Filigrane Meisterwerke
Die mitreißenden neuen Alben von Marty O’Reilly und Rob Moir strotzen vor Sendungsbewusstsein
Marty O’Reilly begann seine musikalische Laufbahn als traditionsbewusster BluesGitarrist, er verehrte Größen wie Mississippi John Hurt, John Lee Hooker, Blind Willie Johnson und Leadbelly. Später erst entdeckte er filigrane Folkies wie Nick Drake oder John Fahey. Aber auch Tom Waits hinterließ seine Spuren im Herz des nunmehr ausgesprochen vielfältig Inspirierten. Das Großartige an „Pray For Rain“ schem Bass, gelegentlichem Cello- und Glockenspiel sowie einer Trompete. Neben der Gitarre profitiert bisweilen auch ein Banjo vom famosen Picking des Songschreibers Marty O’Reilly.
Es fällt überhaupt nicht schwer, sich vorzustellen, dass es eine riesige, höchstwahrscheinlich schwindelerregende Freude sein muss, diese sensationelle Horde aus Santa Cruz, Kalifornien live zu erleben! Denken wir uns doch abschließend nun einfach noch eine passende Wortschöpfung für dieses vergnügliche Gebräu aus: Gypsy-Folk-Jazz-SoulBlues.
„Places To Die“deutete es vor zwei Jahren bereits an: hier reift ein ganz Großer heran. Mit dem Album „Adventure Handbook“
Rob Moir mausert sich als Songwriter.
ne noch immer unbändige Energie in unglaublich konzise, glasklar produzierte, gleichwohl wie lässig aus dem Ärmel geschüttelte Americana-Pop-Songs. Große Gesten werden von diesem sendungsbewussten Kanadier genau so wenig gescheut wie intime, mutige Einblicke in eine rastlose Seele.
Was von Selbstbewusstsein und Authentizität gleichermaßen zeugt. „All we need is to get out of bed with reason“fasst der Song-
schmied des Menschen Tun und Sehnen zusammen und hat sogleich eine schmackhafte Motivation parat: „The world is beautiful“.
Auf Tourdaten von Marty O’Reilly & the old Soul Orchestra müssen wir leider noch warten, aber Rob Moir beehrt dieses Land bereits in Kürze – und ist beispielsweise am 25. September im Saarbrücker Club Summa Cum Laude zu Gast. Ausgehend von „Adventure Handbook“wird das unter Garantie eine infizierende Sause!