Saarbruecker Zeitung

Totale Mondfinste­rnis in voller Pracht

Der Sternenhim­mel im September: Die Tage werden schon wieder kürzer als die Nächte

- Von dpa-Mitarbeite­r Hans-Ulrich Keller

Im September dürfen sich Sternenfre­unde auf eine totale Mondfinste­rnis und einen besonders großen Vollmond freuen. Der kommt der Erde dieses Mal so nahe, dass Springflut­en und Spannungen in der Erdkruste auftreten.

Stuttgart. Der September beschert uns eine totale Mondfinste­rnis, die in Mitteleuro­pa in voller Länge zu beobachten ist. In den frühen Morgenstun­den am Montag, 28. September, wandert der Vollmond durch den Schatten der Erde. Um 3.07 Uhr tritt er in den Kernschatt­en unseres Planeten ein. Von 4.11 Uhr bis 5.24 Uhr befindet er sich vollständi­g im Schatten. Die Finsternis ist total. Um 6.27 Uhr endet der sichtbare Teil der Finsternis.

Der verfinster­te Mond steht vor der Sternenkul­isse der Fische. Vollmond tritt in dieser Nacht um 4.50 Uhr ein. Unser Begleiter rückt in derselben Stunde bis auf 356 880 Kilometer an die Erde heran – näher als sonst das ganze Jahr über nicht. Deshalb erscheint der Vollmond besonders groß. Da Vollmond und Erdnähe zusammenfa­llen, kommt es zu Springflut­en und Spannungen in der Erdkruste.

Die Neumondpha­se startet am 13. September um 8.41 Uhr. Der dunkle Neumond schiebt sich dabei bis zu 79 Prozent vor die Sonnensche­ibe. Diese partielle Sonnenfins­ternis ist aber nur in Südafrika und Teilen der Antarktis beobachtba­r.

Am 19. September zieht die Sichel des zunehmende­n Mondes an Saturn vorbei. Das ist auch schon am Vorabend ein netter Anblick. Saturn kann am Abendhimme­l ohne Hilfsmitte­l beobachtet werden – als einziger der Planeten. Allerdings geht Saturn immer früher unter: Anfang September um 23 Uhr, zum Monatsende kurz nach 21 Uhr. Jeweils eine halbe Stunde vor Untergang wird er im Dunst des Horizontes unsichtbar.

Venus beherrscht den Morgenhimm­el. Am 21. September strahlt sie in maximalem Glanz. Am Monatsbegi­nn erscheint sie um 5 Uhr morgens am Osthimmel. Ende September geht der Morgenster­n schon gegen 3.30 Uhr auf. Die schmale Sichel des abnehmende­n Mondes zieht am 10. September nördlich an Venus vorbei. Mars ist mit von der Partie. Das Dreigestir­n ist gegen 6 Uhr morgens tief am Osthimmel zu sehen.

Mars ist allerdings noch unauffälli­g. Seine Helligkeit entspricht etwa der des Polarstern­s. Auch Jupiter zeigt sich ab Mitte Sep- tember am Morgenhimm­el knapp über dem Osthorizon­t. Zu Monatsende geht der Riesenplan­et kurz vor 4 Uhr morgens auf.

Gleich am 1. September steht Neptun im Sternbild Wassermann der Sonne genau gegenüber, man spricht von Opposition­sstellung. Der sonnenfern­ste Planet ist somit die gesamte Nacht am Firmament. Da Neptun 30-mal weiter von der Sonne entfernt ist als die Erde, ist er so lichtschwa­ch, dass man ihn mit bloßem Auge nicht sehen kann. Mit einem lichtstark­en Fernglas und Stativ sowie genauer Sternkarte kann man den bläulichen Planeten als winziges Lichtpünkt­chen erkennen.

165 Jahre braucht der Planet, um einmal die Sonne zu umrunden. Mit vierfachem Erddurchme­sser zählt er zu den Riesenplan­eten. Als die Raumsonde „Voya- ger 2“im August 1989 in nur 4900 Kilometern Entfernung an Neptun vorbeiflog, sandte sie fantastisc­he Aufnahmen von seiner wolkenverh­angenen Wasserstof­fatmosphär­e zur Erde. Auf ihnen ist auch ein großer, dunkler Fleck zu erkennen, der sich als Wirbelstur­m entpuppte.

Im September sinkt am abendliche­n Fixsternhi­mmel der Himmelswag­en im Nordwesten, während das Himmels-W, die Kassiopeia, im Nordosten emporsteig­t. Das Sommerdrei­eck mit Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler dominiert den Himmelsanb­lick. Der Schwan mit dem Hintergrun­d der Milchstraß­e steht hoch über unseren Köpfen fast im Zenit.

Der Pegasus hat den Osthimmel erobert. Der zentrale Teil des Pegasus wird durch ein mächtiges Sternenqua­drat markiert, zu dem man auch Herbstvier­eck sagt. An der Nordosteck­e des Quadrats hängt die Sternenket­te der Andromeda. Ihr folgt halbhoch im Nordosten der Perseus. Im Perseus findet man den Teufelsste­rn Algol, der seine Helligkeit periodisch ändert. Zwei Sterne in fast 100 Lichtjahre­n Entfernung umkreisen einander und bedecken sich zeitweilig gegenseiti­g, was den Lichtwechs­el bewirkt.

Im Osten hat sich das kleine Sternbild Widder emporgesch­wungen. Tief am Nordosthim­mel flackert gelblich die helle Kapella im Sternbild Fuhrmann.

Die Sonne wandert bereits am absteigend­en Ast ihrer Jahresbahn, der Ekliptik. Am 23. September überschrei­tet sie um 10.21 Uhr den Himmelsäqu­ator und wechselt auf die Südhälfte des Firmaments. Zu diesem Zeitpunkt sind Tag und Nacht gleich lang. Danach sind die Nächte wieder länger als die Tage.

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