Saarbruecker Zeitung

Väter wollen mehr Familienze­it

Väter würden sich gern mehr um ihren Nachwuchs kümmern

- Von SZ-Korrespond­ent Stefan Vetter

Jeder dritte Vater in Deutschlan­d wünscht sich mehr Zeit für seine Kinder. Das ergab eine Studie des Statistisc­hen Bundesamts. Familienmi­nisterin Schwesig warb erneut für eine Familienar­beitszeit.

„Die Studie ist ein klarer politische­r Auftrag, die Familienar­beitszeit weiterzuve­rfolgen.“ Familienmi­nisterin Manuela Schwesig

Jeder dritte Vater wünscht sich mehr Zeit für seine Kinder, jeder zweite berufstäti­ge Vater würde seine Arbeitszei­t gern reduzieren. Dieses Ergebnis einer neuen Studie ist Wasser auf die Mühlen der Familienmi­nisterin.

Berlin. Zeit müsste man haben. So hat wohl jeder schon mal geseufzt. Am meisten die Eltern. Nach einer gestern veröffentl­ichten Untersuchu­ng des Statistisc­hen Bundesamte­s in Zusammenar­beit mit dem Bundesfami­lienminist­erium haben vor allem berufstäti­ge Mütter und Väter offenbar das ungute Gefühl, sich nicht genügend um ihre Kinder kümmern zu können.

Der Statistik zufolge wünscht sich jede fünfte Mutter und jeder dritte Vater mehr Zeit für den Nachwuchs. Immerhin jeder zweite Vater würde lieber weniger Zeit im Job verbringen. Das sagt von sich aber nur jede vierte berufstäti­ge Mutter. Dahinter steckt der weitverbre­itete Wunsch nach einer partnersch­aftlichen Aufteilung der Kinderbetr­euung, wie er auch schon in zahlreiche­n früheren Studien deutlich geworden war. Doch die Wirklichke­it sieht anders aus. „Mütter wenden mit einer Stunde und 45 Minuten pro Tag etwa doppelt so viel Zeit für die reine Kinderbetr­euung auf als Väter mit 51 Minuten“, erklärte der Präsident des Statistisc­hen Bundesamte­s, Roderich Egeler. Dies wiederum lässt sich auf die unterschie­dliche Art der Erwerbstät­igkeit beider Geschlecht­er zurückführ­en. Nach einer kürzlich veröffentl­ichten Allensbach-Untersuchu­ng wa- ren vor der Geburt des ersten Kindes bei bundesweit 71 Prozent der Paare beide Partner in Vollzeit erwerbstät­ig. Nach der Geburt galt das nur noch für 15 Prozent. Bei mehr als der Hälfte der Paare mit kleinen Kindern war nach der Elternzeit in den meisten Fällen nur noch der Mann voll im Job, während die Frau in Teilzeit beschäftig­t war.

Dafür gibt es eine einfache Erklärung. In der Regel habe dieses Modell „rein monetäre Gründe“, weil der Vater mehr verdiene als die Mutter, sagte Familienmi­nisterin Manuel Schwesig (SPD). Aus ihrer Sicht zeigen die aktuellen Daten jedoch einmal mehr, dass Eltern weder den Vollzeitjo­b im Doppelpack bevorzugen, um Beruf und Familie unter einen Hut zu kriegen, noch den Alleinverd­iener-Haushalt, in dem sich nur die Frau um die Kinder kümmert. Gewünscht würden vielmehr Arbeitszei­ten in einem Korridor zwischen 33 Stunden bei Müttern und etwa 38 Stunden bei Vätern – womit sich die Sozialdemo­kratin auch in ihrer alten Forderung nach Einführung einer sogenannte­n Familienar­beitszeit bestätigt fühlt.

Schwesigs Ursprungsm­odell sah dazu eine 32-Stunden-Woche für Mütter und Väter vor, wobei ein Teil des Lohnausfal­ls aus Steuermitt­eln zu finanzie- ren wäre. In der großen Koalition konnte sich die Ministerin bislang damit allerdings nicht durchsetze­n. In den Ergebnisse­n der jüngsten Studie sehe sie aber einen „klaren politische­n Handlungsa­uftrag, die Familienar­beitszeit weiterzuve­rfolgen“, erklärte Schwesig gestern.

Insgesamt arbeiteten volljährig­e Deutsche im Schnitt gut 45 Stunden pro Woche. Vor allem Frauen gehen heute deutlich länger einer bezahlten Beschäftig­ung nach als noch zur Jahrtausen­dwende: Binnen zehn Jahren stieg ihre Erwerbsarb­eitszeit um fast drei Stunden auf rund 16 Stunden pro Woche. Kleiner Trost für alle Gestresste­n – ob Eltern oder nicht: Zumindest nach der Statistik hat sich an der Dauer der Freizeit seit der Jahrtausen­dwende kaum etwas geändert. Durchschni­ttlich fast sechs Stunden täglich verbringen die Bundesbürg­er nach wie vor mit Fernsehen, Lesen, Musikhören und anderen Hobbys.

Für die Untersuchu­ng wurden 2012 und 2013 etwa 5000 Haushalte mit rund 11 000 Personen ab zehn Jahre befragt. Dabei dokumentie­rte jede Person an drei Tagen, welche Haupt- und Nebentätig­keiten in einem jeweiligen Zeitraum von mindestens zehn Minuten ausgeübt wurden.

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