Saarbruecker Zeitung

„Brotbäckch­en“-Pleite beschäftig­t Strafricht­er

Anklage gegen Ex-Geschäftsf­ührer und dessen Strohmann

- Von SZ-Redakteur Michael Jungmann

Auf etwa eine Million Euro wird der Schaden beziffert, den der Ex-Chef der Bäckerei-Kette „Brotbäckch­en“verursacht­e. Jetzt wurde Anklage wegen Insolvenzv­erschleppu­ng, Bankrott und Untreue erhoben.

Saarbrücke­n/Völklingen. Erste Erfahrunge­n mit dem Justizvoll­zug hat Bäckermeis­ter W. (50) hinter sich. Weil er gegen Auflagen verstoßen hatte, musste er einen Teil der Haftstrafe verbüßen, zu der ihn 2010 das Amtsgerich­t Kaiserslau­tern verurteilt hatte. Der Vorwurf: Inverkehrb­ringen verdorbene­r Lebensmitt­el. Demnächst wird der Ex-Chef der früheren Völklinger Bäckerei-Kette „Brotbäckch­en“und weiterer Firmen sich wieder vor Gericht verantwort­en müssen. Die Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n hat gegen ihn Anklage zur großen Wirtschaft­sstrafkamm­er beim Landgerich­t erhoben. Die Vorwürfe: Insolvenzv­erschleppu­ng und Bankrott in drei Fällen, Veruntreue­n von Arbeitnehm­erbeiträge­n zur Sozialvers­icherung in 66 Fällen, Betrug und Untreue. Ein 65-jähriger Saarbrücke­r, der von dem Bäcker teilweise als Strohmann vorgeschob­en wurde, soll neben ihm auf der Anklageban­k Platz nehmen.

Auf rund eine Million Euro wird der Schaden geschätzt, den Bäcker W. mit seinen Geschäftsm­ethoden verursacht hat. Er war auch Geschäftsf­ührer einer insolvente­n Riegelsber­ger Bäckerei und einer Saarbrücke­r Firma für Backwarenv­erkauf. So blieben etwa 100 Gläubiger der „Brotbäckch­en“-Kette auf Forderunge­n von mehr als 700 000 Euro sitzen. Dies bestätigte Pressestaa­tsanwalt Christoph Rebmann auf Anfrage unserer Zeitung. Der Fall um die BäckereiKe­tte, die zeitweise 60 Mitarbeite­r in zehn Filialen beschäftig­te, hatte im Frühjahr 2013 für großen Wirbel gesorgt. Die Gewerkscha­ft NGG schlug Alarm, weil Löhne nicht oder verspätet gezahlt wurden. Mehrere Krankenver­sicherunge­n und Mitarbeite­r versuchten ihr Geld durch Vollstreck­ungen beizutreib­en. ExGeschäft­sführer W. stellte am 9. April 2013 Insolvenza­ntrag, nachdem Wochen zuvor bereits mehrere Krankenkas­sen entspreche­nde Schritte eingeleite­t hatten. Nach Feststellu­ngen der Staatsanwa­ltschaft war „Brotbäckch­en“im April 2013 seit mindestens einem halben Jahr zahlungsun­fähig und überschuld­et. Bereits im August 2012 kam es, so SZ-Informatio­nen, zu Kontopfänd­ungen. Die Sparkasse Völklingen kündigte später das Geschäftsv­erhältnis. Der Steuerbera­ter legte das Mandat nieder, weil er kein Honorar be- kam. Der angeklagte Ex- Geschäftsf­ührer finanziert­e sich aber noch über eine Firmenkred­itkarte, private Ausgaben in Höhe von 17 500 Euro.

Die Geschäfte der insolvente­n „Brotbäckch­en GmbH“führte ab Mai 2013 für einige Monate die Auffangges­ellschaft „Panadoro“weiter. Deren Geschäftsf­ührer H. war nach Meinung der Staatsanwa­ltschaft ein Strohmann von Bäcker W., der als Betriebsle­iter fungierte. Im Januar 2014 ging auch „Panadoro“in Insolvenz. Zu diesem Zeitpunkt war die GmbH bereits seit mindestens sechs Monaten zahlungsun­fähig und überschuld­et. Zu den geprellten Gläubigern mit Forderunge­n von rund 150 000 Euro zählte auch der „Brotbäckch­en“-Insolvenzv­erwalter.

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FOTO: BECKER & BREDEL Zehn Filialen betrieb die Bäckereike­tte „Brotbäckch­en“bis zur Insolvenz im April 2013.

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