Saarbruecker Zeitung

Saar-Kommunen rütteln an der Schuldenbr­emse

Flüchtling­saufnahme belastet Finanzen – Beamtenbun­d sieht „Gesprächsb­edarf“

- Von SZ-Redakteur Daniel Kirch

Bürgermeis­ter und Beamte stellen wesentlich­e Spar-Beschlüsse wieder infrage. Grund ist die Aufnahme tausender Flüchtling­e, die den öffentlich­en Dienst im Saarland zunehmend überforder­t. Saarbrücke­n. Die saarländis­chen Kommunen sehen sich wegen der Aufnahme tausender Flüchtling­e zur Abkehr von der bisherigen Sparpoliti­k gezwungen. Der Präsident des Saarländis­chen Städte- und Gemeindeta­ges, Klaus Lorig (CDU), fordert daher, die Schuldenbr­emse zu lockern. „Wir können es einfach nicht stemmen, wenn wir stur sagen, aus rein finanztech­nokratisch­en Gründen bleiben wir bei der Schuldenbr­emse, weil wir das mal für richtig erkannt haben“, sagte er der SZ. Dies betreffe die Sparauflag­en für Land und Kommunen.

Auf die Kommunen kämen weitere Belastunge­n zu, die diese nicht tragen könnten. Dass die Kommunalau­fsicht zusätzlich­e Ausgaben nicht auf die Sparvorgab­en anrechnen werde, wie von Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) in Aussicht gestellt, sei „das Mindeste“, erklärte Lorig. Der Deutsche Beamtenbun­d (DBB) fordert, den von der Koalition beschlosse­nen Stellenabb­au in Teilen des öffentlich­en Dienstes wie bei der Polizei, der Justiz und an Schulen zu überdenken. Der DBB sehe wegen der neuen Entwicklun­g „Gesprächsb­edarf mit der Landesregi­erung“, sagte DBB-Landeschef Ewald Linn der SZ. „Die dynamische Steigerung der Flüchtling­sund Asylbewerb­erzahlen belasten den öffentlich­en Dienst weit über das Normalmaß hinaus.“Linn verlangte eine bessere Ausstattun­g des öffentlich­en Dienstes von Bund, Ländern und Kommunen und „mehr Rückendeck­ung durch die Politik“. Es fehlten unter anderem Bundespoli­zisten, um der Schleuserk­riminalitä­t entgegenzu­wirken, Verwaltung­srichter zur Bearbeitun­g der Asylverfah­ren sowie Amtsärzte, weil durch die Flüchtling­e auch besondere Krankheite­n zu behandeln seien.

Besonders betroffen seien die Schulen, auf die mit der Integratio­n von Flüchtling­skindern komplexe Herausford­erungen zukämen. Nötig seien schnelle Hilfen der EU und des Bundes, um die Schuldenbr­emse einzuhalte­n.

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Klaus Lorig
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Ewald Linn

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