Autozulieferer Schaeffler geht an die Börse
Familienkonzern will mit Erlös Milliarden-Schulden abbauen – Erster Handel für 5. Oktober geplant
Über einen Börsengang des Autozulieferers Schaeffler war immer wieder spekuliert worden. Trotzdem kam jetzt die Ankündigung, dass es am 5. Oktober soweit sein soll, überraschend.
Herzogenaurach. Der hoch verschuldete Autozulieferer Schaeffler sucht mit einem Börsengang den finanziellen Befreiungsschlag. Mit dem Verkauf von 25 Prozent seiner Anteile will das Unternehmen einen Teil seiner Milliardenschulden abbauen, kündigte Konzernchef Klaus Rosenfeld gestern überraschend an. Vom 5. Oktober an sollen die Anteilsscheine frei gehandelt werden können. „Die geplante Platzierung und Börsenzulassung ist ein Meilenstein in der Geschichte unseres Unternehmens“, sagte Georg Schaeffler dennoch. Zusammen mit seiner Mutter Maria-Elisabeth kontrolliert er den Aufsichtsrat der Franken. „Die Schaeffler Gruppe bleibt auch zukünftig ein Familienunternehmen“, sagte die Firmenma-
Georg Schaeffler und seine Mutter Maria-Elisabeth geben trotz des Börsengangs weiter den Ton im Konzern an.
triarchin. „Zugleich werden wir die Chancen des Kapitalmarktes nutzen“, sagte Rosenfeld.
Nach Angaben Rosenfelds will sich die Familie Schaeffler als bisheriger Alleineigentümer von bis zu 100 Millionen Vorzugsaktien trennen. Zudem ist die Ausgabe von 66 Millionen neuen Anteilsscheinen geplant, ebenfalls als Vorzugaktien, mit denen das Kapital des Unter- nehmens erhöht und die Schulden gesenkt werden sollen.
Nicht glücklich zeigte sich Rosenfeld über die Belastung der Börse nach Bekanntwerden der Abgas-Manipulationen des VW-Konzerns in den USA. „Ich könnte mir (für den Börsengang) ein anderes Umfeld vorstellen“, sagte er. Grundsätzlich hätten Gespräche mit Fonds aber gezeigt, dass Investoren großes Interesse an der Schaeffler-Aktie hätten. Den Aktionären will Schaeffler künftig 25 bis 35 Prozent des Jahresüberschusses als Dividende auszahlen. Die erste Ausschüttung soll es bereits für dieses Jahr geben.
Schaeffler hat sich auf dem Höhepunkt der Finanzkrise mit der Beteiligung am Konkurrenten Continental finanziell übernommen. Danach ächzte das Unternehmen unter bedrohlich hohen Schulden. Doch dem früheren Dresdner-Bank-Vorstand und heutigem Vorstandschef Klaus Rosenfeld gelang es, die Finanzen neu zu ordnen und alte Schulden zu besseren Konditionen abzulösen.
Die Eigentümerfamilie gilt inzwischen als eine der reichsten in Deutschland. Nach Angaben eines Firmensprechers lastet auf der Schaeffler AG aber noch ein Schuldenberg von 6,2 Milliarden Euro, die Schulden der Schaeffler-Holding, also der Dachgesellschaft, bezifferte er gestern mit 3,6 Milliarden Euro.
Im ersten Halbjahr hatte das Unternehmen, das auch in Homburg produziert, vom guten Geschäft mit der Automobilindustrie profitiert. Der Gesamtumsatz kletterte verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 12,4 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro. Unterm Strich blieben als Gewinn 309 Millionen Euro übrig, das waren 99 Millionen Euro mehr als im ersten Halbjahr 2014. dpa