Saarbruecker Zeitung

Kraft baut ihr Kabinett in Nordrhein-Westfalen um

Drei Minister gehen, drei neue kommen – Opposition: Personal „so aufregend wie eingeschla­fene Füße“

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Über eine Kabinettsu­mbildung war in Düsseldorf schon länger spekuliert worden. Jetzt kommt sie gleich auf drei Positionen. Die Opposition lästert über Hannelore Krafts „letztes Aufgebot“und ein Personalan­gebot „aufregend wie eingeschla­fene Füße“.

Düsseldorf. Gut eineinhalb Jahre vor der Landtagswa­hl in Nordrhein-Westfalen bildet Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) ihr rot-grünes Kabinett um. Drei altgedient­e SPD-Politiker verlassen die Landesregi­erung und werden durch jüngere Minister ersetzt. Neue Chefs erhalten die beiden für die Integratio­n von Flüchtling­en wichtigen Ministerie­n Arbeit- und Soziales sowie Familie, Kinder und Jugend. Zudem ordnet Kraft die Zuständigk­eiten für die Europaund die Medienpoli­tik neu.

Das Arbeitsmin­isterium übernimmt der bisherige Vize-Vorsitzend­e der SPD-Landtagsfr­aktion, Rainer Schmeltzer (54), wie Kraft gestern mitteilte. Er löst Guntram Schneider (64) ab, der das Ministeriu­m seit 2010 leitet. Ein neues Gesicht in der Landespoli­tik ist die künftige Familienmi­nisterin Christina Kampmann (35). Sie ist bisher Bundestags­abgeordnet­e und wird Nachfolger­in von Ute Schäfer (61). Der Chef der Staatskanz­lei, Franz-Josef Lersch-Mense (63), übernimmt zusätzlich die Aufgaben der bisherigen Europa- und Medienmini­sterin Angelica Schwall-Düren (67). Die neuen Minister sollen ihr Amt am 1. Oktober antreten.

Kraft hatte noch vor wenigen Wochen Berichten über eine bevorstehe­nde Kabinettsu­mbildung widersproc­hen. Schäfer, Schneider und Schwall-Düren hätten ihr aber inzwischen unabhängig voneinande­r mitgeteilt, dass sie ihre Ämter niederlege­n wollten, sagte sie gestern. Sie dankte den drei Politikern, die 2010 das Wagnis einer Minderheit­sregierung eingegange­n seien. Kraft hatte nach der Landtagswa­hl 2010 eine rot-grüne Regierung ohne eigene Mehrheit im Landtag gebildet. Erst seit der Landtagswa­hl 2012 gibt es eine rot-grüne Mehrheit im Parlament. Kritik an den Personalen­t- scheidunge­n Krafts kam von der Opposition. CDU-Fraktionsc­hef Armin Laschet nannte die neuen Minister „das letzte Aufgebot der SPD“. Ausgerechn­et in dem Moment, in dem angesichts von Hunderttau­senden Flüchtling­en die Integratio­n das Schlüsselt­hema der Landespoli­tik werde, berufe Kraft einen SPD-Parteisold­aten zum Integratio­nsminister, der zu dem Thema bisher keinen einzigen Impuls geliefert habe. „Die Ministerpr­äsidentin hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt.“

Der Austausch von Ministern löse nicht die Probleme der Landesregi­erung, kritisiert­e FDPFraktio­nschef Christian Lindner. „Das war weder ein Befreiungs­schlag noch ein Aufbruch. Die Personalie­n sind so aufregend wie eingeschla­fene Füße.“dpa

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Hannelore Kraft

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