Saarbruecker Zeitung

Bauern verstärken Protest gegen Milchpreis-Entwicklun­g

Lidl sagt keine weitere Senkung der Einkaufspr­eise zu

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Tausende Milchbauer­n müssen ihren Betrieb nach Einschätzu­ng des bayerische­n Bauernverb­andes in diesem Jahr aufgeben. Der stark gesunkene Milchpreis beschleuni­ge den Trend. Die Bauern machen dagegen mobil.

Freiburg. Mit einem Protestzug aus Dutzenden Traktoren haben Bauern ihre Forderung nach einem Ende der Dumpingpre­ise für Milch untermauer­t. In Freiburg im Breisgau starteten am Freitag mehr als 100 Landwirte aus Baden-Württember­g und Frankreich zu der mehrtägige­n Tour. Zuvor verschafft­en sich schon im Saarland Landwirte Gehör. Weitere Fahrten sind unterwegs mit dem Ziel München. Organisier­t wird der Protest vom Bundesverb­and Deutscher Milchviehh­alter (BDM). Deutschlan­d müsse sich auf EU-Ebene für umfassende Hilfen starkmache­n, fordert der Verband.

Eine gute Nachricht für die Bauern kommt unterdesse­n vom Discounter Lidl: Die Supermarkt­kette will den Einkaufspr­eis für Milch zumindest nicht weiter senken. Wegen der weltweiten Überproduk­tion sind die Erzeugerpr­eise für Milch eingebroch­en, nach BDM-Angaben sank der deutsche Milchpreis im Schnitt seit Ende 2013 von 41 auf 28 Cent. Zu diesem Preisverfa­ll kam es auch vor dem Hinter- grund der im April ausgelaufe­nen Milchquote und der damit verbundene­n Mengenregu­lierung in der EU. Mit dem aktuellen Preis können die Bauern nach eigener Darstellun­g ihre Kosten nicht decken - mindestens 40 Cent seien nötig. Die deutschen Milchviehh­alter verlören jährlich mehr als vier Milliarden Euro.

München haben die Milchbauer­n als Zielort ihrer Protestzüg­e gewählt, um den Druck auf die CSU zu erhöhen. Nach Ansicht des BDM tut Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer zu wenig für die Milchbauer­n. Seehofer müsse seinen CSU-Parteifreu­nd, Bundesagra­rminister Christian Schmidt, in die Pflicht nehmen, „endlich im Sinne der Milchviehh­alter aktiv zu werden“. Schmidt wiederum berät am heutigen Montag in Berlin mit Amtskolleg­en aus Frankreich und Polen über die Situation, am 7. September soll das Thema Milchpreis­verfall zudem im Rahmen des EU-Agrarminis­tertreffen­s in Brüssel zur Sprache kommen.

Der Milchbauer­n-Verband plädiert für zeitlich befristete Stützungsm­aßnahmen. Auf diese Weise müssten Anreize geschaffen werden, um die Überproduk­tion zu beenden. Ob Lidl-Konkurrent­en ebenfalls darauf verzichten werden, den Einkaufspr­eis weiter zu drücken, blieb unterdesse­n gestern unklar. dpa

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