Saarbruecker Zeitung

USA wichtigste­r Partner für deutsche Exporte

Frankreich auf Platz zwei verdrängt

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Erstmals seit 1961 haben die USA Frankreich als wichtigste­n Exportpart­ner von Deutschlan­d abgelöst. Gründe hierfür sind die besondere Wachstumsd­ynamik in den USA und der schwächeln­de Euro.

Wiesbaden/Saarbrücke­n. Die USA haben Frankreich als wichtigste­n Markt für deutsche Exporte abgelöst. Im ersten Halbjahr 2015 lieferte Deutschlan­d erstmals seit Jahrzehnte­n mehr Waren „Made in Germany“in die USA als ins Nachbarlan­d jenseits des Rheins, wie das Statistisc­he Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Damit könnte eine jahrzehnte­lange Ära zu Ende gehen: Seit 1961 war Frankreich ununterbro­chen größter Absatzmark­t für die deutsche Exportwirt­schaft. Die USA waren zuletzt 1959 an der Spitze der Abnehmerlä­nder von Autos, Maschinen und Co. aus der Bundesrepu­blik, 1960 standen die Niederland­e an der Spitze.

Aus Sicht von Jörg Zeuner, Chefvolksw­irt der Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW) ist es keineswegs ausgemacht, dass die Amerikaner dauerhaft mehr deutsche Produkte kaufen als die Franzosen. Die jüngste Entwicklun­g sei getrieben von der im Vergleich zu Frankreich größeren Wachstumsd­ynamik in den USA und dem schwächeln­den Euro, der deutsche Produkte außerhalb der Eurozone günstiger macht, in Frankreich jedoch nicht: „Das muss beides nicht von Dauer sein.“Es sei gut möglich, dass Frankreich wieder wichtigste­r Kunde deutscher Exporteure werde.

Im ersten Halbjahr 2015 kletterten die deutschen USAusfuhre­n von 45 Milliarden Euro im Vorjahr auf 56 Milliarden Euro. Damit entwickelt­en sich die Exporte über den Atlantik deutlich dynamische­r als über den Rhein: Nach Frankreich gingen von Januar bis Juni Produkte im Wert von 53,5 Milliarden Euro nach 51,6 Milliarden Euro vor einem Jahr. Dieser Trend könnte sich fortsetzen: Der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) traut der weltgrößte­n Volkswirts­chaft schon 2015 ein Wachstum um 2,5 Prozent zu, im Folgejahr dann um 3,0 Prozent. Für den Euroraum sagten die Experten nur Wachstumsr­aten von 1,5 Prozent in diesem und 1,7 Prozent im kommenden Jahr voraus.

Als Handelspar­tner (Exporte plus Importe) hat Frankreich die Nase allerdings weiterhin vorne, weil Deutschlan­d mehr Waren aus Frankreich einführt als aus den USA. Auf Rang drei und vier der größten Handelspar­tner folgen die Niederland­e und China. Insgesamt legten die deutschen Ausfuhren im ersten Halbjahr so stark zu wie seit vier Jahren nicht mehr. Sie stiegen im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um 7,0 Prozent auf 595,3 Milliarden Euro. dpa

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