Arnolds Kultur-„Agenda 2020“
Musik & Theater Saar-Chef Joachim Arnold plant eine Generalreform seines Angebots
Das Klassik-Open-Air am Losheimer Stausee soll zu Freiluftspektakel in der Region wachsen: mit deutlich mehr Gästen als bislang und zu kleineren Preisen. Aber auch für den Merziger Zeltpalast plant M&T-Chef Joachim Arnold große Veränderungen.
Merzig/Saarbrücken. Mit 50 sinnt man entweder schon über die Süße des Vorruhestands nach. Oder will’s nochmal richtig wissen. Joachim Arnold, eben fünf Jahrzehnte jung geworden, setzt auf Letzteres. Auch der Umstände halber. Nach dem finanziellen Dornental, das er mit seiner Firma „Musik & Theater Saar“(M&T) zuletzt durchschreiten musste, ist es für Dolcefarniente noch zu früh. Und der so Unermüdliche wie Unverbesserliche trägt wohl auch das Ichmuss-ständig-was-Neues-machen- Gen in sich. Dabei gäbe es nach der aktuellen M&T-Saison (am Sonntag ist das letzte Kammerkonzert in Mettlach) kaum Anlass, an den großen Stellschrauben zu drehen.
Gut 15 000 Besucher kamen zum Musical „La cage aux folles“ins Merziger Zelt. „Exakt, was wir geplant hatten“, sagt Arnold. Die Kammermusiktage in Mettlach blieben mit rund „2000 Gästen“ein Selbstläufer. „Ein enorm treues Publikum“, konstatiert der M&T-Chef. Und mit 2500 Besuchern bei Klassik Joachim Arnold am See in Losheim ist er auch zufrieden. Zumal auch die Kassenlage stimme.
Wozu also der Sturm und Drang zur Veränderung? „Man kann ja nicht bei klarem Verstand zusehen, wie einem Arme und Beine amputiert werden“, antwortet Arnold, pointiert wie immer. Unblutiger formuliert ist damit ein Generalproblem der Kulturfinanzierung hier zu Lande gemeint. Das Saarland ächzt unter dem Joch der Schuldenbremse. Was bedeutet, dass Jahr für Jahr weitere 70 Millionen AusgabenEuro im Landeshaushalt gestrichen werden. Folglich wird auch um das ohnehin knappe Staatsgeld für die Kultur härter gerungen. Und wenn etwa das Saarlandmuseum (öffnet der Vierte Pavillon denn hoffentlich 2017) bald eine Million Euro pro Jahr mehr bekommt, um seinen neuen Ausstellungsort angemessen in Szene zu setzen, stellt sich ja fast zwangsläufig die Anschlussfrage: Zu wessen Lasten geht das? Denn eine generelle Aufstockung der Kulturförderung dürfte ja kaum zu erwarten sein.
Immerhin, sagt Arnold, habe ihm Kulturminister Ulrich Commerçon (SPD) versichert, die Mettlacher Kammermusiktage bekämen auch künftig 26 000 Euro jährlich aus der Landeskasse. Erfreulich. Dass der Reihe aber über die Jahre insgesamt 30 000 Euro von anderen öffentlichen Geldgebern ersatzlos gestrichen wurden, zeigt im Kleinen wie drama- tisch die Lage im Ganzen ist. Dazu kommt, dass auch private Geldgeber sich immer mehr zieren. Woher also soll dann noch Förderung für die Kultur kommen?
Dazu gesellt sich ein weiteres Problem, mit dem vor allem Klassik-Anbieter ringen: die Vergreisung ihres Publikums. „In Mettlach ist das Publikum mit uns gealtert“, sagt Arnold: „Noch sind die Leute mobil und sie kommen zu uns, aber irgendwann reißt das ab. Und diese Probleme sind überall ähnlich. Es soll mir keiner was anderes erzählen.“Das aber fordert die Veranstalter, an ihren Angeboten zu arbeiten. Doch auch Land und Kommunen müssen ihre kulturelle Infrastruktur überdenken, sprich, was sie fördern und was nicht mehr.
Joachim Arnold hat für sein Unternehmen nun ein Strategiepapier verfasst: die „Agenda 2020 für den Zeltpalast“. Zentrale Punkte der Arnold’schen Visionen: Er will zunächst an seinen „Markenkernen“arbeiten. Die sollen nämlich noch „populärer“werden. Man habe derzeit rund „15 000 Kunden“, also Leute, die ab und an M&TVeranstaltungen besuchen, bilanziert der Veranstalter. Und denen will er neben Kultur noch mehr bieten. Spaß, Frei-