Väter wollen mehr Familienzeit
Väter würden sich gern mehr um ihren Nachwuchs kümmern
Jeder dritte Vater in Deutschland wünscht sich mehr Zeit für seine Kinder. Das ergab eine Studie des Statistischen Bundesamts. Familienministerin Schwesig warb erneut für eine Familienarbeitszeit.
„Die Studie ist ein klarer politischer Auftrag, die Familienarbeitszeit weiterzuverfolgen.“ Familienministerin Manuela Schwesig
Jeder dritte Vater wünscht sich mehr Zeit für seine Kinder, jeder zweite berufstätige Vater würde seine Arbeitszeit gern reduzieren. Dieses Ergebnis einer neuen Studie ist Wasser auf die Mühlen der Familienministerin.
Berlin. Zeit müsste man haben. So hat wohl jeder schon mal geseufzt. Am meisten die Eltern. Nach einer gestern veröffentlichten Untersuchung des Statistischen Bundesamtes in Zusammenarbeit mit dem Bundesfamilienministerium haben vor allem berufstätige Mütter und Väter offenbar das ungute Gefühl, sich nicht genügend um ihre Kinder kümmern zu können.
Der Statistik zufolge wünscht sich jede fünfte Mutter und jeder dritte Vater mehr Zeit für den Nachwuchs. Immerhin jeder zweite Vater würde lieber weniger Zeit im Job verbringen. Das sagt von sich aber nur jede vierte berufstätige Mutter. Dahinter steckt der weitverbreitete Wunsch nach einer partnerschaftlichen Aufteilung der Kinderbetreuung, wie er auch schon in zahlreichen früheren Studien deutlich geworden war. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. „Mütter wenden mit einer Stunde und 45 Minuten pro Tag etwa doppelt so viel Zeit für die reine Kinderbetreuung auf als Väter mit 51 Minuten“, erklärte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler. Dies wiederum lässt sich auf die unterschiedliche Art der Erwerbstätigkeit beider Geschlechter zurückführen. Nach einer kürzlich veröffentlichten Allensbach-Untersuchung wa- ren vor der Geburt des ersten Kindes bei bundesweit 71 Prozent der Paare beide Partner in Vollzeit erwerbstätig. Nach der Geburt galt das nur noch für 15 Prozent. Bei mehr als der Hälfte der Paare mit kleinen Kindern war nach der Elternzeit in den meisten Fällen nur noch der Mann voll im Job, während die Frau in Teilzeit beschäftigt war.
Dafür gibt es eine einfache Erklärung. In der Regel habe dieses Modell „rein monetäre Gründe“, weil der Vater mehr verdiene als die Mutter, sagte Familienministerin Manuel Schwesig (SPD). Aus ihrer Sicht zeigen die aktuellen Daten jedoch einmal mehr, dass Eltern weder den Vollzeitjob im Doppelpack bevorzugen, um Beruf und Familie unter einen Hut zu kriegen, noch den Alleinverdiener-Haushalt, in dem sich nur die Frau um die Kinder kümmert. Gewünscht würden vielmehr Arbeitszeiten in einem Korridor zwischen 33 Stunden bei Müttern und etwa 38 Stunden bei Vätern – womit sich die Sozialdemokratin auch in ihrer alten Forderung nach Einführung einer sogenannten Familienarbeitszeit bestätigt fühlt.
Schwesigs Ursprungsmodell sah dazu eine 32-Stunden-Woche für Mütter und Väter vor, wobei ein Teil des Lohnausfalls aus Steuermitteln zu finanzie- ren wäre. In der großen Koalition konnte sich die Ministerin bislang damit allerdings nicht durchsetzen. In den Ergebnissen der jüngsten Studie sehe sie aber einen „klaren politischen Handlungsauftrag, die Familienarbeitszeit weiterzuverfolgen“, erklärte Schwesig gestern.
Insgesamt arbeiteten volljährige Deutsche im Schnitt gut 45 Stunden pro Woche. Vor allem Frauen gehen heute deutlich länger einer bezahlten Beschäftigung nach als noch zur Jahrtausendwende: Binnen zehn Jahren stieg ihre Erwerbsarbeitszeit um fast drei Stunden auf rund 16 Stunden pro Woche. Kleiner Trost für alle Gestressten – ob Eltern oder nicht: Zumindest nach der Statistik hat sich an der Dauer der Freizeit seit der Jahrtausendwende kaum etwas geändert. Durchschnittlich fast sechs Stunden täglich verbringen die Bundesbürger nach wie vor mit Fernsehen, Lesen, Musikhören und anderen Hobbys.
Für die Untersuchung wurden 2012 und 2013 etwa 5000 Haushalte mit rund 11 000 Personen ab zehn Jahre befragt. Dabei dokumentierte jede Person an drei Tagen, welche Haupt- und Nebentätigkeiten in einem jeweiligen Zeitraum von mindestens zehn Minuten ausgeübt wurden.