Schwimmen für Schwindelfreie
Swimming Pools auf dem Boden kann ja jeder, dachten sich einige britische Architekten
Es wäre der wahrscheinlich luftigste Swimming Pool der Welt: In London entsteht zwischen zwei Hochhäusern in 35 Metern ein „Sky Pool“. Wer darin schwimmen will, muss sich das aber leisten können.
London. Nach der Arbeit oder am Wochenende zur Entspannung eine Runde schwimmen zu gehen, könnte sich für einige Londoner bald als spektakuläres Erlebnis entpuppen – vorausgesetzt, sie sind schwindelfrei. In der britischen Metropole soll ein Swimming Pool entstehen, der in 35 Metern Höhe zwei zehnstöckige Gebäude verbindet. Der „SkyPool“, der nicht zufällig Ähnlichkeiten mit einem Aquarium aufweist, dient als Brücke zwischen den Luxusanlagen.
Doch öffentlich zugänglich ist das Vergnügen keineswegs, nur die Bewohner der beiden Häuser können das 25 Meter lange und drei Meter tiefe Bad exklusiv nutzen. „Die Erfahrung wird wahrlich einzigartig sein“, sagte der Chef der Baufirma Ballymore, Sean Mulryan. „Es wird sich anfühlen, als schwebe man durch die Luft.“Dabei können die Schwimmer nicht nur das Geschehen auf der Straße unter ihnen betrachten, ihnen bietet sich auch ein atemberaubender Ausblick auf Westminster, das berühmte Riesenrad „London Eye“und andere Wahrzeichen der Metropole. Lediglich 20 Zentimeter dickes Glas trennen die Schwimmer von der Außenwelt und auch sonst wollen die Architekten vollständig auf sichtbare Strukturelemente ver-
So soll der „Sky Pool“am Ende aussehen.
zichten. Der freihängende und mit transparentem Boden versehene Pool ist also nichts für schwache Nerven. Nur auf diese Weise aber könne die Illusion, durch die Luft zu schwimmen, geboten werden.
Laut Medienberichten hat das spektakuläre Projekt bereits eine Baugenehmigung erhalten. Es wäre Teil des neuen Wohnareals Nine Elms in Battersea im Südwesten der Hauptstadt. Aufgrund des Wohnraummangels in London sollen dort mehr als 2000 Apartments entstehen. Doch das Schwimmvergnügen über der Stadt hat seinen Preis. Ab gut 600 000 Pfund, mehr als 820 000 Euro, sind die Wohnungen zu haben, von denen man Zugang zum Pool in luftiger Höhe hat. Laut der Architekten sei das Schwimmbad weltweit das erste dieser Art. „Ich wollte etwas kreieren, das noch nie zuvor gemacht wurde“, sagte Sean Mulryan.
Im Jahr 2018 könnte das Projekt beendet sein, doch es melden sich auch Kritiker zu Wort. Insbesondere die Tatsache, dass viele Gebäude im Luxussegment angesiedelt sind, statt die Wohnungsnot der Durchschnittsverdiener zu lindern, bemängeln viele. Seit Jahren steigen die Immobilienpreise in der Metropole unaufhörlich, es fehlt an bezahlbarem Wohnraum. Schuld daran sind nicht nur die wachsende Bevölkerung sowie die Tatsache, dass die Stadt über viele Jahre zu wenig gebaut hat, sondern auch die Käufer, die Häuser und Wohnungen als Investition betrachten. Die hohe Nachfrage nach Luxusimmobilien verschlimmert die Krise auf dem Wohnungsmarkt zunehmend.
Doch selbst einige Makler, deren Kundenstamm das nötige Geld besitzen, bezweifeln, ob es allzu viele Reiche gibt, die im schwebenden Bad planschen wollen. „Gibt es ausreichend Exhibitionisten, um den Pool zu füllen?“, zitiert der „Guardian“einen Immobilienvermittler, der die Idee „völlig irre“findet. Dabei dienen besondere Schwimmbäder im harten Wettbewerb um die Reichen dieser Welt zunehmend als Verkaufsargumente. So liegt beispielsweise der höchste Swimming Pool Westeuropas ebenfalls in London. Der Wolkenkratzer „The Shard“beherbergt im 52. Stock für die Bewohner der Luxusapartments eine Schwimmstätte inklusive atemberaubenden Ausblick – sollte man den durch die Schwimmbrille überhaupt noch genießen können.