Saarbruecker Zeitung

Schwimmen für Schwindelf­reie

Swimming Pools auf dem Boden kann ja jeder, dachten sich einige britische Architekte­n

- Von SZ-Korrespond­entin Katrin Pribyl

Es wäre der wahrschein­lich luftigste Swimming Pool der Welt: In London entsteht zwischen zwei Hochhäuser­n in 35 Metern ein „Sky Pool“. Wer darin schwimmen will, muss sich das aber leisten können.

London. Nach der Arbeit oder am Wochenende zur Entspannun­g eine Runde schwimmen zu gehen, könnte sich für einige Londoner bald als spektakulä­res Erlebnis entpuppen – vorausgese­tzt, sie sind schwindelf­rei. In der britischen Metropole soll ein Swimming Pool entstehen, der in 35 Metern Höhe zwei zehnstöcki­ge Gebäude verbindet. Der „SkyPool“, der nicht zufällig Ähnlichkei­ten mit einem Aquarium aufweist, dient als Brücke zwischen den Luxusanlag­en.

Doch öffentlich zugänglich ist das Vergnügen keineswegs, nur die Bewohner der beiden Häuser können das 25 Meter lange und drei Meter tiefe Bad exklusiv nutzen. „Die Erfahrung wird wahrlich einzigarti­g sein“, sagte der Chef der Baufirma Ballymore, Sean Mulryan. „Es wird sich anfühlen, als schwebe man durch die Luft.“Dabei können die Schwimmer nicht nur das Geschehen auf der Straße unter ihnen betrachten, ihnen bietet sich auch ein atemberaub­ender Ausblick auf Westminste­r, das berühmte Riesenrad „London Eye“und andere Wahrzeiche­n der Metropole. Lediglich 20 Zentimeter dickes Glas trennen die Schwimmer von der Außenwelt und auch sonst wollen die Architekte­n vollständi­g auf sichtbare Strukturel­emente ver-

So soll der „Sky Pool“am Ende aussehen.

zichten. Der freihängen­de und mit transparen­tem Boden versehene Pool ist also nichts für schwache Nerven. Nur auf diese Weise aber könne die Illusion, durch die Luft zu schwimmen, geboten werden.

Laut Medienberi­chten hat das spektakulä­re Projekt bereits eine Baugenehmi­gung erhalten. Es wäre Teil des neuen Wohnareals Nine Elms in Battersea im Südwesten der Hauptstadt. Aufgrund des Wohnraumma­ngels in London sollen dort mehr als 2000 Apartments entstehen. Doch das Schwimmver­gnügen über der Stadt hat seinen Preis. Ab gut 600 000 Pfund, mehr als 820 000 Euro, sind die Wohnungen zu haben, von denen man Zugang zum Pool in luftiger Höhe hat. Laut der Architekte­n sei das Schwimmbad weltweit das erste dieser Art. „Ich wollte etwas kreieren, das noch nie zuvor gemacht wurde“, sagte Sean Mulryan.

Im Jahr 2018 könnte das Projekt beendet sein, doch es melden sich auch Kritiker zu Wort. Insbesonde­re die Tatsache, dass viele Gebäude im Luxussegme­nt angesiedel­t sind, statt die Wohnungsno­t der Durchschni­ttsverdien­er zu lindern, bemängeln viele. Seit Jahren steigen die Immobilien­preise in der Metropole unaufhörli­ch, es fehlt an bezahlbare­m Wohnraum. Schuld daran sind nicht nur die wachsende Bevölkerun­g sowie die Tatsache, dass die Stadt über viele Jahre zu wenig gebaut hat, sondern auch die Käufer, die Häuser und Wohnungen als Investitio­n betrachten. Die hohe Nachfrage nach Luxusimmob­ilien verschlimm­ert die Krise auf dem Wohnungsma­rkt zunehmend.

Doch selbst einige Makler, deren Kundenstam­m das nötige Geld besitzen, bezweifeln, ob es allzu viele Reiche gibt, die im schwebende­n Bad planschen wollen. „Gibt es ausreichen­d Exhibition­isten, um den Pool zu füllen?“, zitiert der „Guardian“einen Immobilien­vermittler, der die Idee „völlig irre“findet. Dabei dienen besondere Schwimmbäd­er im harten Wettbewerb um die Reichen dieser Welt zunehmend als Verkaufsar­gumente. So liegt beispielsw­eise der höchste Swimming Pool Westeuropa­s ebenfalls in London. Der Wolkenkrat­zer „The Shard“beherbergt im 52. Stock für die Bewohner der Luxusapart­ments eine Schwimmstä­tte inklusive atemberaub­enden Ausblick – sollte man den durch die Schwimmbri­lle überhaupt noch genießen können.

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FOTO: HAYES DAVIDSON

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