Saarbruecker Zeitung

Es werde Licht

Das Burda-Museum in Baden-Baden widmet Heinz Mack eine große Retrospekt­ive

- Von SZ-Mitarbeite­r Bülent Gündüz

Im Baden-Badener Kurpark gelegen gleicht das Burda-Museum selbst einer Skulptur aus Licht und Schatten. Wo also könnte man den deutschen Lichtkünst­ler Heinz Mack besser würdigen als dort?

Baden-Baden. Die Düsseldorf­er Künstler Otto Piene und Heinz Mack waren von der Nachkriegs­kunst enttäuscht. Zu sehr mit psychologi­schem Ballast aufgeladen schien ihnen die herrschend­e Malerei des Tachismus und Informel, die das Ich des Künstlers so sehr in den Mittelpunk­t rückte. Mack und Piene wollten eine Stunde Null und einen Neuanfang in der Nachkriegs­kunst. Die beiden gründeten 1958 die Künstlergr­uppe ZERO, der sich bald auch Guenther Uecker anschloss.

Im Museum Frieder Burda erhält Mack nun eine Einzelauss­tellung, die das Werk des Licht- und Kinetik-Künstlers in den Fokus rückt. Dabei hatte Mack eigentlich schon als Maler begonnen, von den gestischen Abstraktio­nen der 1950er-Jahre abzurücken. Seine frühen Bilder nannte er „Dynamische Strukturen“und ließ mittels Schwarz und Weiß horizontal­e und vertikale Geraden entstehen. Später folgten Reliefs aus Metallfoli­en, Plexiglas, Keramik und Aluminium. Um 1960 entstanden die „Rotoren“. Einzelne Elemente mit Reliefstru­kturen werden mittels Motoren bewegt und verändern so visuelle Struktur und Motiv.

Neben der Bewegung wurde Licht zum zentralen Element in Macks Werk. In seinen Skulpturen und Reliefs macht der Künstler Licht zum Material. Dabei nutzte er nicht das Wechselspi­el aus Beleuchtun­g und Schatten, sondern arbeitete mit unterschie­dlichen glänzenden Materialie­n an der Erscheinun­g von Licht. Stumpfe Oberfläche­n wie die Keramiken überzog er mit Gold. Die unterschie­dlichen plastische­n Strukturen reflektier­en das Licht, absorbiere­n oder zerstreuen es. Häufig nutzte er auf der Oberfläche das gleiche Muster und dreht es mehrmals um 90 Grad. So entstanden gleicharti­ge Strukturen, die das Licht aber ganz unterschie­dlich behandeln und überrasche­nd lebendig wirken.

Diese Kunst war nicht nur Anti-Malerei, sie sollte Optimismus verbreiten und Lust auf die Zukunft machen. Bald waren es nicht mehr nur kleine, handliche Formate. Mack zeichnete seine Reliefs in den Sand der Sahara und schuf damit frühe Beispiele der Land Art. Zu seinem Sahara-Projekt gehörten aber auch große Metallobje­kte und Spiegel, die das gleißende Sonnenlich­t unter- schiedlich reflektier­ten. Das besondere Licht der Wüste, die Kargheit und endlose Weite begeistert­en den Künstler und animierten ihn zu futuristis­chen Experiment­en, die nicht zufällig an die Raumfahrt erinnern.

Macks puristisch­e Ästhetik erregte Aufsehen. Er durfte an der documenta II und III teilnehmen und vertrat Deutschlan­d bei der Biennale di Venezia 1970. Nachdem sich ZERO 1966 auflöste, wurde es still um die Gruppe. Doch seit Mitte der 2000er-Jahre erleben Mack und seine beiden Kollegen eine Wiederentd­eckung. 2014 sprach die ganze Kunstwelt über Macks monumental­e Goldstelen, die er auf der Insel San Giorgio Maggiore anlässlich der Architektu­r-Biennale in Venedig installier­te. Erst im Oktober 2014 wurde eine ZERO-Ausstellun­g im New Yorker Guggenheim-Museum gezeigt, die auch in Berlin präsentier­t wurde und gerade in Amsterdam Station macht.

Die Ausstellun­g in Baden-Baden muss sich vor der Konkurrenz nicht verstecken. Kurator Helmut Friedel hat Werke aus allen Schaffensp­hasen des Künstlers zusammenge­tragen und zeigt einen wunderbare­n Überblick über die Arbeit von Mack. Die Werke passen perfekt in den großartige­n Museumsbau von Richard Meier, der selbst eine Skulptur aus Licht und Schatten ist.

Bis 20. September 2015, DiSo 10 bis 18 Uhr, Museum Frieder Burda, Baden-Baden.

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FOTO: EDWIN BRAUN/VG BILD-KUNST Heinz Mack im Jahr 1968 bei Dreharbeit­en zum Film „TeleMack“in der tunesische­n Wüste.
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MUSEUM FRIEDER BURDA/VG BILD-KUNST ?? „Architectu­re lumière“– eine Arbeit aus Alu, Edelstahl und Plexiglas aus den 60ern.
FOTO: MUSEUM FRIEDER BURDA/VG BILD-KUNST „Architectu­re lumière“– eine Arbeit aus Alu, Edelstahl und Plexiglas aus den 60ern.

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