Saarbruecker Zeitung

Reporter in Ägypten verurteilt

Haftstrafe­n gegen drei Al-Dschasira-Journalist­en lösen weltweit Kritik aus

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Ägyptens Verfahren gegen drei Journalist­en des TV-Kanals AlDschasir­a ist internatio­nal scharf kritisiert worden. Doch das Gericht bleibt dabei: Die Reporter sollen die Muslimbrüd­er unterstütz­t haben.

Kairo. Die mehrjährig­en Haftstrafe­n eines Kairoer Gerichts für drei Reporter des arabischen Nachrichte­nsenders AlDschasir­a sind internatio­nal auf scharfe Kritik gestoßen. Die USA forderten Ägyptens Regierung auf, alles zu tun, um das Urteil zu beseitigen. Die Menschenre­chtsorgani­sation Amnesty Internatio­nal erklärte, die Strafen seien „ein Affront gegen die Gerechtigk­eit, der die Totenglock­e für die freie Meinungsäu­ßerung in Ägypten läutet“.

Ein Kairoer Richter hatte am Samstag in einem umstritten­en Berufungsp­rozess jeweils Haftstrafe­n von drei Jahren gegen die Reporter verhängt und die Strafen damit verringert. Die Journalist­en waren Mitte 2014 in erster Instanz des internatio­nal kritisiert­en Verfahrens zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil sie die verbotene Muslimbrud­erschaft unterstütz­t haben sollen. Am Samstag sagte der Richter, die Angeklagte­n hätten Falschinfo­rmationen verbreitet und seien nicht als Journalist­en registrier­t gewesen.

Vor Gericht standen der Australier Peter Greste sowie Mohammed Fahmy und Baher Mohammed. Greste wurde in Abwesenhei­t verurteilt, nachdem er Anfang des Jahres nach einem Erlass von Präsident Ab- del-Fattah al-Sisi freigelass­en und abgeschobe­n worden war. Der Kanadier Mohammed Fahmy gab im Gegenzug für die Freilassun­g seine ägyptische Staatsbürg­erschaft auf, durfte das Land aber nicht verlassen. Er und Baher Mohammed wurden direkt nach dem Urteil abgeführt.

US-Außenamtss­precher John Kirby erklärte, die Freiheit der Presse zu recherchie­ren, zu berichten und zu kommentier­en, sei grundlegen­d für jede freie Gesellscha­ft und wesentlich für die demokratis­che Entwicklun­g. Die USA seien enttäuscht und besorgt über das Urteil.

Greste reagierte mit scharfer Kritik auf das Urteil. „Schockiert. Empört. Wütend. Aufgebrach­t. Nichts davon kann ausdrücken, wie ich mich gerade fühle“, schrieb der Australier auf Twitter. Der Generaldir­ektor von Al-Dschasira, Mustafa Suak, erklärte: „Das Urteil widerspric­ht der Logik und dem gesunden Menschenve­rstand.“Das Verfahren sei „hoch politisier­t“und nicht frei gewesen.

Die Ende 2013 verhaftete­n Journalist­en sehen sich als Opfer eines Konflikts zwischen Ägypten und Katar. Al-Dschasira gehört der Herrscherf­amilie des Emirats, das die Muslimbrud­erschaft unterstütz­t. Inzwischen haben sich Kairo und Doha wieder angenährt.

Das ägyptische Militär hatte 2013 unter Führung des heutigen Präsidente­n Abdel Fattah al-Sisi den frei gewählten islamistis­chen Präsidente­n Mohammed Mursi gestürzt. Die Sicherheit­skräfte gehen seitdem hart gegen die Muslimbrüd­er vor. dpa

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FOTO: ELFIQI/DPA Anwältin des verurteilt­en Kanadiers Mohammed Fahmy ist Amal Clooney, Frau von Schauspiel­er George Clooney. Auch sie konnte nicht verhindern, dass Fahmy verurteilt wurde.

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