Schräge Typen hinterm Steuer
Wissenschaftler und Reifenhersteller Goodyear erforschen in einer Studie das Verhalten von Autofahrern
Autofahrer verhalten sich in der gleichen Situation höchst unterschiedlich. Es gibt Raser, Besserwisser, aber auch Gleichgültige. Die unterschiedlichen Typen beeinflussen sich allerdings gegenseitig, was häufig zu riskanten Situationen führen kann.
London. (np) Auf unseren Straßen sind sieben unterschiedliche Typen von Autofahrern unterwegs: Aussteiger, Belehrer, Besserwisser, Bestrafer, Philosophen, Vermeider und Wettkämpfer. Zu diesem Ergebnis kommen zumindest der Reifenhersteller Goodyear und Wissenschaftler der London School of Economics and Political Science in einer Studie zur Verkehrssicherheit.
In einem Zwischenbericht zu dem noch bis Oktober in 15 europäischen Ländern laufenden Forschungsprojekt haben die Sozialpsychologen schon mal die genannten Typen vorgestellt. Diese wurden anhand von Beobachtungen und Interviews ermittelt. „Treffen unterschiedliche Verhaltensweisen im Verkehr aufeinander, kann das zu gefährlichen Situationen führen“, sagt Olivier Rousseau, Vizepräsident bei Goodyear-PkwReifen in Europa. „Wenn wir verstehen, wie wir uns als Fahrer verhalten und was hierfür die Ursachen sind, können wir an uns arbeiten und selbst zu mehr Sicherheit beitragen.“
Der Straßenverkehr löst bei Autofahrern oft genug Stress und Frustration aus. Das sind dann häufige Ursachen für gefährliche Fahrmanöver. In der Londoner Studie wurde untersucht, wie Autofahrer auf das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer reagieren. Selbst ein grundsätzlich gelassener Fahrer bleibt nicht immer ruhig, wenn ihn ein Rowdy bedrängt. Der Psychologe Dr. Chris Tennant, Leiter des Forschungsprojekts, sagt: „Wenn wir uns über die Fahrweise der anderen Gedanken machen, hängt deren weiteres Verhalten auch davon ab, wie wir selbst reagieren.“Bremst man bei hochsteigendem Ärger zum Beispiel den anderen aus, ist das ein Verhalten, das man bei anderen stets missbilligen würde.
„Kein Fahrer verhält sich immer gleich“, sagt Tennant. „Je nach Situation kann jeder Fahrer auch zum unangenehmen Typ werden.“Olivier Rousseau betont, es sei erforderlich, aggressives Fahren zu ahnden, wie das gesetzlich auch vorgesehen sei. Darüber hinaus seien stete Aufklärung und lebenslanges Lernen unerlässlich, um Emotionen beim Fahren bestmöglich in den Griff zu bekommen.
Der Aussteiger hört am Steuer Musik oder telefoniert, um sich selbst abzukapseln. Er lenkt sich ab, auch vom Verkehrsgeschehen, um nicht mit anderen Autofahrern in Beziehung treten zu müssen. In erster Linie ist dies eine Strategie, um Frustration erst gar nicht aufkommen zu lassen.
Der Belehrer ist scharf darauf sicherzustellen, dass andere Fahrer wissen, was sie falsch gemacht haben. Er erwartet zudem noch Anerkennung für seine Bemühungen, andere zu belehren.
Der Besserwisser denkt, er sei von inkompetenten Verkehrsteilnehmern umgeben. Er begnügt sich aber damit, andere Fahrer aus dem geschützten Bereich seines Fahrzeugs heraus herablassend anzuschreien.
Der Bestrafer möchte andere Fahrer für ihr Fehlverhalten bestrafen, das er wahrgenommen zu haben glaubt. Er steigt sogar aus, um andere Fahrer direkt zu konfrontieren.
Der Philosoph akzeptiert ein Fehlverhalten anderer und versucht, dieses rational zu erklären. Es gelingt ihm, seine Gefühle beim Autofahren zu kontrollieren.
Der Vermeider verhält sich gegenüber Fahrern, die Fehlverhalten zeigen, distanziert, sieht sie aber jederzeit als potenzielle Gefahr.
Der Wettkämpfer will immer an vorderster Stelle fahren und ärgert sich, wenn ihn jemand daran hindert. Er beschleunigt, wenn ihn jemand überholen will, oder fährt in einer Kolonne dicht auf, damit niemand vor ihm einfädeln kann.