Saarbruecker Zeitung

Drogerie-Riese ärgert Zahnpasta-Hersteller

Kette dm will Preiserhöh­ung nicht akzeptiere­n

- Von dpa-Mitarbeite­r Erich Reimann Von SZ-Redakteur Lothar Warscheid

Bei Preisen geht es im Handel rau zu. Doch selten werden Unternehme­n so vorgeführt wie derzeit der Konsumgüte­rherstelle­r Colgate-Palmolive von Deutschlan­ds größter Drogeriema­rktkette dm.

Karlsruhe. Eigentlich sollte in dem Regal der Drogeriema­rktkette dm Zahncreme der Marke Dentagard liegen. Die Packung mit 100 Milliliter­n zum Preis von 75 Cent. Doch der Platz im Regal ist leer. Stattdesse­n klebt dort ein Schild: „Gleicher Preis bei weniger Inhalt: Da streiken wir! dm.“

Dann folgt noch die Erklärung: Der Hersteller von Dentagard – der Konsumgüte­rkonzern Colgate-Palmolive – habe die Inhaltsmen­ge der Tube von 100 Milliliter auf 75 Milliliter reduziert, fordere aber weiterhin den bisherigen Preis. Da wolle dm im Kundeninte­resse nicht mitmachen. Und daher sei die Zahncreme aktuell nicht verfügbar.

Ein spektakulä­rer Schritt, findet der Marketing-Experte Martin Fassnacht von der Wirtschaft­shochschul­e WHU. „Der Trick, den Inhalt zu verringern, ohne den Preis zu senken, wird im Handel ja öfter benutzt. Aber dass ein Händler die Kunden explizit darauf auf- merksam macht, dass ein Hersteller das Preis-Leistungsv­erhältnis verschlech­tern will, das ist neu.“

Der Vorsitzend­e der dm- Geschäftsf­ührung, Erich Harsch, bekräftigt: „Wir möchten diese Preiserhöh­ung nicht an unsere Kunden weitergebe­n.“Es sei der Anspruch, auch in Zukunft „der günstigste Anbieter von Drogeriewa­ren zu sein“, betont Harsch.

Colgate-Palmolive ist diese neue Offenheit aber anscheinen­d überhaupt nicht geheuer. „Als Hersteller von Konsumgüte­rn ist es ein übliches Vorgehen, Abgabeprei­se an den Handel an steigende Kosten zum Beispiel für Energie und Rohstoffe anzupassen. Unüblich ist es, uns öffentlich zu Verhandlun­gen mit unseren Handelspar­tnern zu äußern“, wiegelt das Unternehme­n in einer Stellungna­hme Nachfragen zu dem Vorgang ab. Für den Handelsexp­erten Fassnacht ist die Taktik des Drogeriema­rkt-Riesen dm allerdings gut nachvollzi­ehbar. Der Schritt unterstütz­e das Image von dm als ehrliches Unternehme­n und setze ColgatePal­molive unter Druck, meint er. Und wahrschein­lich sei auch die Hoffnung damit verbunden, dass die dm-Handelsmar­ke Dontodent davon profitiere. Armin Valet von der Verbrauche­rzentrale Hamburg begrüßt den Schritt ausdrückli­ch. Verdeckte Preiserhöh­ungen seien für viele Verbrauche­r ein Ärgernis. Sie fühlten sich über den Tisch gezogen. „Dass da mal ein Händler Position bezieht, finden wir gar nicht so unsympathi­sch.“Allerdings habe auch dm in der Vergangenh­eit bei ähnlichen Versuchen von anderen Markenarti­klern durchaus mitgezogen.

MEINUNG

Nicht nur die schwäbisch­e, sondern jede Hausfrau weiß, dass die Lebensmitt­elherstell­er mit Füllmengen eben mal so Preiserhöh­ungen durchdrück­en, ohne dass es groß bemerkt wird. Denn auf dem Preisschil­d ändert sich nichts. Die Drogeriema­rktkette dm hat diesen Missstand jetzt mal öffentlich gemacht. Mit Sicherheit nicht uneigennüt­zig. Vielleicht wollte dm Platz im Regal für die Eigenmarke Dontodent schaffen. Doch die Aktion macht wieder deutlich, dass man bei jedem Einkauf gut aufpassen muss.

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