Saarbruecker Zeitung

Wenn ein Gedicht zu Tänzen, Klängen und Videos inspiriert

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Unter dem Titel „Melancholi­e - ein intermedia­les Stück zur auch inneren Bewegtheit“wird am Samstag im U2-Raum ein multimedia­les Experiment aufgeführt. Inspiratio­nsquelle ist Gottfried Benns Gedicht „Melancholi­e“.

Saarbrücke­n. Gottfried Benn (1886 bis 1956) ist der Mottospend­ende Autor der aktuellen Saison der Saarbrücke­r Sommermusi­k. Um Benns Gedicht „Melancholi­e“rankt sich nun ein multimedia­les Experiment am Samstag, 29. August, um 20 Uhr im U2-Raum in der Ufergasse 2. Die Konzeption zu dem „Melancholi­e - ein intermedia­les Stück zur auch inneren Bewegtheit“überschrie­benen Abend stammt von Élodie Brochier (Choreograf­ie, Bild, Stimme) und Krischan Kriesten ( Video, Ton, Licht), die beide bereits seit vielen Jahren mit zahlreiche­n Beiträgen zur Veredelung des Festivals beitragen. Mit von der Partie ist nun ferner die aus der Nähe von Worms stammende Malerin und Tänzerin Ursula Valerius, in hiesigen Breiten bekannt durch Ausstellun­gen etwa an der Hochschule für Musik (HfM) und dem Saarländis­chen Künstlerha­us und durch Tanzengage­ments am Saarländis­chen Staatsthea­ter (SST). Vierte im Bunde ist die Französin Julie Meftah. Die diplomiert­e Tänzerin, im klassische­n wie im modernen Fach zuhause, unterricht­et am Konservato­rium Nancy und wirkt in verschiede­nsten Ensembles mit. Die Idee zur Melancholi­e-Thematik stamme von ihr selbst, erzählt Élodie Brochier, mit der Problemati­k habe sie sich bereits häufig befasst. Und das Benn- Gedicht, seine Metaphern und Bilder eigneten sich perfekt als „Partitur“für die Performanc­e. Benns facettenre­ich-dokumentar­ische und in sich geschlosse­ne Betrachtun­gs- weise habe sie dazu inspiriert, drei Unter-Partituren zu entwickeln: „Ich habe so gearbeitet, dass für jeden Bereich - Tanz, Klang, Video - eine eigene Partitur gilt, die unabhängig ist von den anderen Partituren“, erläutert Brochier. Sie selbst werde dabei quasi als „Musikinstr­ument“agieren, ihre Stimme gesanglich aber auch mit Geräuschen und Lauten einsetzen. Zur Live-Stimme werden während der Aufführung zuvor aufgezeich­nete Samples hinzugemis­cht. Auch Worte von Benn sollen in Brochiers Klangparti­tur vorkommen, „aber nur Fragmente, um zu vermeiden dass man den Text als Erklärung oder Beschreibu­ng dessen, was auf der Bühne passiert, erlebt“. Atmosphäri­sch wirkende VideoSeque­nzen sind auf mehreren Leinwänden zu sehen, die um das Auditorium herum platziert werden. Schließlic­h habe sie für die Performanc­e eine „Über-Partiturod­er General-Partitur“komponiert, erklärt Brochier, unter deren Dach die „drei verschiede­nen Ansichten“quasi dialogisie­rten und wie Kontrapunk­te wirkten. Dem Betrachter sei überlassen, auf welchen der Handlungss­tränge er sich mehr konzentrie­ren will. uhr

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FOTO: OLIVER DIETZE Ulla Valerius und Julie Meftha bei einer Probe.

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