Saarbruecker Zeitung

Auf der „Schnellspu­r“aus der Schweiz

Eidgenosse­n schieben Asylbewerb­er aus dem Balkan im Eilverfahr­en ab

-

Die Schweiz geht in der Asylpoliti­k einen ganz eigenen Weg: In einem 48-Stunden-Verfahren wird über Asylanträg­e entschiede­n. Das hat dazu geführt, dass die Flüchtling­szahlen drastisch gesunken sind.

Zürich. Reisen bildet und manchmal kann es auch Überzeugun­gen bestätigen. Beim Schweizer Staatssekr­etariat für Migration (SEM) in Zürich holten sich der Vorsitzend­e der CSU-Fraktion im bayerische­n Landtag Thomas Kreuzer und seine Stellvertr­eter gestern viel Bestätigun­g für ihre asylpoliti­schen Forderunge­n ab. Den Schweizern ist jedenfalls gelungen, was die CSU seit Längerem predigt: Den Asylbewerb­erzustrom vom Balkan drastisch zu reduzieren. Gelungen ist das dem eidgenössi­schen Gegenstück zum deutschen Bundesamt für Migration und Flüchtling­en durch drastische Abschrecku­ng: 2012 führten die Schweizer für Antragstel­ler aus Ländern „mit großer Gesuchszah­l und schwach begründete­n Asylvorbri­ngen“eine nur 48 Stunden dauernde Verfahrens„Schnellspu­r“ein.

Falls der Betreffend­e nicht einen aus eigener Tasche zu finanziere­nden Rechtsweg beschreite­t, kann er theoretisc­h nach Überreichu­ng eines Ablehnungs­bescheids schon nach 48 Stunden „weggewiese­n“(abgeschobe­n) werden, erläuterte SEM-Vizedirekt­or Pius Betschart. Wenn er gleich einwilligt, bekommt er für die Rückreise noch eine Prämie von 2000 Schweizer Franken.

Das Ergebnis: In kurzer Zeit sank die Zahl der Asylanträg­e von Menschen aus dem Westbalkan und Georgien von monatlich fast 1000 auf inzwischen nur noch 112. Das ist mehr als Wasser auf die Mühlen der CSU-Asylpoliti­k. „Die Schweizer haben das in den Griff bekommen. Wir müssen das auch in den Griff kriegen“, kommentier­te Fraktionsc­hef Kreuzer. Bayern sei mit der Einrichtun­g von besonderen Aufnahmeze­ntren für Asylbewerb­er vom Balken in Manching und Bamberg auf dem richtigen Wege. Aber auch für die Behandlung aller anderen Asylanträg­e haben die CSU-Politiker Ideen mit nach München genommen. Auch in der Schweiz wurde in Politik und Bevölkerun­g beredte Klage über die zu lange Dauer von Asylverfah­ren geführt. Die Antwort darauf ist der „Testbetrie­b Zürich“, mit dem sich Bund, Kanton und Stadt Zürich das Ziel gesetzt haben, Asylverfah­ren möglichst in 140 Tagen abzuwickel­n. Auch das trug dazu bei, die Flüchtling­szahlen zu reduzieren. Die radikal verkürzten Aufenthalt­szeiten bei offensicht­lich unbegründe­ten Anträgen haben sich in den Herkunftsl­ändern herumgespr­ochen, sagt Vizedirekt­or Betschart. Das 48-StundenSch­nellverfah­ren sei „ein Wundermitt­el“.

Dieses „Wundermitt­el“wollen die CSU-Politiker jetzt so schnell wie möglich auch Deutschlan­d verordnen: „Dann wird sehr schnell auf dem Balkan bekannt, dass es sich nicht lohnt, nach Deutschlan­d zu kommen.“Die Schweiz sei in dieser Hinsicht „ein Modell für Deutschlan­d“, so Kreuzer. rm

Newspapers in German

Newspapers from Germany