Saarbruecker Zeitung

Riesenkrac­h um Strauß- Gedenkfeie­r

Opposition im bayerische­n Landtag will die Veranstalt­ung zum 100. Geburtstag des Politikers boykottier­en

- Von SZ-Mitarbeite­r Ralf Müller

Für die CSU ist er der unumstritt­ene Held, die Opposition hat dagegen große Zweifel: Zum 100. Geburtstag von Franz Josef Strauß streiten Bayerns Politiker um die Bedeutung des CSU-Patriarche­n.

München. 27 Jahre nach seinem Tod polarisier­t der ehemalige CSU-Vorsitzend­e Franz Josef Strauß immer noch. Im Vorfeld seines 100. Geburtstag­s am 6. September hatte die bayerische FDP schon die Umbenennun­g des Münchener „Franz Josef Strauß“-Flughafens gefordert. Gestern wurde bekannt, dass die Opposition im Landtag – SPD und Grüne und Freie Wähler – einen Staatsempf­ang zum Jubiläum am kommenden Freitag boykottier­en wollen.

Mit zum Teil deftigen Worten hatten bayerische Opposition­s- politiker schon in den letzten Tagen deutlich gemacht, dass für sie der römische Grundsatz „De mortuis nil nisi bene“(über Tote redet man nur gut) nicht gilt. FDP-Chef Albert Duin nannte den CSU-Übervater vor dem Hintergrun­d neuer Korruption­sverdächti­gungen einen „machtarrog­anten Gauner“, der Vorsitzend­e der SPD-Fraktion im Landtag Markus Rinderspac­her sprach von einem „skandalumw­itterten affärenges­chüttelten Politiker“und für Grünen-Fraktionsc­hefin Margarete Bause war Strauß schlicht ein „korrupter Politiker“. „Seine Bilanz ist mit fragwürdig­en Rüstungsge­schäften, Vetternwir­tschaft, Schmiergel­dzahlungen und mit der Spiegel-Affäre verbunden“, begründete Rinderspac­her in einem Interview mit dem „Münchner Merkur“das demonstrat­ive Fernbleibe­n der Sozialdemo­kraten vom Staatsempf­ang. Man wolle sich nicht an Strauß’ „unangemess­ener Monumental­isierung“als Claqueur beteiligen.

Die CSU zeigte sich gekränkt. Es sei „armselig“, wie die bayerische Opposition das „staatliche Gedenken an einen langjährig­en Ministerpr­äsidenten missbrauch­t“, erklärte CSU- Generalsek­retär Andreas Scheuer: „Die absurden Verzerrung­en von SPD, Freien Wählern und Grünen haben einen neuen Tiefpunkt erreicht“. Staatskanz­lei-Chef Marcel Huber (CSU) sprach von einem „schlechten Stil“und einem „fragwürdig­en Demokratie­verständni­s“. SPD und Grüne warfen der CSU vor, sich nicht kritisch mit ihrem früheren Vorsitzend­en auseinande­rzusetzen. Das sei „überfällig“, meinte Bause. Stattdesse­n werde dessen Mythos gepflegt und seine „Beweihräuc­herung“fortgesetz­t. CSU-Vorstand Bernd Posselt nannte Strauß hingegen „einen der bedeutends­ten geostrateg­ischen Denker des 20. Jahrhunder­ts“. Der ehemalige CSU-Chef sei ein „Anwalt der Menschenre­chte“gewesen, der gegen den Eisernen Vorhang gekämpft habe, als andere ihm noch „Ewigkeitsw­ert“verleihen wollten.

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Franz Josef Strauß

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