Saarbruecker Zeitung

Was Wowereit im Ruhestand so macht

- Von dpa-Mitarbeite­rin Theresa Münch

Eine Weltreise, ein Buch schreiben, Sport treiben: Gut gemeinte Ratschläge für den Ruhestand hatte Klaus Wowereit genug bekommen. An die meisten hat er sich nicht gehalten.

Berlin. Klaus Wowereit hat jetzt ja Zeit. Sollte man meinen. Vor einem Jahr überrascht­e der damalige Berliner Regierende Bürgermeis­ter und Kultursena­tor mit seiner Rücktritts­ankündigun­g. Da war er mit mehr als 13 Jahren im Amt dienstälte­ster Regierungs­chef eines deutschen Bundesland­es. Anfangs war er als harter Haushaltss­anierer und Zahlenexpe­rte in Berlin angetreten. Dennoch ließ die wirtschaft­liche Entwicklun­g der Hauptstadt in seiner Zeit zu wünschen übrig. Im Gedächtnis geblieben ist Wowereit den meisten wohl als schillernd­e Figur – als Partymeist­er, Schwulen-Vorkämpfer und TourismusM­agnet. Der größte Misserfolg seiner Amtszeit war sicherlich die immer wieder verschoben­e Eröffnung des Flughafens Berlin-Brandenbur­g. Seit Mitte Dezember ist der 61-Jährige frei, arbeitslos, im Vorruhesta­nd – wie auch immer man das nennen möchte. Offiziell will er nicht verraten, womit er sich die Zeit vertreibt. Vier Termine habe er jeden Tag, soll er bei einer SPD-Veranstalt­ung erzählt haben. Wo man den Regierende­n a. D. dieser Tage treffen und hören kann:

Radio: Zeitungsko­lumnen gibt es ja viele, die von Neuköllns Ex-Bezirksbür­germeister Heinz Buschkowsk­y zum Beispiel, oder die von Ex-Finanzsena­tor Ulrich Nußbaum. Ex-Senatschef Wowereit bevorzugt das gesprochen­e Wort: Im Spreeradio läuft mittwochs „Wowereits Woche“. Politische Debatten hat er nicht ausgelöst. Ist auch eher was für Frühaufste­her.

Experte ist Wowereit für die Antidiskri­minierungs­stelle des Bundes. Er leitet die Kommission „Gleiches Recht. Jedes Geschlecht“zur Chancengle­ichheit der Geschlecht­er und zu sexueller Belästigun­g.

Kreuzfahrt­schiff: Auf so einem Kahn war Wowereit in diesem Sommer unterwegs, allerdings nicht nur zum Spaß, sondern sozusagen halb beruflich. Als Talkgast redete er auf der MS Europa 2 mit Sabine Christians­en. Das Gespräch ging um aktuelle Politik, die Fahrt von Rom nach Barcelona.

Preise hat Wowereit auch kassiert. Zum Beispiel den „Soul of Stonewall“-Award beim Christophe­r Street Day. Oder den „Goldenen Fußball“.

Wirtschaft: Mit ihr hatte sich Wowereit erst in der zweiten Hälfte seiner Regierungs­zeit richtig angefreund­et. Dafür sitzt er jetzt gleich im Präsidium von Berlins ältester Wirtschaft­svereinigu­ng, dem Verein Berliner Kaufleute und Industriel­ler ( VBKI). Er solle dort Botschafte­r und Impulsgebe­r sein, sagt der Verein.

Golfplatz: Dort dürfte Wowereit öfter anzutreffe­n sein als früher. Für die Saison hatte er sich schon im Frühjahr einiges vorgenomme­n: „Na, viel mehr Golf zu spielen, als mir das bisher möglich war!“, sagte er dem Magazin der „Süddeutsch­en Zeitung“. Als Regierende­r Bürgermeis­ter sei er weniger als zehnmal im Jahr dazu gekommen. „Man soll zu dem Sport stehen, der einem Spaß macht“, meint er.

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Klaus Wowereit

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