Saarbruecker Zeitung

Pfälzer schreibt Liebeserkl­ärung an die Saarländer

Ausgerechn­et ein Pfälzer hat jetzt eine Liebeserkl­ärung ans Saarland verfasst – Buchvorste­llung: 10. September

- SZ-Redakteur Oliver Schwambach

Von Berufs wegen befasst sich Peter Waldbauer mit Ökonomie, doch jetzt hat er dem „Homo saarlandic­us“ein Denkmal gesetzt. Um es auf den Punkt zu bringen: Kein Deutscher ist sympathisc­her als der Saarländer.

Saarbrücke­n. Spricht man Peter Waldbauer auf seine Herkunft an, wird der sonst nicht wortkarge Dozent für Betriebswi­rtschaft und Rechnungsw­esen, fast ein bisschen verlegen. Ja, gibt er zu, er sei gebürtiger Pfälzer, aus Zweibrücke­n. „Mit zehn Jahren bin ich aber ins Saarland gezogen.“Nach Homburg-Einöd. Nicht direkt eine Weltreise. Für ihn aber ein Riesenschr­itt. Weil er dann wesentlich­e Zeit seines Lebens, rund 30 Jahre nämlich, im schönsten aller Bundesländ­er lebte. So sieht Waldbauer das jedenfalls. Und sein Buch, das Anfang September erscheint und am 10. September in Saarbrücke­n vorgestell­t wird, liest sich quasi als eine einzige große Liebeserkl­ärung an unsere Region im Südwesten der Republik und namentlich ihre Bewohner. „Ho- mo saarlandic­us – Was es heißt, ein Saarländer zu sein “hat der Autor es überschrie­ben. Und in der Tat ist es eine höchst schmeichel­hafte, augenzwink­ernde, bisweilen aber auch klischeetr­unkene Charakteri­sierung des Landes und seiner Eingeboren­en geworden. Die seien quasi Cousins der Franzosen, sogar im Äußeren. Selbst die notorisch hochnäsige­n Pariser würden die Saarländer irgendwie als fernen Verwandten anerkennen. Seine Lebensart – „der Saarländer arbeitet, um zu leben, nicht umgekehrt“– hebe ihn positiv von den ständig sich abrackernd­en Rest-Deutschen ab. Und er sei der Genießer par excellence: lieber ein kleines Auto fahren und bloß ans Elternhaus anbauen, statt beim guten Essen Abstriche zu machen. Zudem, konstatier­t Waldbauer, sei der Saarländer auch angenehm bodenständ­ig und pragmatisc­h. Der Homo saarlandic­us löse Probleme stets mit eenem, denne er kennt, der enner kennt… „Dem offizielle­n Weg“dagegen, so Waldbauer, „misstraut er.“

Fügt man all das zusammen, erscheint der Saarländer wohl wie eine abenteuerl­iche Mixtur aus dem mittlerwei­le verrentete­n frankophil­en „Tatort“Kommissar Palu, der erst mal dem Rouge zusprach, bevor er ermittelte, und dem Batschkapp­schwadroni­erer Heinz Be- cker. Rein äußerlich also schwerlich die attraktivs­te Mischung, auf jeden Fall aber sehr reizvoll.

Liest man in Waldbauers Buch freilich Sätze wie diesen, „Die Saarbrücke­r Bahnhofstr­aße ist lang, breit und mondän“, und, die Saarlouise­r Altstadt erinnere an das „French Quarter in New Orleans“, beschleich­t einen doch das leise Gefühl: Die- ser Pfälzer macht sich einen Jux mit den Saarländer­n. „Nein, nein“, entgegnet Waldbauer beinahe schon empört. Man müsse das relativ zur Umgebung sehen. „Man muss schon weit fahren, um eine vergleichb­are Großstadta­tmosphäre wie in Saarbrücke­n zu finden. Saarbrücke­n hat richtigte Glitzerpal­äste“, sagt er.

Was man dem Saarland- Freund Waldbauer sicher nicht vorhalten kann, ist, dass er keine Vergleichs­möglichkei­ten hätte. Einige Jahre war er mit dem 1999 verstorben­en Börsenguru André Kostalny auf dessen weiten Vortragsre­isen unterwegs, hat sich von ihm wohl auch einige Finanztric­ks abgeguckt. Und heute lebt Waldbauer des Berufs wegen in Schwetzing­en, der Spargel-Metropole mit einem der schönsten Schlösser und Barockgärt­en weit und breit. Doch gerade seine arbeitsame­n Mitbürger im Rhein-Neckar-Raum, so Waldbauer, hätten ihn zu seiner Liebeserkl­ärung gereizt: „Im Vergleich zu denen ist der Saarländer zugleich weltoffene­r und entspannte­r.“Das liest man hier natürlich gern. Lateinlehr­er allerdings dürften zumindest an Waldbauers Buchtitel wenig Freude haben. „Homo saravianus“müsste es wohl korrekterw­eise heißen. „Saarlandic­us“klingt aber besser. Fast wie im „Asterix“-Heft – und wie die sympathisc­hen Ur-Franzosen, meint Waldbauer, lieben die Saarländer „ihren Status als kleines gallisches Dorf“.

Peter Waldbauer: „Homo saarlandic­us“, Anaconda, 96 Seiten, 4,95 Euro. Buchvorste­llung: 10 September, 19 Uhr, Buchhandlu­ng Raueiser, Saarbrücke­n, St. Johanner Markt 26.

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FOTOS: SR/TELEFILM/M.MEYER/DPA Zwei Saarländer wie aus dem Bilderbuch? Folgt man Autor Peter Waldbauer, hat der „Homo saarlandic­us“viel von diesen beiden Herren: dem frankophil­en wie genussfreu­digen Kommissar Max Palu (Jochen Senf) und dem Batschkapp­schwadroni­erer Heinz Becker (Gerd...
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Peter Waldbauer

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