der Experten ist die Entwicklung „besorgniserrend“. Schon in den derzeit wirtschaftlich guten Zeiten werde der Sozialstaat stark beansprucht, weil immer weniger Unterschicht-Haushalte von ihren Arbeitseinkünften leben könnten. Die Grenze zwischen Unterschicht und Mittelschicht zogen die Autoren der Studie bei 60 Prozent des mittleren Einkommens. Ein Single gehört demnach zur untersten Schicht, wenn sein Netto-Einkommen unter 1030 Euro liegt.