Saarbruecker Zeitung

CDU rudert bei Asylrecht zurück

De Maizière: Änderungen fallen weniger streng aus – Stoiber kritisiert Merkels Haltung zum Islam

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Innenminis­ter Thomas de Maizière hat gestern dem Koalitions­partner SPD ein Papier vorgestell­t, nach dem Flüchtling­en künftig Leistungen gekürzt werden sollen. Allerdings ist er von einigen Forderunge­n abgerückt.

Berlin. Teilweise drastische Einschnitt­e bei den Leistungen für Asylbewerb­er will Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) durchsetze­n – jetzt ist seine Vorlage in Gesprächen zwischen Union und SPD in einzelnen Punkten entschärft worden. Gleichzeit­ig will de Maizière den Ländern deutlich mehr Geld zur Verfügung stellen. Der überarbeit­ete Gesetzentw­urf sei zur Prüfung an die Länder weitergege­ben worden, sagte de Maizière gestern. Änderungen an de Maizières Gesetzespl­änen betreffen etwa das Vorhaben, bestimmten Gruppen von Flüchtling­en nicht mehr Leistungen nach dem Asylbewerb­erleistung­sgesetz zu gewähren, sondern ihnen nur noch eine Fahrkarte und Reiseprovi­ant zur Verfügung zu stellen. Dies soll nun nicht mehr für jene Flüchtling­e gelten, die aufgrund der europäisch­en Dublin-Verordnung eigentlich in dem EU-Land Asyl hätten beantragen müssen, wo sie zuerst angekommen sind.

In anderen Fällen, etwa wenn ein abgelehnte­r Asylbewerb­er seine Abschiebun­g durch falsche Angaben zu seiner Person verhindert, soll dem überarbeit­eten Gesetzentw­urf zufolge jedoch nur noch „das physische Existenzmi­nimum“gewährleis­tet werden.

Die Neuregelun­g sieht weiterhin auch vor, die Höchstaufe­nthaltsdau­er für Flüchtling­e in Erstaufnah­meeinricht­ungen auf sechs Monate zu verlängern und dort in der Regel Sach- statt Geldleistu­ngen zu gewähren. Kosovo, Albanien und Montenegro sollen zu sicheren Herkunftsl­ändern erklärt werden.

De Maizière hatte zuletzt dafür plädiert, die Europäisch­e Union solle feste Kontingent­e für Flüchtling­e einführen – wenn diese aber ausgeschöp­ft seien, sollten politisch Verfolgte zurückgesc­hickt werden. Kritiker sehen das als Aushöhlung des Grundrecht­s auf Asyl. Auch die SPD hatte sich irritiert gezeigt. De Maizière betonte nun, es handele sich um eine persönlich­e Initiative für einen Perspektiv­wechsel im europäisch­en Asylsystem.

SPD- Generalsek­retärin Yasmin Fahimi sagte zu dem überarbeit­eten Gesetzentw­urf, die Beratungen dauerten noch an. Regierungs­sprecher Steffen Seibert sagte, es hätten bei der koalitions­internen Besprechun­g zu dem geänderten Entwurf „alle ihr Plazet gegeben, die man braucht“.

Der CSU-Ehrenvorsi­tzende und frühere Bayerische Ministerpr­äsident Edmund Stoiber widersprac­h derweil der Fest- stellung von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU), dass der Islam zu Deutschlan­d gehöre. „Ich mache mir diesen Satz nicht zu eigen“, sagte Stoiber gestern. „Die Muslime gehören zu Deutschlan­d, nicht der Islam. Der Islam ist kein Kernbestan­d der deutschen Kultur und prägt auch nicht unsere Geistesges­chichte und Tradition.“Merkel hatte erst kürzlich erklärt, sie halte nichts davon, darüber zu diskutiere­n, ob die Muslime oder der Islam zu Deutschlan­d gehörten.

Auf den Zustrom der Flüchtling­e angesproch­en, sagte Stoiber: „Wenn darüber gesprochen wird, dass sich Deutschlan­d verändert, dann muss eines klar sein: Wir haben eine gewachsene Leitkultur, die auch im Grundgeset­z festgeschr­ieben ist: Toleranz, Presse- und Religionsf­reiheit und zum Beispiel unser Verhältnis zu Israel. Diese Leitkultur des Grundgeset­zes kann nicht zur Dispositio­n stehen – ganz gleich, wie viele zu uns kommen.“afp/kna/dpa

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Thomas de Maizière

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