Saarbruecker Zeitung

Starker Euro macht Export zu schaffen

Die Gemeinscha­ftswährung ist gegenüber dem Dollar um etwa zehn Cent nach oben geklettert

- Von dpa-Mitarbeite­r Jürgen Sabel

Der Euro berappelt sich wieder. Sein Wert gegenüber dem US-Dollar ist seit dem Frühjahr um rund zehn Cent gestiegen. Der Export wird dadurch belastet.

Viele Monate stützte der schwache Euro Exporte „made in Germany“. Jetzt legt die Gemeinscha­ftswährung wieder zu. Welche Folgen hat dies für die deutsche Wirtschaft und die schwächere­n Länder der Eurozone?

Frankfurt. Die Finanzmärk­te spielen verrückt, doch der Euro legt scheinbar unbeeindru­ckt zu. Mit über 1,17 US-Dollar erreichte die Gemeinscha­ftswährung zu Wochenbegi­nn den höchsten Stand seit Januar, auch wenn sie gestern schon wieder bei 1,14 notierte. Marktbeoba­chter bezeichnen den Euro inzwischen als „sicheren Hafen“. Der sonst in Krisen oft begehrte Dollar geht hingegen auf Talfahrt. Zu Jahresbegi­nn hatten noch viele Beobachter erwartet, dass der Eurokurs unter die Parität – also ein Tauschverh­ältnis von eins zu eins – zum Dollar fallen könnte. Was ist in der Zwischenze­it passiert?

Die wichtigste Ursache für den Anstieg des Euro liegt in der Geldpoliti­k der US-Notenbank Fed. Ökonomen waren davon ausgegange­n, dass die Fed im September erstmals seit der weltweiten Wirtschaft­s- und Finanzkris­e die Leitzinsen anheben könnte. Die Furcht vor einer deutlichen Abkühlung der chinesisch­en Wirtschaft stellt dies jedoch zunehmend infrage.

„Die Angst ist so weitgreife­nd, dass der Markt inzwischen sogar eine Normalisie­rung der US- Geldpoliti­k auf den Sankt Nimmerlein­stag verschoben hat“, sagt Thu Lan Nguyen, Devisenexp­ertin bei der Commerzban­k. Die Aussicht auf eine Zinserhöhu­ng in den USA und die Anleihekäu­fe der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) waren bis ins Frühjahr hinein der Hauptgrund für die Talfahrt des Euro, der zeitweise bis auf 1,05 Dollar fiel. Denn ein höheres Zinsniveau macht eine Währung für Anleger attraktive­r.

Die Ursachen für den Anstieg des Euro liegen aber keineswegs nur in China und den USA. So hat sich die Konjunktur in der Eurozone zuletzt belebt. Gerade in Ländern wie Spanien und Italien erholte sich die Wirtschaft. Spanien wies im zweiten Quartal das höchste Wachstum in der Eurozone auf. Und vieles deutet auf eine Fortsetzun­g der Erholung hin. So sind beispielsw­eise die deutschen Unternehme­n laut Ifo- Geschäftsk­limaindex im August noch optimistis­cher als zuletzt.

„Die Eurozone gefällt aktuell aufgrund der konjunktur­ellen Hoffnungsz­eichen“, sagt Sebastian Sachs, Devisenexp­erte beim Bankhaus Metzler. Die nach wie vor vorhandene Schwäche, vor allem auf politi- scher Ebene, rücke derzeit in den Hintergrun­d.

Die Euroschwäc­he hat die Exporte aus dem Euroraum in der Vergangenh­eit beflügelt, denn die Produkte wurden dadurch auf dem Weltmarkt günstiger. Für die deutsche Exportwirt­schaft ist aber auch der stärkere Euro wegen der hohen Wettbewerb­sfähigkeit noch kein Problem. Das aktuelle Niveau ist historisch keineswegs ungewöhnli­ch. Schließlic­h kostete die Gemeinscha­ftswährung im Jahr 2014 zeitweise rund 1,40 Dollar. Problemati­sch könnte eine weitere Aufwertung jedoch für die weniger wettbewerb­sfähigen südeuropäi­schen Länder werden. So profitiert­en besonders italienisc­he Unternehme­n von der Abwertung des Euro.

Es ist allerdings zweifelhaf­t, ob der Anstieg der Gemeinscha­ftswährung anhält. So zeigten sich die Wirtschaft und der Arbeitsmar­kt der USA zuletzt weiter robust. Zudem haben Vertreter der US-Notenbank bisher keine Hinweise auf eine Verschiebu­ng der Zinserhöhu­ng gegeben. Die Fed dürfte sich dies ohnehin genau überlegen. Denn die Finanzmärk­te könnten eine Verschiebu­ng als Hinweis interpreti­eren, dass die Notenbank größere Schwierigk­eiten in der US-Wirtschaft sieht, und entspreche­nd negativ reagieren.

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FOTO: FOTOLIA Die anhaltende Niedrigzin­spolitik der USA hilft dem Euro. Er kehrt zu neuer Stärke zurück.

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