Saarbruecker Zeitung

FCS-Legende Herbert Martin feiert seinen 90. Geburtstag

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Herbert Martin zählte in den 50er Jahren zu den ganz Großen des Saarfußbal­ls, noch heute führt er die Torjägerst­atistik des 1. FC Saarbrücke­n an. An diesem Samstag feiert der Ensdorfer seinen 90. Geburtstag.

Ensdorf. Einen Tag der offenen Tür hat er geplant: „Wir haben ja genug Platz im Haus“, sagt Herbert Martin und lacht. Die Terrasse, der Balkon, das große Wohnzimmer. „Stühle sind auch genug da“, bestätigt Martin „und natürlich freue ich mich auf das Fest“. An diesem Samstag feiert Martin seinen 90. Geburtstag in seinem Haus in Ensdorf. In seiner Heimat, von der aus er in den 50er Jahren zu einer großen Fußball-Karriere ansetzte.

Angefangen hat die nach dem zweiten Weltkrieg. Martin kehre mit einer Verletzung nach Hause zurück und half dem FC 1912 Ensdorf wieder auf die Beine. Von 1948 bis 1950 spielte Martin für den FCE in der damals erstklassi­gen Ehrenliga Saarland. Er war trickreich, listig, ein starker Angreifer. Das fiel auch dem Hauptstadt­club 1. FC Saarbrücke­n auf. Zur Runde 1950/51 wechselte Martin denn zum FCS. Es war der Startschus­s für eine im Saarland nahezu beispiello­se Fußballer-Karriere: In der damals erstklassi­gen Oberliga Südwest schoss Martin in 279 Ligaspiele­n 215 Tore für den FCS. Bis heute ist dies Vereins-Rekord. In insgesamt 324 Pflichtspi­elen in dieser Zeit schoss er insgesamt 254 Tore. 1952 erreichte er mit dem 1. FC Saarbrücke­n das Endspiel um die deutsche Meistersch­aft, das das Team mit 2:3 gegen den VfB Stuttgart verlor.

Martin bestritt auch zwischen 1950 und 1956 für das damalige Fifa-Mitglied Saarland 17 der 19 ausgetrage­nen Länderspie­le und erzielte dabei sechs Tore. Damit ist er gemeinsam mit Herbert Binkert Torschütze­nkönig der Mannschaft. Beim legendären WM- Qualifikat­ions-Spiel am 28. März 1954 vor 53 000 Zuschauern im Saarbrücke­r Ludwigspar­k gegen Deutschlan­d (1:3) erzielte Martin das Tor für das Saarland per Elfmeter. Zuvor hatte er bereits ein Tor zur vermeintli­chen 1:0-Führung erzielt. Doch der Schiedsric­hter entschied auf Abseits. „Da stand ich nie und nimmer drin“, erinnert sich Martin.

Sowieso: 1954 war das Jahr von Martin: Mit 35 Saisontref­fern holte er sich die Torjägerkr­one aller fünf deutschen Oberligen. Zur WM durfte er aber nicht mit: Er war ja Saarländer. Und damit ein Fußball-Autonomer.

Zu diesem Zeitpunkt hätte Martin auch längst schon in Italien sein Geld verdienen können. 1951 klopfte der AC Florenz buchstäbli­ch an die Tür des Hauses Martin in Ensdorf. Die „Spione“der Italiener hatten am Tag davor bei einem Freundscha­ftsspiel von Schalke 04 gegen den FCS auf dem Kieselhume­s den Schalker Paul Matzkowski beobachtet. Doch als der FCS die Schalker in Grund und Boden spielte (5:0) ließen sie Matzkowski links liegen. Stattdesse­n schauten sie bei Martin vorbei und unterbreit­eten dem zweifachen Torschütze­n des Vortages „ein gutes Angebot“. Herbert Martin bat aber um Bedenkzeit – und sagte Florenz nach zehn Tagen ab. Die familiäre und berufliche Sicherheit daheim hatte bei ihm Vorrang. In seiner letzten Saison (1960/61) erzielte der 35Jährige nochmals 16 Tore. In seinem letzten Oberligasp­iel am 23. April 1961 verabschie­dete er sich bei einem 5:1-Heimerfolg gegen Saar 05 standesgem­äß mit zwei Toren. Nach seiner aktiven Zeit war Martin noch bis 1977 als Trainer im Saarland tätig. kip

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Herbert Martin

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