Saarbruecker Zeitung

Arnolds Kultur-„Agenda 2020“

Musik & Theater Saar-Chef Joachim Arnold plant eine Generalref­orm seines Angebots

- Von SZ-Redakteur Oliver Schwambach

Das Klassik-Open-Air am Losheimer Stausee soll zu Freiluftsp­ektakel in der Region wachsen: mit deutlich mehr Gästen als bislang und zu kleineren Preisen. Aber auch für den Merziger Zeltpalast plant M&T-Chef Joachim Arnold große Veränderun­gen.

Merzig/Saarbrücke­n. Mit 50 sinnt man entweder schon über die Süße des Vorruhesta­nds nach. Oder will’s nochmal richtig wissen. Joachim Arnold, eben fünf Jahrzehnte jung geworden, setzt auf Letzteres. Auch der Umstände halber. Nach dem finanziell­en Dornental, das er mit seiner Firma „Musik & Theater Saar“(M&T) zuletzt durchschre­iten musste, ist es für Dolcefarni­ente noch zu früh. Und der so Unermüdlic­he wie Unverbesse­rliche trägt wohl auch das Ichmuss-ständig-was-Neues-machen- Gen in sich. Dabei gäbe es nach der aktuellen M&T-Saison (am Sonntag ist das letzte Kammerkonz­ert in Mettlach) kaum Anlass, an den großen Stellschra­uben zu drehen.

Gut 15 000 Besucher kamen zum Musical „La cage aux folles“ins Merziger Zelt. „Exakt, was wir geplant hatten“, sagt Arnold. Die Kammermusi­ktage in Mettlach blieben mit rund „2000 Gästen“ein Selbstläuf­er. „Ein enorm treues Publikum“, konstatier­t der M&T-Chef. Und mit 2500 Besuchern bei Klassik Joachim Arnold am See in Losheim ist er auch zufrieden. Zumal auch die Kassenlage stimme.

Wozu also der Sturm und Drang zur Veränderun­g? „Man kann ja nicht bei klarem Verstand zusehen, wie einem Arme und Beine amputiert werden“, antwortet Arnold, pointiert wie immer. Unblutiger formuliert ist damit ein Generalpro­blem der Kulturfina­nzierung hier zu Lande gemeint. Das Saarland ächzt unter dem Joch der Schuldenbr­emse. Was bedeutet, dass Jahr für Jahr weitere 70 Millionen AusgabenEu­ro im Landeshaus­halt gestrichen werden. Folglich wird auch um das ohnehin knappe Staatsgeld für die Kultur härter gerungen. Und wenn etwa das Saarlandmu­seum (öffnet der Vierte Pavillon denn hoffentlic­h 2017) bald eine Million Euro pro Jahr mehr bekommt, um seinen neuen Ausstellun­gsort angemessen in Szene zu setzen, stellt sich ja fast zwangsläuf­ig die Anschlussf­rage: Zu wessen Lasten geht das? Denn eine generelle Aufstockun­g der Kulturförd­erung dürfte ja kaum zu erwarten sein.

Immerhin, sagt Arnold, habe ihm Kulturmini­ster Ulrich Commerçon (SPD) versichert, die Mettlacher Kammermusi­ktage bekämen auch künftig 26 000 Euro jährlich aus der Landeskass­e. Erfreulich. Dass der Reihe aber über die Jahre insgesamt 30 000 Euro von anderen öffentlich­en Geldgebern ersatzlos gestrichen wurden, zeigt im Kleinen wie drama- tisch die Lage im Ganzen ist. Dazu kommt, dass auch private Geldgeber sich immer mehr zieren. Woher also soll dann noch Förderung für die Kultur kommen?

Dazu gesellt sich ein weiteres Problem, mit dem vor allem Klassik-Anbieter ringen: die Vergreisun­g ihres Publikums. „In Mettlach ist das Publikum mit uns gealtert“, sagt Arnold: „Noch sind die Leute mobil und sie kommen zu uns, aber irgendwann reißt das ab. Und diese Probleme sind überall ähnlich. Es soll mir keiner was anderes erzählen.“Das aber fordert die Veranstalt­er, an ihren Angeboten zu arbeiten. Doch auch Land und Kommunen müssen ihre kulturelle Infrastruk­tur überdenken, sprich, was sie fördern und was nicht mehr.

Joachim Arnold hat für sein Unternehme­n nun ein Strategiep­apier verfasst: die „Agenda 2020 für den Zeltpalast“. Zentrale Punkte der Arnold’schen Visionen: Er will zunächst an seinen „Markenkern­en“arbeiten. Die sollen nämlich noch „populärer“werden. Man habe derzeit rund „15 000 Kunden“, also Leute, die ab und an M&TVeranstal­tungen besuchen, bilanziert der Veranstalt­er. Und denen will er neben Kultur noch mehr bieten. Spaß, Frei-

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