Saarbruecker Zeitung

Der König der Athleten

Bei der Weltrekord-Show von Ashton Eaton holt Zehnkämpfe­r Rico Freimuth Bronze

- Von dpa-Mitarbeite­r Ralf Jarkowski

Ashton Eaton ist und bleibt der König der Athleten – und er krönte sein zweites WM-Gold mit einem Weltrekord. Der Amerikaner verbessert­e seine Top-Marke in Peking um sechs Punkte. Und auch Rico Freimuth sorgte mit Bronze für Furore.

Peking. Weltmeiste­r Ashton Eaton hatte glänzende Augen, und auch Freimuth II. wurde nach dem Drama in zehn Akten kurz von seinen Gefühlen übermannt. „Dieser Zehnkampf, dieser Weltrekord, da bekam ich Gänsehaut. Das war ein legendärer Moment – und ich war dabei“, sagte Rico Freimuth, Sohn des früheren Weltklasse­Zehnkämpfe­rs Uwe Freimuth, nach dem größten Coup seiner Laufbahn: Bronze bei den Leichtathl­etik-Weltmeiste­rschaften in Peking.

„Meine Karriere hat ihren Höhepunkt erreicht. Ich habe mir einen Lebenstrau­m erfüllt“, meinte der Hallenser, der die Medaille mit einem irren Schlussspu­rt im 1500-MeterLauf gerade noch gerettet hatte. Freimuth wollte das Edelmetall unbedingt. Und als Platz drei schließlic­h sicher war, da wusste er genau, wer ihm den letzten Kick gegeben hatte. „Danke, Ashton!“, sagte der deutsche Hauptdarst­eller einer großen Zehnkampf-Show.

„Ashton ist der größte Athlet“, erklärte Freimuth nicht nur einmal. Dass sie sich im Wettkampf nichts schenken, schließt gegenseiti­ge Hilfe nicht aus. „Kameradsch­aft“– dieses Wort fiel ganz oft an jenem Abend in den Katakomben des „Vogelnest“-Stadions. Vor den 1500 Metern spornten sie sich zum Beispiel an. Zuerst musste Eaton seinem Kollegen Mut machen – denn Freimuth hatte Zweifel. „Ich bin in diesem Jahr nicht gut“, sagte der Hallenser. Eaton beruhigte ihn - und machte ihm Mut. „Er sagte zu mir: Rico, das ist schon okay. Du bist stark, du kannst doch schnell laufen. Du musst nur an dich glauben!“Das war der Kick, den Freimuth brauchte. „Ich bin eine Riesenzeit gerannt.“Als er sich mit letzter Kraft ins Ziel warf, bekam Freimuth mit, was in grellen Farben auf der elektronis­chen Anzeigetaf­el blinkte: „9045 Points –

Muskelspie­le: Bronzemeda­illen-Gewinner Rico Freimuth und Ashton Eaton posieren für die Fotografen. Der US-Amerikaner siegte mit neuem Zehnkampf-Weltrekord von 9045 Punkten.

new World Record“. Da tobte das Stadion schon, und Freimuth keuchte noch. Ein knappes Ding war es für beide: Eaton verbessert­e seinen gut zwei Jahre alten Weltrekord um sechs Zähler, und Freimuth hätte auf den letzten fünf Metern nicht einknicken dürfen: Ganze 23 Punkte Vorsprung hatte der 1,96 Meter große Sportsolda­t auf den Russen Ilja Schkurenjo­w. Das sind über 1500 Meter rund 3,5 Sekunden – nach zwei langen Wettkampft­agen.

Freimuth Dritter, Götzis-Sieger Kai Kazmirek (LG RheinWied) Sechster, Michael Schrader (SC Hessen Dreieich) Siebter – die Team-WM hätten die Deutschen wohl gewonnen. Eaton hat das gute Abschneide­n nicht überrascht: „Sie haben immer den besten Teamgeist und die stärksten Nerven.“Und die meisten Punkte: Am Ende lag Eaton sagenhafte 350 Punkte vor dem zweitplatz­ierten Kanadier Damian Warner.

Superstar Usain Bolt hat mit Jamaikas 4 x 100-MeterStaff­el seine dritte Goldmedail­le bei den Leichtathl­etik-Weltmeiste­rschaften in Peking gewonnen. Der Sieger über 100 und 200 Meter führte das Quartett des Karibiksta­ates in 37,36 Sekunden ins Ziel. Dem 29 Jahre alten Rekordwelt­meister, der nun elf Titel auf dem Konto hat, gelang zum fünften Mal der Dreierschl­ag bei WM oder Olympia. Die deutsche Staffel kam auf Platz fünf. Die zunächst zweitplatz­ierten USA mit dem zweimalige­n Vizeweltme­ister Justin Gatlin wurden disqualifi­ziert. Silber ging in 38,01 Sekunden an China, Bronze mit 38,13 an Kanada. Die Amerikaner haben seit der WM 2007 bei keinem Großereign­is mehr die Goldmedail­le über 4 x 100 Meter gewonnen. Das deutsche Quartett mit Julian Reus, Sven Knipphals, Alexander Kosenkow und Aleixo-Platini Menga rannte 38,15 Sekunden.

Bei den Frauen hatte zuvor ebenfalls Jamaika triumphier­t. 100-Meter-Weltmeiste­r ShallyAnn Fraser-Price jubelte als Schlussläu­ferin nach 41,07 Sekunden für den Karibiksta­at. Das deutsche Quartett mit Rebekka Haase, Alexandra Burghardt, Gina Lückenkemp­er und Verena Sailer wurde in 42,64 Sekunden Fünfte. dpa

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FOTO: KAPPELER/DPA

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