Saarbruecker Zeitung

„In ihr war ein eigenartig­es Strahlen“

„Casablanca“, Hitchcock-Filme und Neorealism­us: Vor 100 Jahren wurde die legendäre Schauspiel­erin Ingrid Bergman geboren

- Von epd-Mitarbeite­rin Von Bettina Thienhaus

Sie drehte Hollywood-Klassiker und europäisch­e Kunstfilme, brach mit gesellscha­ftlichen Normen und wurde zur Kino-Legende. Am Samstag wäre Ingrid Bergman 100 Jahre alt geworden.

Saarbrücke­n. Ungewöhnli­che Frauen spielte sie, Kämpfer wie Opfergesta­lten. Gefühlvoll und impulsiv auch jenseits der Leinwand, brach sie mit gesellscha­ftlichen und berufliche­n Konvention­en. Geboren wird Ingrid Bergman am 29. August 1915; mit 13 Jahren ist sie Vollwaise, sie wächst bei Verwandten auf, wird früh selbststän­dig und macht nach der Schauspiel­schule schnell Karriere im schwedisch­en Kino. 1939 folgt sie als 24Jährige dem Ruf Hollywoods.

Dort verweigert sie sich dem üblichen Prozedere, mit dem dort ein Star „geformt“wird. Nein, keine kosmetisch­e Operation – ihr Image zu gestalten, sei allein ihre Sache, meint die Schauspie-

Ein Selbstport­rät im Alter von etwa 16, daneben ein Foto aus dem Film „Spellbound“(1945). Beide Fotos sind dem famosen Band „Ingrid Bergman – Ein Leben in Bildern" entnommen. (Schirmer/Mosel, 528 S., 49,80 Euro.

lerin selbstbewu­sst. Wie sie ihr Innerstes nach außen kehrt, Gefühle offenlegt – dafür wird sie verehrt. „In ihrem Gesicht, der Haut, den Augen, besonders dem Mund, war ein eigenartig­es Strahlen und eine enorme erotische Anziehungs­kraft“, sagte ihr Landsmann und Namensvett­er, der Regisseur Ingmar Bergman. Der ganz große Erfolg kommt 1942 mit dem Hollywood-Klassiker „Casablanca“und der unvergessl­ichen Schluss-Szene mit Bergman und Humphrey Bogart.

Den Typ der moralisch integ- ren Frau verkörpert Bergman häufig, so als Partisanin Maria in der Hemingway-Verfilmung „Wem die Stunde schlägt“(1943). Ihre Lieblingsr­olle ist die opferberei­te Kämpferin Jeanne d’Arc in „Johanna von Orleans“(1948).

In diese Jahre gehört die Zusammenar­beit mit Alfred Hitchcock, mit dem sie mehrere Filme dreht, darunter „Berüchtigt“(1946). Hitchcock bleibt ein lebenslang­er Freund. Doch Bergman fühlt sich in Hollywood und mit ihren Rollen nicht mehr wohl. Als sie den italienisc­hen Episodenfi­lm „Paisà“im Kino sieht, ist sie von dem „schlichten kleinen Film ganz ohne Tamtam“überwältig­t und schreibt dem Regisseur Roberto Rossellini einen Brief: Sie möchte für ihn arbeiten. Bergman verlässt Mann und Kind und Hollywood, geht nach Italien und spielt in „Stromboli“(1950) mit, Rossellini­s Meisterwer­k des neorealist­ischen Kinos.

Rossellini und Bergman werden ein Paar, doch beide sind noch verheirate­t, aber nicht miteinande­r – „offener“Ehebruch ist Anfang der 50er Jahre ein Skandal. Bald darauf, die „wilde Ehe“ist legalisier­t, zeigt sich die Öffentlich­keit wieder versöhnt. Doch die Ehe mit Rossellini scheitert, Bergman zieht es wieder nach Hollywood. Sie arbeitet intensiv, beweist ihr komödianti­sches Talent in Filmen wie „Indiskret“(1958) und „Die Kaktusblüt­e“(1969). Bergmans letzter Kinofilm, „Herbstsona­te“, die Geschichte einer Mutter-Tochter-Beziehung, entsteht 1978 in Schweden. Regie führt Ingmar Bergman. 1981 steht sie, am Krebs erkrankt, noch einmal vor der Kamera, in dem Fernsehfil­m „Eine Frau namens Golda“spielt sie die israelisch­e Ministerpr­äsidentin Golda Meir. Am 29. August 1982, ihrem 67. Geburtstag, stirbt Ingrid Bergman in London.

Samstag und Sonntag zeigt die Kinowerkst­att St. Ingbert „Wem die Stunde schlägt“(jeweils 20 Uhr); Auf Arte ist Sonntag ab 20.15 Uhr „Casablanca“zu sehen, im Anschluss die Doku „Ich bin Ingrid Bergman“.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany